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25.06.2019

Aus dem Nähkästchen geplaudert – Wels im Visier

Kein anderer europäischer Fluss hat in den letzten Jahren für so viel Aufsehen gesorgt, wie der Po in Italien. All jenen Anglern, die diesen Fluss ins Auge gefasst haben, möchte ich hier ein paar gewichtige Tipps mit auf den Weg geben.

Auf eigene Faust oder Welscamp?

An den Flussufern des Po‘s haben sich in den letzten Jahren einige Camps niedergelassen. Vom Delta bis weit in den Mittellauf hinein haben sich die Wallercamps etabliert. Auch wenn ein Aufenthalt dort mit mehr Kosten verbunden ist, als wenn man alles auf eigene Faust organisiert, so gibt es für mich zu viele positive Aspekte, um mich dagegen zu entscheiden. Allein das Organisieren der Angelkarten ist für Fremde fast unmöglich und nimmt dazu auch noch viel Zeit in Anspruch. In einem Camp erhalten Sie die Angelkarten bei Ankunft und können anschließend unverzüglich mit dem Angeln beginnen.
Das Camp bietet für Ihr Auto einen sicheren Stellplatz. Sanitäranlagen sind vorhanden und können jederzeit genutzt werden. Ebenso Kühlmöglichkeiten. Niemand muss auf frische Lebensmittel wie Fleisch, Eier etc. verzichten. In vielen Welscamps können Sie Köderfische kaufen. Selbst ein eigenes Boot brauchen Sie nicht, denn bei Ankunft wird Ihnen dieses übergeben und das Po-Abenteuer kann beginnen. Auch Leihgeräte sind kein Problem und Sie haben die Möglichkeit, erst einmal in das Welsangeln „hineinzuschnuppern“, ohne gleich teures Gerät kaufen zu müssen. Einer der größten Vorteile ist natürlich, dass Sie das Camp meist mit einigen erfahrenen Welsanglern teilen und somit sehr schnell lernen können.
 
Welche Jahreszeit?
 
Wenn sich das Wasser in den Monaten März/April erwärmt, kann man wahre Sternstunden erleben. Auch die Monate September/Oktober sind ganz heiße Zeiten, um an einen der Po- Riesen zu gelangen. Aber Vorsicht! Es ist eine Gratwanderung zwischen Abräumen und Blanken. Wenn im Frühjahr die Schneeschmelze in den Bergen einsetzt, kühlt der Fluss in wenigen Tagen wieder ab. Selbst wenn kurz vor Ihrer Ankunft gut gefangen wurde, kann sich das selbst in wenigen Stunden ändern. Es kommt sehr häufig vor, dass dann teilweise wochenlang nichts gefangen wird. Das gleiche Dilemma kann Ihnen auch im Herbst passieren. Wenn sich das Wasser sehr schnell abkühlt, geht gar nichts mehr. Also wann fahren?
Ich würde für den allerersten Trip den Juni oder Juli empfehlen. Das Wasser hat sich komplett erwärmt und die Fische sind mit ihrem Laichgeschäft fertig und verteilen sich wieder im Fluss. Jetzt sind Massenfänge zwar eher selten, aber die Wahrscheinlichkeit, Europas größten Süßwasserräuber in dieser Zeit zu fangen, ist am höchsten. Und bitte, vergessen Sie nicht, der Po ist das härteste Welsgewässer Europas: Der Durchschnitt der gefangenen Welse liegt bei einem erfahrenen zweiköpfigen Team bei drei bis vier Stück pro Woche.
 
Welche Methoden?
 
Mir gefallen beim Welsangeln die vielen Möglichkeiten, um den König des Po’s zu überlisten: Bojenfischen, Spinnfischen, Unterwasserpose, Wasserkugel, Driftfischen, Klopfen – all diese Methoden können zum gewünschten Erfolg führen und jede einzelne von ihnen hat ihren ganz besonderen Reiz. Viele Leute fischen vom Boot aus und lassen ihre Köder an welsverdächtige Stellen abtreiben. Somit können Sie schnell einige markante Punkte befischen, weil Sie flexibel sind. Diese Methode ist einfach und bringt immer wieder gute Fische.
Auch das Driftfischen ist eine wunderbare Möglichkeit, um tagsüber an die Bartelträger zu kommen. Sie lassen sich einfach mit der Strömung abtreiben und schleifen einige Köder hinter Ihrem Boot her. Somit beangeln Sie auch wieder einen sehr großen Bereich und die Chancen auf einen Wels stehen gut.
Das Bojenfischen ist etwas für Leute, die sich mit Zelt und Liege auf einer Sandbank niederlassen möchten, um dort ihre Bojen zu spannen. Auch das Grundfischen mit der Unterwasserpose lässt sich dort gut anwenden. Das Spinnfischen ist die Königsdisziplin des Welsangelns. Es gibt nichts aufregenderes, als einen raubenden Großwels mit der Spinnrute anzuwerfen und den Biss nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören. Dabei müssen Sie Ihre Ohren aufsperren. Wenn Sie den raubenden Wels ausgemacht haben, heißt es sich anzupirschen. Dabei ist das Wichtigste absolute Ruhe im Boot. Diese Methode ist bei steigendem Wasser sehr zu empfehlen.
Das Angeln mit dem Wallerholz ist indes nur eine Option für diejenigen, die es beherrschen, denn sonst ist die Gefahr groß, die Fische mit den Klopfgeräuschen zu vergrämen, anstatt sie anzulocken.

Standplätze?

Um erfolgreich sein zu können, müssen Sie das Versteck bzw. die Standplätz der Räuber aufdecken. Alle Gewässerunebenheiten können auf einen Hot Spot hindeuten. Flusskurven, Hafengebiete, Altwasser, Sandbänke, Brückenpfeiler, Warmwassereinläufe – all diese Dinge sollten Sie bei Ihrem Aufenthalt am Po genau unter die Lupe nehmen. An solchen markanten Plätzen stehen die Fische sehr oft .
 
Guiding oder im Alleingang?

Wer das erste Mal am Po zum Welsfischen unterwegs ist, dem kann ich die Dienste eines Welsguides nur empfehlen! Er kennt sich sehr gut aus, weiß um alle gängigen Methoden und die Standplätze der Räuber. Somit können Sie sich voll und ganz auf das Angeln konzentrieren.
 
Der Po wird auch in Zukunft weiter von sich reden machen. Er beherbergt eine Vielzahl großer Welse, welche in Zukunft nur noch größer werden. Wels und Po – ein Traumpaar! Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir in einer Angelzeitung über einen Wels-Giganten von 280 Pfund staunen werden – vielleicht von Ihnen gefangen?
 
Viel Erfolg wünscht...

Euer Benjamin Gründer
Team Black Cat