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28.09.2018

Wir dachten, der Himmel ist die Grenze...

Im vergangenen Jahr erlebten mein Bruder Philipp und ich eine von Höhen und Tiefen gekennzeichnete Angeltour nach Frankreich an die Rhône. Der damalige Fangerfolg an großen Karpfen ließen die Strapazen in den Hintergrund rücken. Selbst die Panne an der Achse des Bootstrailer auf der Rückreise relativierte sich in unseren Köpfen. Bewusst erinnern wir uns kaum noch an die Rückschläge des vergangenen Abenteuers, man macht einfach weiter.

Seit vielen Jahren begeben wir uns immer wieder sehr motiviert auf Angelreisen in andere Länder. Natürlich steht an erster Stelle, ein gutes Ergebnis zu erzielen und neue Erfahrungen zu sammeln. Wir sind Angler und wir wollen Fische fangen. In diesem Jahr suchten wir das gleiche Ziel wie im Vorjahr aus. Die Möglichkeit dazu kam eher zufällig: Auf halber Wegstrecke gelegen musste ich für Zebco Europe eine Hausmesse bei einem neuen Kunden besuchen, damit war der Restweg vermeintlich nur noch ein Katzensprung.

Auch sind Vorbereitungen einfach, wenn man ungefähr weiß, was auf einen zukommt am Zielgewässer und wie sich die Karpfen zur jeweiligen Jahreszeit verhalten. Beim Futter setzten wir mit den Radical Yellow Zombie Boilies auf Altbewährtes für die warmen Sommermonaten an strömenden Gewässern. Die ins Auto geladene Futtermenge entsprach unserer Instantfischerei vom verankerten Boot. Um es in Zahlen zu verdeutlichen, es handelte sich dabei um 40 Kilogramm Boilies für zwei Angler und sechs Angeltagen auf acht Ruten, die wir in Frankreich einsetzen können. Unserer Erfahrung an Flüssen zeigt, dass eine größere Futtermenge nur die Anzahl der Beifänge erhöht, aber nicht die des eigentlichen Zielfisches. Wir fahren eindeutig besser mit geringeren Futtermengen bei unseren Auslandstouren. Hochwertig muss das Futter aber sehr wohl sein.

Nach gelungener Hausmesse an der deutsch-französischen Grenze ging unsere Reise weiter, gut gelaunt und voller Vorfreude. Doch weit gekommen sind wir nicht, nach 150 Kilometer wurde unsere Fahrt durch eine Reifenpanne beendet. Ein auf der Straße liegendes Metallteil schnitt uns die Karkasse des Reifens auf. Ein Ersatzrad hatten wir nicht dabei und der Schnitt im Reifen war nicht reparabel mit dem vorhandenen Reifen-Kit.

Eine ähnliche Prozedur wie im vergangenen Jahr erwartete uns: Die nächste Notrufsäule erreichen und den Abschleppdienst organisieren, ADAC informieren über die Auslands-Pannennummer und schlussendlich mit dem Gespann aus Auto und anhängendem Boot in die nächste Werkstatt gebracht zu werden. Das lief durch die letztjährigen Erfahrung recht routiniert und brachte uns nur wenig aus der Ruhe. Der Zeitpunkt des Vorfalles hätte aber kaum schlechter sein können: An einem Samstagabend hatte keine Werkstatt mehr geöffnet, um einen Standardreifen zu wechseln. Unfreiwillig mussten wir zwei Nächte im Hotel verbringen, bis am Montag das Arbeitsleben wieder seinen Lauf nahm und ein neuer Reifen montiert werden konnte. Auch in Frankreich ist das so.

Im Nachhinein gesehen war der gezwungene Hotelaufenthalt eine sehr entspannte Angelegenheit für uns. Wir machten das Beste aus dieser Zeit. Glücklicherweise waren einige interessante Gewässer in der Umgebung, die wir zu Fuß erreichten und uns für die Zukunft einen recht genauen Eindruck verschaffen konnten. Die restliche Zeit im Hotelzimmer faulenzten wir gemütlich mit Pizza und Geflügelsticks vor dem TV. Am Montag in aller Früh gingen wir zur Werkstatt, der neue Reifen wurde montiert und eine Stunde später ging unsere Fahrt endlich weiter ins Angelgebiet.

Und von da an war die Tour absolut umgedreht, alles klappte perfekt. Das große Boot positionierten wir akkurat und die Ruten wurde sehr fangträchtig ausgebracht. Wir waren voll positiver Energie und auch in diesem Jahr schienen es die Karpfen sofort zu spüren. Es folgte ein Rausch der Bisse und wir erlebten eine unglaubliche Big-Fish-Serie in den restlichen fünf Angeltagen.

War letztes Jahr das Fangergebnis schon extrem, dann fehlen uns selbst für diese Session die Worte und drücken es nochmal in Zahlen aus: Spiegel- und Schuppenkarpfen im ausgewogenen Verhältnis brachten 30,2 kg, 28,5 kg, 26,8 kg, 25,7 kg, 24,3 kg, 23,7 kg, 23,1 kg 22,4 kg, 21,6kg und 20,2 kg (neben einigen hohen 30 Pfündern) auf die Waage. „Session of a Lifetime?“ Vielleicht ja, aber nachdem wir das auch schon von der Tour im vergangen Jahr angenommen hatten, bleibt diese Antwort erstmal aus. Die Zukunft wird es zeigen und die nächste Geschichte schreiben.


Patrick Haas
Team Radical Carp