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02.09.2014

Sommergewitter versetzen die Waller in Beißlaune

Wie üblich zog mich auch das erste August-Wochenende wieder zur Mosel. Schon bei der Ankunft am späten Nachmittag fiel mir auf, dass der Wasserpegel der Mosel angestiegen war und der Fluss mit starker Strömung und viel Dreck fließt. Die Wassertemperatur hatte sich um 5°C zur Vorwoche abgekühlt.

‚Perfekt’ dachte ich mir und wusste, dass die Wallerruten schnell gesetzt werden müssen, denn diese guten Bedingungen können in nur Stunden wieder verschwunden sein. Im Normalfall hat das Wasser zu dieser Jahreszeit Temperaturen jenseits der 25°C erreicht und die Welse sind ausschließlich nachts aktiv, wobei hier allerdings vermehrt die großen Waller auf Raubzug gehen. Tagsüber ist es in den heißen Sommermonaten dafür umso schwieriger, die Waller an den Haken zu bekommen. Jetzt hieß es für uns schnellstens ein paar Brassen feedern, bevor die Wassermassen, die durch ein kräftiges Sommergewitter hervorgerufen wurden, wieder abgezogen sind. Die Grundeln, welche uns das Leben sonst schwer und ein Köderfischfang nahezu unmöglich machen, waren wie vom Erdboden verschluckt und die Brassen bissen munter im Strömungsschatten, denn auch für sie bringt das Hochwasser reichlich Nahrung zum Vorschein. So konnten wir zügig mit dem Wallerfischen durchstarten und es war knapp 19 Uhr, als die ersten zwei Wallerfallen scharf waren. Uns blieben gerade einmal noch drei Stunden bis zum Nachtangelverbot, aber ich war mir bis dato sicher, dass die Waller durch das Unwetter aktiv waren. Keine Stunde verging, ehe die Black Cat Freestyle eine Aktion vermeldete und nach kurzem Drill der erste Wels im Schlauchboot lag. ‚Ein Auftakt nach Maß’ schoss es mir durch den Kopf, als wir wieder am Ufer saßen und beobachteten, wie die zweite gelbe Wallerrute in die Knie ging. Nach unspektakulärem Drill wanderte auch dieser Fisch geradewegs auf die Abhakmatte und die verbleibende Zeit nutzten wir, um noch ein paar der beißwilligen Brassen für den Folgetag zu erwischen.

Am frühen Samstagmorgen ging der Wecker und es war Zeit, die Wallerruten erneut auszulegen, denn in einer knappen halben Stunde war das Fischen wieder erlaubt. Während der morgendlichen Zigarette analysierte ich die Bedingungen und musste mit Bedauern feststellen, dass es so aussah, als wäre am Abend zuvor nichts Ungewöhnliches gewesen. Das relativ klare Wasser ähnelte einem Stillgewässer und bahnte sich langsam den Weg durch das Land. Mist… Heute wird es umso schwerer, was sich am Abend auch bestätigen sollte. Die Waller waren von dem Fressrausch des Vortags noch träge und so konnten ich mit meinen Gästen nur einen einzigen weiteren Waller auf der Habenseite verbuchen. Gegen Abend zogen allerdings erneut heftige Gewitter auf, die in kürzester Zeit extreme Wassermassen mit sich brachten. Der Fluss sah schnell wieder so aus, als bestünde er aus einer dichten Schlammmasse. Das machte mir Mut für die letzten fünf verbleibenden Stunden des Sonntagmorgens, falls sich diese Bedingungen so halten würden. Und das taten sie, denn der Fluss trug durch die Sommergewitter wieder trübes Hochwasser mit extrem viel Treibgut mit sich: bestehend aus Ästen, Bäumen, entwurzelten Pflanzen und anderem Unrat. Da würde noch der ein oder andere Fisch kommen, versicherte ich meinen Gästen und so brachten wir in aller Frühe die Wallerruten erneut aus. Die Schwierigkeit beim präzisen Setzen der Wallermontagen bestand darin, die Köder so zu platzieren, dass die Schnur von jeglichen Treibgut befreit bleibt. Dies ist nicht gerade einfach, denn ein Fehler und die entwurzelten Pflanzen, die in riesigen Inseln unter Wasser vor sich hin trieben, machen einem die Wallermontage zu Nichte und die Bisse würden ausbleiben. Hier ist Erfahrung sehr wichtig, um die Wallerruten optimal zu setzen und sie dadurch vom Treibgut über Stunden frei zu halten.

Am Vorabend fingen wir auf der Feederrute abgesehen von vielen Brassen, einen guten Aland der eineinhalb Kilo Klasse, auf dem ich meinen Gästen einen guten Waller prophezeite. Diesen Gaumenschmaus setzte ich mit einer Unterwasserpose in 230 m Entfernung dicht am Ufer, so dass er im Strömungsschatten auf dem Übergang zu den rasenden Wassermassen stand. Es vergingen keine zwei Stunden, da fand der erste Waller den Köder, allerdings nicht den Aland. Diese Rute blieb jetzt draußen, da wir keine weiteren Motorengeräusche in der Schlussphase hinterlassen wollten, die einen Scheucheffekt auf einen möglichen Großfisch haben könnte. Ich spürte, dass noch etwas in der Luft lag und dass die bisherigen Fische nicht alles waren. Drei gespannte Wallerruten waren noch aktiv und warteten auf den ersehnten Biss, natürlich inklusive meines Jokers. Eine Stunde vor Ende war es dann soweit und der Aland hatte seine Schuldigkeit getan, denn die 280er Freestyle verneigte sich bis in den Rutengriff und die Rutenspitze war knapp über dem Boden. Ich forderte meinen Gast auf, den Anhieb zu setzen und mit der Rute direkt ins Schlauchboot zu kommen. Das tat er und so befanden wir uns relativ schnell über dem Fisch. Die Freestyle war immer noch zum Halbkreis geformt und durchbrach bei den starken Fluchten des Wallers immer wieder die Wasseroberfläche. Während ich ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte, weil mein Plan wieder vollends aufging, hatte mein Gast einen eher angestrengten Gesichtsausdruck. Allerdings war er begeistert von der Power sowie dem Handling der Freestyle und hatte sichtlich Spaß an diesem harten Drill, zumal er das erste Mal auf Waller fischte. Nach weiteren rasanten Fluchten in der starken Strömung des Hochwassers konnte ich das Vorfach greifen und zum Wallergriff ansetzen. Seine Freude kannte keine Grenzen mehr, als der Waller, der die 2-Meter-Marke weit durchbrach, im Schlauchboot lag.

Die Tour war nun vorbei und wir ließen die vergangene Zeit nochmals Revue passieren, in der wir knapp 25 Stunden die Köder im Wasser hatten. Das steigende Wasser, begünstigt durch die kurzen aber heftigen Gewitter, waren der Schlüssel zum Erfolg, wo wir ansonsten zu der Jahreszeit mit heißen Temperaturen, einem geringen Sauerstoffgehalt im Wasser und einem niedrigen Wasserstand zu kämpfen gehabt hätten. Das trübe Wasser, was auch die Weißfische in Ufernähe aktiv machte, löste bei den Welsen einen Fressrausch aus, was wir uns wiederum zu Nutzen machten, da wir genau in diesen „heißen“ Gebieten die Köder so setzen, dass sie von dem vielen Treibgut unversehrt blieben.

Schleimige Grüße
Ruwen Koring
Black Cat Supporter
www.catfish-hunters.de