Sie befinden sich hier:

29.01.2021

Wintertaktik auf Karpfen

Kann man in der kalten Jahreszeit fette Karpfen fangen? Wo und wie findet man sie? Verstecken sie sich in ihrem Winterquartier oder lassen sie sich mit der richtigen Futterstrategie in Versuchung bringen? Warum Patrick Haas und sein Bruder Philipp ihren Karpfenansitz nicht mit einem Platz hinter dem warmen Ofen tauschen, erfahrt Ihr in diesem Beitrag. Als Karpfenexperten können sie aus den Erfahrungen der letzten Jahre eindeutige Tipps geben, wie man die Flossenträger auch in den frostigen Monaten eiskalt erwischen kann. 

Die Karpfen halten sich im Winter fast immer in den Bereichen des Gewässers auf, wo man sie auch im Frühjahr antrifft. Ein Großteil des Karpfenbestandes steht dort eng in Schulen beisammen. Die Lokalisation dieser Bereiche ist das Notwendigste für den Fangerfolg. Um etwas „Großes“ zu erreichen, ist das zwar grundsätzlich auch im restlichen Angeljahr relevant. Durch den geringeren Bewegungsradius der Fische ist das Auffinden der Karpfenstandorte im Winter aber ausschlaggebend und kann den Anbiss sogar schneller erfolgen lassen, als beispielsweise im Sommer und Herbst. Kurz gesagt, in der kalten Jahreszeit steht viel Fisch auf engstem Raum beisammen. 

Der Weg zum Erfolg beim Winterangeln lässt sich in zwei Schritten erklären: Erster Schritt: Begib Dich auf Spurensuche und finde ihren Lieblingsplatz, wähle somit den richtigen Spot aus. Zweiter und überaus wichtiger Schritt: Das richtige Futter und die beste Futtertaktik sind der Schlüssel zum Gelingen der Mission. Wir bevorzugen es, schon im Herbst unsere Winterplätze anzufüttern. Solltet Ihr die Möglichkeit haben, ein Gewässer frühzeitig so vorzubereiten, bringt es ohne Zweifel langfristig gesehen immer den meisten Erfolg und damit mehr Fische im Kescher. Über einen längeren Zeitraum qualitativ anzufüttern sichert Dir das Vertrauen der Schuppenträger und bringt konstante Fänge.

Im Winter kann also von einem sorgfältig ausgewählten und gut vorbereiteten Spot eine große Stückzahl an Karpfen gefangen werden. Die Futtermenge hängt auch im Winter von der Bestandsdichte an Karpfen im Gewässer und der Aktivität von sogenannten „Mitfressern“ ab, wie anderen Fischarten und Wasservögeln. Durch die rückläufigen, natürlichen Futterquellen bei Frost und Schnee sind gerade Wintervögel recht dominant und greifen gern auf das eingebrachte Angelfutter zurück. Daher verzichten wir im Winter auf Partikel und füttern hauptsächlich große und harte Boilies, die das Federvieh nicht bewältigen kann. Und das weiterhin großflächig verteilt im zuvor ausgewählten Gewässerbereich. Regelmäßiges Anfüttern zahlt sich aus. Dosiert platzieren wir jeden Tag einige Gramm Boilies. Das erweist sich als viel sinnvoller, als etwa vor dem Angeln eine üppige Futtermenge auszubringen. Unsere Taktik ist somit kaum anders als im Sommer, nur dass die Futtermenge jetzt im Winter deutlich geringer ausfällt und wir insgesamt behutsamer füttern.

