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14.05.2013

Dschungel Party

Das Jahr 2013 begann mit unglaublichen Wetterkapriolen. Ganz Europa hatte mit langen Kälteperioden und starken Regenfällen zu kämpfen. Ein Hochwasser jagt das andere und die Pegel der Flüsse haben keine Chance, sich von den starken und lang andauernden Regenfällen zu erholen.

Man sollte denken, dass sich Anfang Mai die Situation langsam entspannen sollte und alles seinen gewöhnlichen Lauf nimmt. Weit gefehlt… Der kleine Fluss im Süden Frankreichs begrüßte uns mit 3m Hochwasser und reißenden Fluten. Der Geber am Echolot zeigte unglaubliche 12,8 C° an. So habe ich den Fluss noch nie gesehen. Es war klar, dass dieses Mal alles anders werden sollte!

Begleitet von 48 Stunden Dauerregen und 8 C° Außentemperatur, entschieden wir uns, den kleinen Fluss für die ersten Tage zu verlassen, um auf einen der größten Ströme Europas – die Rhone – auszuweichen. Auch hier stand alles meterweit unter Wasser und wir mussten uns erst mal orientieren. Nach zwei Tagen ohne jegliche Aktion mussten wir uns Gedanken um unsere weitere Vorgehensweise machen, denn bis jetzt lief etwas ganz gewaltig schief. Die normalen Bereiche und Methoden versagten auf kompletter Linie, nun war Kreativität und Flexibilität gefragt. Wir vermuteten die Fische in den flachen überschwemmten Gebieten und boten nun unsere Köder in den anvisierten Jagdgebieten so unauffällig wie möglich an. Dazu mussten wir unsere kompletten Montagen überdenken, denn der kleinste Fehler wurde gnadenlos bestraft. Stimmen unsere Vorfächer? Passen die Köder? Passt die Methode zu dem Platz?

Am Mittag des dritten Tages waren wir endlich im Spiel und konnten innerhalb von drei Stunden sechs gute Fische fangen, zwei davon durchbrachen die magische
2m-Marke, zwei weitere Welse verfehlten diese nur knapp. Wir spürten am eigenen Leib, wie nahe Sieg und Niederlage beieinander lagen, ein Spiel auf Messers Schneide!

Aufgrund des Hochwassers waren keine Uferplätze vorhanden, so diente uns die Black Bullet als Mutterschiff, hier verbrachten wir Tag und Nacht. Die Fallen wurden mit Hilfe des 270er Mission Craft scharf gemacht und auch die Drills erfolgten vom wendigen Schlauchboot. In solchen extremen Situationen ist ein großes Boot in Kombination mit einem kleinen Beiboot unerlässlich! Viele Uferangler mussten ihre Touren abbrechen, da die Wassermassen alles verschlangen.

Die braunen Fluten versetzten die Jäger in einen wahren Fressrausch, auffällig war die Anzahl der Fische über 190cm. Der darauffolgende Tag bescherte uns innerhalb einer Stunde das erste 2m-Doublett mit 206cm & 215cm. Der Drill des 215cm Riesen glich einem wahren Spektakel. Nach dem Biss konnten wir dem Fisch nicht schnell genug folgen und dieser lief direkt in einen überfluteten Wald mit brachialer Strömung. Sascha kappte zwischen den Bäumen die Hauptschnur und drillte den wütenden Wels an kurzer Schnur mit Hilfe eines kleinen Stöckchens, Wahnsinn!

Nach 5 Tagen und drei weiteren Fischen wechselten wir wieder in den Nebenfluss. Das Hochwasser war leider immer noch konstant hoch. Sascha und Andreas waren mit ihren Schlauchbooten aufgeschmissen, so splitteten wir uns. Andreas kam zu mir auf die Bullet, Sascha war als Einzelkämpfer unterwegs. Alleine ist es einfacherer, eine Lücke für den Schirm, in den Urwald zu schneiden, als für zwei Leute. Mit dem Mutterschiff hatten wir es einfacher und konnten interessante Bereiche befischen, die für Uferangler nicht zugänglich waren. Auch hier mussten wir unsere Köder anders anbieten als wir es von den Jahren zuvor gewohnt waren. Eine spannende und kurzweilige Angelei!

Nach zwei getrennten Nächten und weiteren Fischen bis knapp 200cm fanden wir ein Ecke, die es uns ermöglichte, zu dritt zu fischen. Sascha konnte auf einem schmalen Streifen seinen Schirm stellen, Andreas blieb bei mir auf dem Boot. Am Morgen kam es wieder zu einem Doppelschlag, der es in sich hatte. 207cm und 219cm fanden Weg auf unsere Matte. Die Fische waren so fett gefressen, wie ich es noch nie gesehen hatte!

Um effektiver agieren zu können, trennten sich unsere Wege und Sascha war wieder auf sich alleine gestellt. Wir waren hart am Fisch! Jeden Tag verneigten sich unsere Ruten und die Katzen luden zum Kampf, es war Vollkontaktsport, der seine Spuren hinterließ. Wir hatten weitere Tage mit bis zu sechs Fischen und einer Länge von 231cm, ein wahres Urwaldmonster!

Unsere Bilanz: In 11 Tagen konnten wir 31 Waller auf die Matte befördern, 9 überschritten 190cm, 10 weitere durchbrachen die 200cm Schallmauer, das
i-Tüpfelchen war ein Gigant mit 231cm. Ein Riese wurde an freier Leine mit einem Stock gedrillt, Drilling im Schlauchboot, schlaflose Nächte, kaputte Hände und jede Menge Spaß!

WE ROCKED THE JUNGLE!!! Kevin Weiß