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24.09.2019

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Vor kurzem war das Browningteam Bayern wieder zu Gast bei unseren österreichischen Nachbarn, um beim mittlerweile zum dritten Mal ausgetragenen Pramtalcup vertreten zu sein. Michael Mießlinger, Klaus Köppl und Christian Steinberger bildeten das teilnehmende Anglertrio. Da ich verletzungsbedingt leider nicht angeln konnte, entschloss ich mich dazu, das Team zumindest als Betreuer zu unterstützen.

Wie in den vergangenen Jahren reisten wir bereits am Freitag an, um uns ein Bild von den aktuellen Bedingungen zu machen. Während des Testens konnten wir bereits einige lokale Anglerfreunde begrüßen. Laut deren Aussagen sei die Strecke aktuell „bombastisch“. Von „vielen Fischen und hohen Gewichten“ war die Rede. Wir angelten jeweils drei Stunden in zwei der Sektoren. Von dem Ergebnis, das wir dabei erzielten, waren wir jedoch überhaupt nicht berauscht. Die Fische waren alles andere als in Beißlaune. Unsere Gewichte lagen bei drei Kilogramm je Angler. In den Testsessions der vergangenen Tage wurden auf diesen Strecken laut Auskunft unserer Kollegen zwischen acht und zwölf Kilo gefangen. Machten wir etwas grundsätzlich falsch, oder hatten sich die Bedingungen auf die Schnelle derart verändert? Beim abendlichen Grillen hatten wir ausreichend Zeit, um uns darüber Gedanken zu machen.

Beim Zusammentreffen am kommenden Morgen wurden wir natürlich zu unseren Fängen vom Vortag befragt. Wir gaben ehrliche Auskunft zu unseren eher mageren Ergebnissen und wurden dafür skeptisch belächelt. „Der flunkert doch?“, wird sich manch einer gedacht haben. „Die vergangenen Wochen bissen die Fische hervorragend. Heute wird super gefangen, ihr werdet sehen – wir angeln voll auf Attacke!“, war von manchem zu hören. Um die Fairness zu erhöhen, hat das veranstaltende Team einen Losschlüssel für die Strecke entwickelt. Das heißt, jedes Team muss nur einmal losen und weiß damit, wo jeder Angler in seinem Sektor sitzt. Wir waren mit unserem Los zufrieden, da Christian im sehr schwierigen Sektor C den Endplatz hatte.

Das Angeln begann und jeder fütterte seinen Platz auf den vorgesehenen Bahnen erst einmal vor. Mit viel Euphorie wurde Polecup um Polecup Lockfutter und Köder eingebracht – zumeist in Mengen, die mir „zu viel“ erschienen. Wir setzten als Ergebnis unserer Besprechung vom Vortag hingegen auf eine eher defensive Taktik und brachten jeweils nur fünf kleine Bällchen Lockfutter zu Beginn ein. „Erst einmal schauen, was passiert und dann den Platz langsam aufbauen“, war unsere Devise.

Christian machte an diesem Tag den Vorreiter, auf seinem Endplatz lief es von Anfang an sehr gut. Die Rotaugen und Nasen stellten sich schnell drauf ein und ließen sich durch geschicktes Nachfüttern am Platz halten. Zudem verlor er sehr wenige Fische. Als ich ihn nach drei der fünf Stunden auf der Siegerstraße sah, stattete ich Klaus und Michael einen Besuch ab.

Auf meinem Fußmarsch dorthin sah ich viele lange Gesichter und hörte viele enttäuschte Kommentare. „Was ist heute bloß los? Hier war eindeutig kein Fisch in Beißlaune!“ Das war der Tenor. Warum sie nicht mehr beißen wollten, das wussten wir auch nicht, jedoch waren wir genau auf diese Bedingungen eingestellt. Und so lief es auch bei Klaus, auf seinem eher schlechten Platz, sehr gut. Er konnte in den wichtigen ersten beiden Stunden einige Giebel fangen. Michael hatte mit zahlreichen, im Drill verloren gegangenen Fischen zu kämpfen. Das ist bitter, wenn jedes Gramm zählt, aber zumindest waren die Fische am Platz. Nach fünf Stunden war der erste Durchgang beendet und wir schlossen diesen mit den Platzierungen 1, 3 und 8 ab. Damit führten wir das Feld aus 13 Mannschaften mit der Gesamtplatzziffer 12 an.

Jetzt durften wir nichts mehr anbrennen lassen: Gemeinsam beschlossen wir, die Taktik für den kommenden Tag nicht zu ändern. Wir erwarteten sogar ein noch heikleres Beißverhalten der Fische. Auch die anderen Mannschaften stellten nun offenbar ihre Vorgehensweise entsprechend um und so wurde es am zweiten Tag ein sehr enges Rennen, dessen Ausgang bis zum Schluss offen blieb. Jeder versuchte sein Bestes und es wurden alle Register gezogen.

Nach gemeinsamen Essen warteten wir gespannt und bangten um das Endergebnis. Dann wurde es endlich verkündet: Wir konnten das Angeln knapp für uns entscheiden. Nur ein halber Punkt trennte uns vom zweitplatzierten Rive Team Austria. Damit konnte das Browningteam Bayern zum dritten Mal in Folge die Siegertrophäe entgegen nehmen. Dass dabei auch ein wenig Glück im Spiel war, steht für uns außer Frage. Noch wichtiger als die Prise Glück war jedoch die gute Zusammenarbeit im Team: Das gemeinsame Analysieren des Gewässers und der aktuellen Bedingungen, sowie das darauffolgende Festlegen einer erfolgsversprechenden Taktik ist uns auch dieses mal wieder vortrefflich gelungen!

Viel Spaß beim Angeln wünscht Euch Euer

Christian Zeitner
Browningteam Bayern