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03.03.2009

Aale am Forellenbach

Nun, ich muss zugeben, dass ich eigentlich kein Aalangler bin. Aber als ich von meinen Angelfreund Alexander eine Einladung für einen Ansitz an seiner Hausstrecke erhielt, war ich sofort neugierig und sagte zu. Ist doch das Flüsschen Eger eher ein klassisches Fliesgewässer der Forellen – Äschenregion. Erst am Morgen hatte ich dort mit der Spinnrute zwei wunderschöne rotgetupfte Bachforellen überlistet. Und da sollte man mit Erfolg auf Aal angeln? Ich sollte eines besseren belehrt werden und ein paar Lehrstunden in Sachen Aalangeln erhalten.


Zu den Vorbereitungen zum Aalangeln gehört bei Alex schon das Messen der Wassertemperatur. Das ist für ihn natürlich einfach, da er direkt am Wasser wohnt. Bei kalten Wasser oder Temperaturstürzen beißen die Aale häufig sehr vorsichtig, daher sollte man dann auf kleinere Köder wie halbe Tauwürmer oder kleine Wurmfetzen setzen. Ebenfalls ist es wichtig den Wasserstand richtig zu beurteilen. Bei hohem Wasser sollte man ruhige, flachere Bereiche aufsuchen. Während man bei Niedrigwasser Bereiche mit Strömung zum fischen nehmen sollte. Gut sind dann auch Löcher und Rinnen. Aber auch sonst sollte man die Stelle überlegt auswählen. In dem Bereich wo man seine Köder präsentiert sollte der Aal einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Deshalb watet Alex schon mal in die Eger und schaut wo Nährtiere wie Erbsmuscheln, Sprock, Libellenlarven oder kleine Fische vorkommen. Ausschau sollte man auch nach Unterständen halten welche die Aale tagsüber nutzen können. Sind solche nicht in der Nähe werden Sie im klaren Wasser auch bei viel Futter keinen Aal fangen können. Also schauen Sie nach unterspülten Ufern, tiefen Löchern, unter den Uferbäumen oder im Wasser liegenden Holz.


Die erste Tätigkeit am Angelplatz ist für Alexander das Händewaschen mit Uferschlamm oder Gewässersediment. Besonders wichtig ist dies wenn man raucht oder vor dem Angeln noch schnell tanken war. Aale haben enorm gute Nasen und riechen einfach alles!
Der Angelplatz sollte systematisch aufgebaut werden. Der Kescher sollte griffbereit zwischen den Ruten liegen. Alle benötigten Utensilien wie Lappen, fertige Vorfächer, Lösezange, Messer und Köder müssen auch im dunkelm sofort verfügbar sein. Am besten legt man alles griffbereit auf einen hellen Handtuch oder ähnlichen ab. Bei Dunkelheit sollen dann nicht durch Geräusche oder gar Lichtschein die scheuen Schlängler verscheucht werden. Bedingt durch das klare, flache Wasser und die geringe Größe des Gewässers ist die Möglichkeit den Fisch zu verscheuchen sehr groß.


Beim Gerät vertritt Alexander die Grundregel, dass man es immer auf die größten Aale des Gewässers abstimmen sollte. Wobei auch die Strömungsverhältnisse und die Landemöglich-
keiten berücksichtigt werden müssen. Für sein Hausgewässer – die Eger – nutzt er die stabile Topic Aal von Zebco und die Freilaufrolle Cool Viper Pro von der gleichen Firma. Auf diese wird eine weiche 35er Hauptschnur gespult. Bei stärkerer Strömung kann man auch Heavy-Feederruten benutzen. Das 32er Vorfach ist aus abriebfestem Material. An dieses werden Aalhaken der Größe 2 von Zebco gebunden.
Nimmt man Fische als Köder muss der Haken so gewählt werden das die Spitze immer schön freisteht. Ein kräftiger Karabinerwirbel wird zwischen Vorfach und Hauptschnur platziert damit man gefangene Aale schnell aushängen und einen neuen Haken befestigen kann. Eine Gummiperle dient als Knotenschutz und Puffer  für das Blei.


Wert legen sollte man auf einen Unterfangkescher mit großer Bügelweite und engmaschigen Netz, da es sonst schnell zu einen „Ringkampf“ mit einen Großaal kommen könnte.
Nach vielen probieren setzt Alexander auf Bissanzeiger zum einhängen in die Schnur in Kombination mit elektronischen Bissanzeiger. Der Einhänge-Bissanzeiger ermöglicht es, das die Aale erst ein Stück Schnur nehmen können, ehe sie auf Wiederstand stoßen. Häufig erfolgen – gerade bei den großen Exemplaren – die Bisse sehr vorsichtig. Hat man dann, wie man es noch sehr oft sieht, an strammer Schnur ein Aalglöckchen an der Rutenspitze hängen wird man sehr oft den Biss gar nicht mitbekommen da der Aal den Köder sofort wieder losläst. Viele Aalangler ahnen gar nicht wie viele Bisse ihnen entgehen. Am günstigsten ist bei einen Biss den Anzeiger von der Schnur zu nehmen. Mit etwas Erfahrung kann man mit der Hand an der Schnur fühlen wie sich der Aal den Köder zurechtlegt und ihn schluckt. Wenn der Aal dann zügig abzieht, sollte der Anhieb erfolgen. Der Fisch muss erst die Schnur straffziehen. Da es aber besonders bei guten Wetterlagen auch immer wieder Aalbisse gibt, wo der Aal einen richtigen Run verursacht sollte der Freilauf der Rolle grundsätzlich eingeschaltet sein. Beim Drill sollte man den Aal zügig an die Oberfläche pumpen. Aber  nicht zuviel Gewalt anzuwenden, da sonst Schnurbruch oder Aussteiger drohen. Die Bremse der Rolle sollte nicht völlig festgedreht sein wie man es oft sieht. Bei Aalen ab 1 Pfund empfiehlt sich ein Kescher.


Mit Tauwürmern oder fingerlangen Köderfischen liegt man eigentlich immer richtig. Manchmal können aber auch Experimente Erfolg bringen, zum Beispiel mit Leberstückchen, Hähnchenherzen, geronnenen Blut oder Forellenroggen. Alex fängt auf diese Köder aber meist nur Döbel. Wichtiger ist oft die Ködergröße wie schon eingangs erwähnt den Gegebenheiten anzupassen.


Man sollte die Stellen wo einmal ein Aal gebissen hat beim nächsten mal wieder punktgenau anwerfen. Aale scheinen im Fluss ähnlich wie Karpfen bevorzugte Fressrouten zu haben.
Manchmal muss man für die Schlängler aber sehr viel Geduld haben und sie einfach aussitzen.
Alexander führt über seine Aalfänge genau Fangbuch. Alle Auffälligkeiten werden notiert sowie der Mageninhalt gefangener Fische kontrolliert. Im laufe der Jahre hat das für sein Gewässer ein ziemlich genaues Raster ergeben, so das er heute weis, wann und wie er mit Fangerfolgen rechnen kann. So war es auch an jenen Abend als er mich mit ans Wasser nahm. Um 21.50Uhr biss der erste Aal, ein Breitkopf von 78cm Länge. Genau eine Stunde später folgte ein Spitzkopf mit 65cm.

Thomas Rimpl