Es geht aber auch ohne lange Vorbereitung, wie unsere aktuellen Karpfenfänge beweisen. Denn die beschriebene Taktik zum Aufbau eines Langzeitfutterplatzes war uns leider im vergangenen Spätjahr während der Corona-Pandemie nicht möglich. Aktuell können wir nur Kurzsessions am Tag planen. Mit unserer Platzwahl waren wir schon lange vor Anker gegangen, sie blieb stets gleich. Allerdings erhielt die Wahl des richtigen Angelfutters von uns jetzt eine noch viel größere Aufmerksamkeit:

Wenn man Karpfen in kurzen Zeitfenstern quasi „instant“ verführen will, dann muss einfach alles abgestimmt sein. Wir vertrauen einem selektiven Boilie, der sich im kalten Wasser rasch auflöst und seine Inhaltsstoffe hoch attraktiv sind. Es gibt in der Radical Range einen ausgezeichneten Fischmehlboilie, der über genau diese Qualität verfügt: der Radical „Red Monster“! Er wird durch das echte Robin Red der Firma Haith aus England zur verführerischen Duftwolke im Wasser. Ein Klassiker, dessen Gewürzmischung mitverantwortlich für unzählige Karpfenfänge weltweit ist. Darüberhinaus erhöhen wir die Attraktivität mit einem zum Boilie passenden Method Robin & Krill Groundbait von Browning. Ein großer Bestandteil ist auch bei diesem Grundfutter das Original Haith Robin Red. Dieses Futter mischen wir mit dem Red Monster Dip und etwas Milch an. So erhalten wir eine Wolkenbildung auf unseren Angelplätzen, die sich durch die gesamte Wassersäule zieht und neben den Attraktoren die Karpfen auch visuell anregt.

Wo nun genau sich der Winterkarpfen aufhält, da scheiden sich die Geister. Es wird oft angenommen, dass die Fische am besten in den tiefsten Gebieten des Gewässers zu fangen sind. Der Gedanke dahinter ist, dass das Wasser im Spätjahr in Bodennähe weniger auskühlt als an der Oberfläche. Das ist grundsätzlich auch richtig. Die tieferen Gewässerbereiche sind die Ruhezonen der Fische im Winter. 

Allerdings: Mildere Temperaturperioden und besonders Sonnentage in den Wintermonaten, regen die Aktivität der Karpfen zur Nahrungsaufnahme an. Die Temperatur in den tiefen Bereichen wird dabei weit weniger stark positiv beeinflusst, wie in den flacheren Abschnitten. Es deutet also einiges darauf hin, dass der Karpfen besonders zu sonnigen Tagesstunden die flachen Bereiche aufsucht, um von dem sich dort schneller erwärmenden Wasser zu profitieren. Fische sind wechselwarme Tiere, das heißt, ihre Körpertemperatur entspricht der Temperatur des sie umgebenden Wassers. Schwankt diese, so ändert sich auch ihr Stoffwechsel und ihre Nahrungsaufnahme. Es ist naheliegend, dass ein Fisch versucht, möglichst viel Zeit in einer Warmwasserzone zu verbringen. 

Genauso ist es mit dem Wind: Im Sommer und Herbst ist es ein verlässlicher Vorteil, auf der  windzugewandten Seite zu angeln. Das aufgewühlte und trübe Wasser verspricht viel Nahrung und eine stärkere Sauerstoffsättigung. Im Winter versuchen wir nun aber – neben all den anderen bisher angesprochenen Faktoren – gezielt unsere Köder in windgeschützte Bereiche zu präsentieren. Wir umgehen somit die Stellen, die durch Windeinfluss und Umwälzungen des Wassers zusätzlich auskühlen.

Einen qualifizierten Angelplatz zu finden, erfordert schon etwas Geduld. Wenn aber tiefe, windberuhigte Zonen mit bekannten Merkmalen zusammentreffen, sind wir ganz dicht dran. Das können sein überhängende Büsche am Ufer, ein markanter Unterstand aus Wurzeln von alten Bäumen, ein Dickicht aus Wasserpflanzen oder auch Übergänge eines harten Gewässerbodens auf weichem Schlamm. Habt Ihr ein geeignetes Fleckchen gefunden, wird auch Euer eiskalter Einsatz mit einem prächtigen Winterkarpfen belohnt werden.

Wilde Wintergrüße, 
Euer Patrick Haas, Team Radical / Black Cat / Wild Cat’z