Sie befinden sich hier:

16.04.2014

Die Wahl der Waffen

In der Regel steht man als Angler im Fachgeschäft vor einer bunten Auswahl an Produkten, von denen man sich dann diejenigen aussucht, die einem gut gefallen, von denen Raubfischoberguru XY gesagt hat, sie seien besonders gut oder die in der Fachpresse als Jahrhundertprodukt ausgezeichnet worden sind. Dann packt man die Artikel in seinen Einkaufskorb und fährt voller Erwartung ans Wasser. Dort angekommen, fängt man seine Fische mit dem Wunderkram, oder halt nicht. Ist das Letztere der Fall, dann verschwindet das Zeug auf Nimmerwiedersehen im Keller.

Ein ganz anderes Gefühl für ein Produkt hat man als Team- und Testangler: man ist hautnah bei der Entstehung eines Produktes dabei und bringt seine Vorschläge beim Design ein, dann nimmt man die ersten Prototypen mit ans Wasser und unternimmt die ersten Fangversuche damit. Als Teamangler hat man Einfluss auf das Produkt und verbessert so lange bis es eine vollendete Form annimmt. Man steckt Herzblut und viele, viele Stunden in das Projekt, um dann am Ende vielleicht kein Stück weiter zu sein. Doch schafft es ein Artikel bis in die Serienproduktion, dann sind alle Rückschläge vergessen. Warum man Team- und Testangler ist? Unter anderem genau wegen diesem Augenblick!

Das möchte ich einmal anhand von zwei Beispielen verdeutlichen: Die Smoke Spin Rute ist nun seit knapp zwei Jahren auf dem Markt und ich selbst fische mittlerweile drei Modelle dieser Serie. Anfangs waren vier Modelle der Spinnrute und ein Vertikalrutenmodell auf dem Markt und noch davor bekam ich das erste Rutenmuster in die Hände. Die Ruten waren maßgeblich von Adrian Prus konzipiert worden, der die Umsetzung eigener Ideen und der Ideen der Testangler perfekt auf den Punkt gebracht hat. Mir war schnell klar: ein Meilenstein in Sachen Design und Performance! Aber die graue Theorie sollte Gestalt in der Praxis annehmen.

Mein Hausgewässer ist die Elbe und dort sind es vor allem Stachelritter, denen meine Aufmerksamkeit gilt. Mittlerweile hat die Smoke allerdings schon weite Teile Deutschlands gesehen und war zu Gast in Dänemark und Schweden. Der Langzeittest bestätigt die ersten Eindrücke. Der schnelle und harte Blank setzt selbst auf große Distanzen beim Anschlag sauber den Haken und zwingt jeden noch so kapitalen Fisch in die Knie. Apropos große Distanzen: die lassen sich mit der Smoke auch ohne große Kraftanstrengungen problemlos erreichen. Das Spektrum der Wurfgewichte ist ungewöhnlich groß und auch die schweren Modelle befördern leichte Köder in die Ferne. Die Verarbeitung der Ruten ist wirklich gut gelungen und die Wechselgewichte im unteren Handteil halten die Rute bei leichten Rollen in der Balance.

Die Nörgler werden sagen "Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten". Der ALPS Alurollenhalter ist kalt im Winter! Die kleinen Ringe frieren schneller im Winter zu! Das Handteil ist zu lang! Eine Hakenöse fehlt! Mag sein, ich fische im Winter bei Minusgraden mit Handschuhen und das Problem mit dem Eis in den Ringen haben meine Mitangler genauso wie ich. Aus der Praxis heraus kann ich diese beiden Argumente nicht bestätigen, aber lassen wir den Theoretikern mal die Theorie. Die Länge des Handteils ist meiner Meinung nach für die Uferangelei gut gewählt, somit ist der einzige offene Punkt, der auch für mich bleibt, die Hakenöse.
 
Heute umfasst die Range noch eine Jerkrute, sowie eine Vertikale mit Triggergriff. Aber zurück zu den Anfängen.
Nun stand ich mit der Smokecombo in der Hand am Wasser. Was mir noch fehlte war DER Gummifisch. Jeder Angler hat seine eigene Vorstellung von dem optimalen Köder. Hier spielen natürlich individuelle Faktoren eine große Rolle. Nach Rücksprache mit Adrian Prus bekam ich dann einige Tüten des Prototypen zugesteckt, die ich dann im Winter 2012 mit ans Wasser nahm. Die schmale Form und der doch relative kleine Schwanzteller gefielen mir. Die Konsistenz war recht weich und alles in allem wollten die Teile mal durchs Wasser gezerrt werden.

Zeitsprung: 2 Monate später. Aufgrund der Testmuster war ich total frustriert. So eine Sch***e! Ich hatte nicht mal mehr einen einzigen fischbaren Gummifisch, alle waren dermaßen zerbissen, dass selbst Feuerzeug und Kleber nichts mehr halfen. Meine Künste als Gummifischarzt kamen zu diesem Zeitpunkt denen eines plastischen Chirurgen nahe. Aber es half alles nichts. Mit einem weinenden Auge musste ich den ersten Test beenden. Das lachende Auge hingegen sagte mir, das ist er, das ist DER Gummifisch! Dieser hatte so richtig abgeräumt und das Projekt musste weiter verfolgt werden. Es wurde getüftelt und die Farbdesign wurden ausgewählt.

Nun ist eben dieser Gummifisch im Quantum Specialist Sortiment unter dem Namen Salty Shatr zu finden. Die Farbpalette umfasst sechs Designs und erhältlich ist er in zwei Größen. Die Köder enthalten in der Weichplastikmischung und im wieder verschließbaren Zipperbeutel Salz. Die Aktion ist hochfrequent, aber nicht so ausladend wie bei Modellen mit einem großen Schwanzteller.
Auch im vergangenen Winter war der "neue Alte" wieder mit am Wasser. Geändert hat sich nicht viel, außer, dass ich ihn nun den kompletten Winter fischen konnte, ohne eine Zwangspause einlegen zu müssen. Die Fangergebnisse sprechen für sich und ich bin fast restlos glücklich. Der einzige Verbesserungsvorschlag wäre eine weitere Größe von 15 cm.

Die Wahl meiner Waffen? Diese Frage sollte nun beantwortet sein!

Marc Bauer