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06.03.2019

Fish ‘n Chippy - Teil 3: Artenangeln

Anfang Oktober erleben Fabian Frenzel, Oliver Krage, Frank Adam, Florian Hühnken und ich vor Penzance, eine Stadt in Cornwall im Südwesten Englands, ein Angeln der Superlative. Die Meeresbucht am Eingang des Ärmelkanals ist für Meeresangler ein absolutes Paradies: In nur vier Angeltagen fangen wir mehr als 20 Fischarten. In drei Teilen nehmen wir euch mit in diese atemberaubende Artenvielfalt, umgeben von einer wunderschönen Landschaftskulisse.

Teil 3: Artenangeln
Bei unserem zweiten Date mit Chippy bleiben die schweren Ruten und Rollen zu Hause. Heute wartet ein ganzer Blumenstrauß unterschiedlicher Arten darauf, von uns beangelt zu werden. Mit den leichten 6-12 lbs Fin-Nor Lethal Variados, kombiniert mit der kleinen und superleichten Fin-Nor Primal Multirolle, bewaffnet packen wir ein weiteres Abenteuer im Land der „Fish and Chips“ an. Unser Skipper kennt sein Angelrevier wie seine Westentasche. Wieder haken wir ausreichend Makrelen, die wir erneut als Köder verwenden, kurz hinter dem Hafen. Chippy ergänzt das Köderangebot heute mit Seeringelwürmern und Tintenfischen, die er allerdings aus dem Angelladen organisiert hat. Wenige Seemeilen weiter, ziehen wir die zeigefingerlangen Fischfetzen auf den Haken und lassen die Naturködermontagen zum sandigen Boden sausen. Ein etwa 200g schweres Blei wird in den Running Boom eingehängt und hält das Vorfach am Grund. Fabian will unbedingt einen John Dory, einen Heringskönig, fangen. Chippy meint, dass die Jahreszeit für dieses Vorhaben nicht die beste ist, man aber immer noch Glück haben kann. Und so konzentriert sich Fabian auf seinen Liebling, der mit den Stachelstrahlen auf dem Rücken einem Punk ähnelt. Alle anderen an Bord angeln einfach und freuen sich auf das, was kommt. Sogar Chippy nimmt eine Rute zur Hand und angelt im Heck des Katamarans. Oliver versucht, mit Q-Paddlern die Flossenträger zu überlisten. Die Angeltechnik scheint jedoch egal zu sein. Die Wittlinge, die wir zuerst fangen, haben alle Köder zum Fressen gern. Dazu gesellen sich die ersten Knurrhahn Arten.

Am nächsten Spot warnt uns Chippy vor dem ruppigen Grund. Größere Steine können uns zum Verhängnis werden, wenn wir nicht aufpassen. Conger steht nun auf der Angelliste. Mit Erfolg! Frank fängt die Miniversion, während Chippy sein Talent einmal mehr unter Beweis stellt und einen Riesen aus den Fluten zieht. Statt John Dory beißt bei Fabian ein großer und wunderschön gezeichneter Lippfisch. Auch Oliver ergänzt die Liste mit bunten Kuckuckslippfischen. Plötzlich wird es recht schwer am anderen Ende von Frank’s Rute: „Das Ding fühlt sich komisch an“. Hat er einfach nur Kraut gehakt? Nein, ein Oktopus sitzt am Haken! Es fällt mir schwer, die Kamera wegzulegen. In einem Wahnsinns Tempo fängt jeder eine neue Fischart. Frank hat sich scheinbar morgens auf die Hände „gepullert“: Er hakt doch tatsächlich einen Leng. Einen großen und für südenglische Verhältnisse echt fetten Leng.

Nach einer Weile entscheidet Chippy, dass es jetzt Zeit für Pollack, Dorsch und Franzosendorsch wäre. Wir wechseln den Angelbereich und werden fündig. Es ist mir persönlich eine Ehre, den einzigen Dorsch, meinen Lieblingsfisch, der Tour zu fangen. Ich staune aber auch nicht schlecht, als die Jungs mir Pollacks, Franzosendorsche und Stöcker Makrelen vor die Linse halten. Zwischendurch finden aber auch immer wieder die allgegenwärtigen Wittlinge Gefallen an unserem Köderangebot. An diesem Spot ist es Fabian, der eine Ausnahmeart fängt: Eine kleine Krabbenspinne, die mit ihrem gruseligen Aussehen für Aufregung sorgt, hat sich den Köder gekrallt.

Die Strömung nimmt deutlich zu, sodass wir nicht nur den Spot wechseln, sondern jetzt ankern. Das hat den Vorteil, dass unsere Vorfächer wieder relativ ruhig am Grund präsentiert werden. Wir erfreuen uns an der nächsten Fischart: Katzenhaie! Die sandpapierartige Haut fühlt sich komisch an, bietet aber den Vorteil, dass man sie gut greifen kann. Am letzten Spot, eine sandige Bucht vor den Füßen des Minack Theaters, das förmlich in die Felsen gebaut wurde, versuchen wir unser Glück auf die platten Räuber. Dass die uns aber mit Ignoranz bestrafen, hätte wohl keiner vermutet. Dafür bekommen wir es mit einer echten Schönheit zu tun: Wie ein bunter Schmetterling sieht die letzte Knurrhahn-Art aus, die wir hier fangen dürfen. Bei dem „Tub Gurnard“ geht uns allen das Herz auf. Bei dem Anblick des roten Körpers mit Brustflossen, die in einem hellen Smaragdgrün, durchzogen von dunkelblauen Streifen, daherkommen, wird es an Bord still. Dankbarkeit macht sich in uns breit. So einen schönen Fisch haben wir noch nie in echt gesehen. Chippy weckt uns aber schnell wieder. Da fängt er doch tatsächlich noch den „Ansagefisch“. Eine Kliesche schließt das Artenkonto dieser unglaublichen Reise ab.  
 
Die Eindrücke rundum Penzance brennen sich tief in unsere Herzen. Noch heute haben wir das Erlebte lange nicht verarbeitet. Diesen Ort werden wir wiedersehen. Und dann fängt Fabian seinen John Dory, ich glaube fest daran!