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01.11.2014

Ein versöhnlicher Abschluss

Schon zu Beginn des Jahres zeichnete es sich ab: das Jahr 2014 sollte kein gewöhnliches werden! Die erste Tour im März musste ich aufgrund einer Knöchelverletzung verschieben, kurz vor Abreise verabschiedete sich dann der Ölkühler an meinem T5, auf dem Rückweg ging Saschas‘ Bootstrailer in die Knie, zuhause wartete der Garten auf eine komplette Neugestaltung, meine ‘Black Bullet‘ sollte ein neues Unterwasserschiff bekommen und auch der Job hielt neue Herausforderungen und Aufgaben parat. Demnach war kaum Zeit gegeben, die ich am Wasser verbringen konnte. Das Leben lässt sich nicht immer planen. Man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen. Jetzt, in den letzten Zügen des Jahres kann ich mit einem kleinen Schmunzeln auf das Geschehene zurückblicken.

Angetrieben von Abenteuerlust suchte ich etwas Neues. Ich wollte weg von allem mir Bekannten. Zusammen mit Simon Maringer und Sascha Kral hatte ich zwei erfahrene Angler an meiner Seite, die bereit waren, neue Ufer zu betreten. Mit zwei großen Booten im Schlepptau machten wir uns auf den Weg ins Unbekannte. Mithilfe von unzählige Red Bull und Kaffee, gepaart mit elektronischer Musik und guten Gesprächen trotzen wir der Dunkelheit. Im ersten Licht der Morgensonne erreichten wir ein neues Ufer. Die Müdigkeit war in Anbetracht des neuen Wassers im Nu verflogen. Innerhalb kürzester Zeit waren unsere Boote startklar, sodass wir endlich ins Abenteuer starten konnten.

Die ersten Stunden verbrachten wir zusammen mit Location, denn keiner von uns hatte irgendwelche Informationen über Bestand, Gewässerstruktur oder sonstige Besonderheiten. Nachdem wir uns einen ersten Überblick verschafft hatten, trennten sich unsere Wege. Sascha befischte als Einzelkämpfer einen interessanten Spot, den wir als vermeintlichen Fressplatz ausmachten. Simon blieb bei mir auf der ‘Bullet‘; wir wollten versuchen die Fische in der Nähe von ihrem Standplatz zu befischen.

Die Außentemperaturen als auch die Wassertemperaturen waren ungewöhnlich hoch für Ende Oktober, so war es nicht verwunderlich, dass unsere Pläne aufgingen. Geschlaucht von der langen Anreise hatten wir schon vor Einbruch der Dunkelheit keine Ruten mehr im Wasser! Nicht, weil wir keine mehr gesetzt haben, nein, sie wurden ALLE abgeräumt! Der nächste Morgen brachte Gewissheit, wir fingen zehn Fische bis über 230 cm. Wir waren auf dem richtigen Weg ...

Ausgeschlafen und total geflasht von dem bereits erlebten zogen wir weiter, auf der Suche nach weiteren verheißungsvollen Bereichen. Wie jedes andere Gewässer hatte auch diese Perle ihre Besonderheiten. Auf den neuen Plätzen angekommen, hatten wir bereits eine Vermutung, was funktionieren würde und was nicht zum Erfolg führen würde. Dennoch ließen wir uns ein bisschen Spielraum in den Montagen, um den Welsen noch näher auf die Pelle zu rücken. Die Bereiche, die wir befischten, waren teilweise so krass, dass eine vorgeschaltete Schlagschnur unabdingbar war.

An dieser Stelle muss ich mahnen: Es ist nicht verantwortbar, eine Rute auf über 200 m in der Nähe eines Hindernisses abzulegen. Bis der Angler die Kontrolle über den Fisch hat, ist jener bereits in ein Hindernis geflüchtet. Die Folge wäre ein Abriss und ein Fisch, der dem Tode geweiht ist. Solche Szenarien vereinbaren sich nicht mit meiner Vorstellung von Catch&Release, geschweige denn mit nachhaltigem Umgang mit der Natur! Bevor die Montagen ins Wasser kommen, muss der Bereich, so gut es geht, gescannt werden. Wie ist die Strömung? Wo verlaufen Kanten? Wo befinden sich Gefahrenbereiche? All das muss bei der Platzwahl bedacht werden.

