28.03.2018
Frozen Final an Italien's Po!
Wie jedes Jahr im März vollführten wir in diesem Jahr auch wieder unser Waller-Ritual: Raus aus dem kühlen Norden und Sonne tanken im warmen Süden. Unsere Frühjahrstour führte uns wieder einmal in die Waller-Welt, nach Nord-Italien. Genauer gesagt in die kleine Ortschaft Borgoforte, direkt am Mittellauf des Po. Die dort vermeintlich üblichen Temperaturen von bis zu 20 Grad am Tage, gepaart mit Sonnenschein und Wassertemperaturen im zweistelligen Bereich, ließen auf sehr gute Fangergebnisse hoffen. Auf los geht's los! Voller Vorfreude auf das, was da kommen mochte, machten meine Freundin Corinna und ich uns auf den Weg nach Italien. Mein Mext-Boot war ebenfalls mit dabei und startklar. Parallel starteten auch die Teamkollegen Timo Waschitzki und Jens Reitler mit demselben Ziel durch.Während der Fahrt checkte Corinna nochmals den italienischen Wetterbericht, der uns die Tage zuvor schon etwas beunruhigte: Allen Anzeichen nach standen die Vorzeichen dieses Mal anders als in den bisherigen Jahren. Wir wollten unsere Frühlingsgefühle auspacken und angenehmes und sonniges Wetter genießen. Hatten wir uns so gedacht! Dabei wurde eine Mission "Winter-Waller" bittere Realität. Kurz vor unserer Ankunft zeigte sich der Winter von seiner Schokoladenseite. Die Temperaturen fielen in den Minusbereich und die Waller-Welt wirkte in ihrer Schneepracht wie ein Winterwunder. Wir sahen uns ungläubig an und wussten, dieses Mal ist alles überraschend anders.
Trotzdem wollten wir keine Zeit verlieren und bereiteten die Boote vor. Die Rebellen vom Team Black Cat hatten dem Wels den Kampf angesagt, in einem unerwartet eisigen Italien. Als erstes galt es, die Black Cat Bootszelte anzubringen, so dass wir die Schlafsäcke und andere Ausrüstungsgegenstände sofort vor dem nasskalten Wetter in Sicherheit bringen konnten. Jetzt ging es an die Vorbereitung des Wallertackles und hier hatte ich ganz klar das Ass im Ärmel: Denn die neugeborenen, limitierten Black-Cat-Ruten "The Cat" brannten auf ihren Einsatz.
Wir betrachteten nochmals die Angelbedingungen und verschafften uns mit Timo und Jens einen Gesamtüberblick und sprachen über die Vorgehensweise für die nächsten Tage. Eine echte Herausforderung, denn bei 3,5 Grad Wassertemperatur und einem niedrigen Flusspegel war es schwierig, eine sichere Strategie zu entwickeln.
Wir setzten auf Naturufer und Steinpackungen mit einer tief abfallenden Uferkante. So konnten wir sowohl den Kantenfuß mit ungefähr zehn Metern Wassertiefe als auch den oberen Kantenbereich mit zirka zwei Metern Flachwasser befischen. Es galt die Köder in verschiedenen Gewässertiefen abzulegen, damit wir herausfinden konnten, wo sich überhaupt ein beißwilliger Winter-Wels aufhalten würde.
Klirrende Kälte begleitete uns die ersten Tage. Wir arbeiteten uns vor, indem wir die Montagen stets an unterschiedlichen Spots ablegten. Wir versuchten alles, um einen Bartelträger zu überlisten. Die Angelei gestaltete sich mehr als schwierig und jeder Biss am gesamten Fluss war eher ein Zufallsprodukt. Aber wie heißt es so schön: "Gut Ding will Weile haben"... Nun kletterten die Temperaturen in den Plusbereich, was allerdings zwei Tage Dauerregen mit sich brachte. Obwohl die Wassertemperatur des Po nach einer Woche nun sechs Grad betrug, blieben die Bedingungen bescheiden. Nun half wohl nur noch eine Zauberformel, mit der wir die Welse wachküssen konnten. Sie lagen nämlich irgendwo lethargisch am Gewässergrund und dachten nicht im Geringsten an eine Nahrungsaufnahme.
Unser Kampf ging also weiter, wobei der steigende Pegel, bedingt durch den starken Regen, uns Mut und Hoffnung auf eine Fressphase während des Hochwassers machte. Wir suchten daraufhin Überschwemmungsgebiete auf und platzierten die Köderfische an einer überfluteten Hecke, in etwas zwei Metern Wassertiefe.
Die Dämmerung brach herein und es herrschte eine verdächtige Stille. Kein Windzug, kein Tier war zu hören und auch die Köderfische machten Pause. Plötzlich ertönte unsere Lieblingsmelodie, die Big Bell Wallerglocke läutete heftig und "The Cat Bank" machte kurzzeitig einen Diener, bevor sie wieder zurücksprang. "Fallbiss!" Wo sollte der Fisch auch hin, als von der gegenüberliegenden Hecke wegzuschwimmen? Ich kurbelte die lose Schnur ein und nahm Kontakt auf. "Der Fisch ist noch dran!", rief ich Corinna zu und ein spannender Drill an der neuen Rute "The Cat" stand bevor, bei dem ich die Oberhand behalten sollte.
Ein toller Fisch lag schließlich im Schlauchboot. "Nice to meet you!" Unser Plan ging auf und ein breites Grinsen begleitete unseren Erfolg. Am Boot angekommen waren wir sichtlich froh, einen weiteren Fisch bei diesen widrigen Bedingungen auf unserem Haben-Konto verbuchen zu können.
Nun aber erst einmal einen heißen Kaffee. Von wegen. "Pronto", es meldete sich die nächste Rute. Wie sollte es auch anders ein, es war dieses Mal "The Cat Boat", die eine Aufforderung zum Drill erhielt. Beide Asse hatten gestochen und schon ging es in das Mission Craft Schlauchboot, um den nächsten Gegner niederzuringen. Wir merkten sofort, dass auch dieser Fisch zur besseren Sorte gehörte und ein weiterer, Kräfte zehrender Drill deutete sich an. Auch hier lief "The Cat" zur Höchstform auf, so dass ich nach einem spannenden Kampf erneut zum Wallergriff ansetzen konnte!. Ein weiterer Gigant war bezwungen! Geht doch! Schnell war die gesamte Mühsal der Vortage schlicht vergessen. Parallel kamen auch Fangmeldungen von unseren Teamkollegen, die ebenfalls einem Überschwemmungsgebiet den Kampf angesagt hatten. Die restliche Nacht verlief danach allerding sehr ruhig.
Pünktlich zum Fotoshooting wurden wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt und konnten einen sonnigen Tag verleben. Unsere Thermoanzüge und Schneestiefel legten wir beiseite und genossen diesen Anflug vom Sommer.
Die letzten Tage änderte sich an dem Beißverhalten jedoch leider wenig und jeden Biss mussten wir hart erkämpfen. Der Blitzsommer hatte schnell wieder das Weite gesucht und wir verbrachten die letzte Nacht sogar im Sturm. Das Schlusslicht im Morgengrauen bildete ein letzter Winter-Waller.
Am Camp angekommen ließen wir diese aufregenden Tage nochmals Revue passieren und kamen zu dem Ergebnis, dass diese Waller-Tournee die schwierigste und außergewöhnlichste war, die wir bisher erlebt hatten. Ein eisiges Finale mit wachgeküssten Welsen - in Bella Italia!
Ein fischreiches Ostern wünscht Euch...
Euer
Ruwen Koring