Der Plan ging auf. Durch penible Platzwahl und entsprechender Voraussicht kam es die ganze Woche über nicht zu einem einzigen Fischverlust aufgrund Schnurbruchs. Die Schlagschnur, in Form des BC Vorfachmaterials, meisterte ihre Aufgaben bravourös. So hatten wir am zweiten Morgen weitere Fische bis über 230 cm am Band.

Ein bevorstehender Wetterwechsel mit herbstlichen Temperaturen und starkem Wind beeinflusste die nächste Platzwahl. So suchten wir uns tiefe Gewässerbereiche, an denen wir die Fische die nächsten Tage vermuteten. Das gewohnte Prozedere ging leicht von der Hand, jeder wusste was er zu tun hatte. Wir kamen gar nicht dazu, alle Fallen zu stellen, denn zwischenzeitlich ging schon die erste Katze krumm und wir wurden zum nächsten Tanz geboten. Die markante Gewässerstruktur ließ uns nicht lange zögern, ins Schlauchboot zu steigen, um den Fisch besser kontrollieren zu können. Über dem Fisch angekommen, erhöhte ich den Druck auf den tobenden Wels, der bis dahin stur am Gewässergrund stand. Er war uns gegenüber im Vorteil, denn der Fisch kannte seine zuhause besser als wir. So versuchte der Wels mit brachialen Fluchten ins Unterholz zu flüchten, die Simon gekonnt mit Entgegensteuern parierte. Wieder im Freiwasser erhöhte ich den Druck abermals und erste Ermüdungserscheinungen machten sich bei meinem Gegenüber bemerkbar, Luftblasen stiegen auf. Wenige Minuten später durchbrach ein massiver Schädel die Wasseroberfläche, doch der Fisch war immer noch nicht am Ende. Er schlug das Wasser schaumig und tauchte wieder in die Tiefe. Ein Wahnsinnsdrill, den der Waller bis hierhin lieferte. Beim nächsten Auftauchen setzte Simon einen beherzten Wallergriff und ein massiger Körper glitt ins Schlauchboot. Wir waren happy, der nächste Brecher lag uns zu Füßen.

Auch Sascha schlug die Nacht granatenmäßig zu. Am nächsten Morgen klingelte mein Handy und er berichtete mir von seinem aufregenden Drill alleine im Schlauchboot. Auch Saschas Fisch versuchte in einen Unterstand zu flüchten, den er alleine in der Dunkelheit abwehren musste. Es gelang ihm! Simon fuhr mit dem Schlauchboot zu Sascha, um den Fisch entsprechend zu versorgen und zu fotografieren. 227 cm! Chapeau mein Freund! Ich kenne wenige Leute, die so eine Tour alleine durchziehen. Davor ziehe ich meinen Hut!

Wir beschlossen die letzte Nacht zusammen zu angeln. Der Platz bot uns die Möglichkeit, zudem wollten wir am nächsten Morgen weiterziehen, denn die Abenteuerlust war noch nicht gestillt. Auch in der letzten Nacht knackten wir die magische 2m-Marke. Zufrieden kehrten wir am nächsten Morgen dem Gewässer den Rücken und zogen weiter. Unsere sieben Sachen flogen mit minimalem Aufwand in die Autos, die Schlauchboote wurden auf den Mutterschiffen verzurrt und die Reise ging weiter.

Gegen Mittag erreichten wir unser zweites Ziel für diese Woche, ein weiteres unbekanntes Gewässer. Das Spielchen begann von vorne, wieder neue Gegebenheiten auf die wir uns einstellen mussten. Ich mache es kurz:  in den verbleibenden zwei Tagen machten wir da weiter, wo wir vorher aufgehört hatten. Jeden Tag knackten wir die 2 m…

Am Ende der Tour standen 46 Fisch bis 230 cm+ in unserem Fangbuch. Mit viel Demut packten wir unsere Sachen und machten uns auf die lange Heimreise. Doch eins ist gewiss, wir kommen wieder, denn es gibt noch viel zu entdecken.

Es gibt sie noch, echte Abenteuer, fernab von allem Bekannten. Man muss sie nur suchen!

Ich hoffe, ihr bringt das Jahr auch versöhnlich zu Ende, denn auch im nächsten Jahr gibt es noch viel zu entdecken.

In diesem Sinne… Gewinner stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben!

Black Cat – What else
Kevin Weiß & Sascha Kral