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22.06.2018

Geduldsprobe mit Sieg

Es ist 3:30 Uhr, mein Wecker klingelt. Wie ein Schmetterling so leicht bewege ich mich aus dem Bett. Denn die Freude ist groß, mich erwartet ein toller Angeltag an der Mecklenburgischen Seenplatte.
Auto und Boot sind bereits am Vorabend aufgerüstet worden. 310 Kilometer Wegstrecke liegen nun vor mir. Ich flöte vor mich hin „Ich war noch niemals in New York“ – nein – an der Mecklenburgischen Seenplatte und große Fische soll es da geben! Mehr Zeit als einen Tag habe ich leider nicht. Sehr sportlich, würde ich sagen.

Was als ein anspruchsvoller Angeltag starten soll, beginnt indes bereits um 6:30 Uhr mit einem großen Fiasko. Das kann doch nicht wahr sein: Unmittelbar vor mir verunglückt ein LKW so schwer, dass er die Autobahn A2 vollständig blockiert. Ich stehe mitten im Stau und nichts geht mehr – Vollsperrung! Das war es dann wohl. Die Stunden verrinnen.
Um 8 Uhr wollte ich auf dem Wasser sein und meine Angeln ausgelegt haben. Nun ist es bereits 9:30 Uhr. Ausgedehnte Bergungsarbeiten machen meine Hoffnungen zunichte. Meine Frustration wächst und ich ärgere mich tierisch über mich selbst. Ich hatte eigentlich eine andere Route geplant und bin dann davon abgewichen.

Endlich – um 11.30 Uhr erteilt die Autobahnpolizei das Kommando zur Umkehr. Wir sollen auf der Autobahn drehen, die zurückliegende Ausfahrt nehmen oder warten. Ich entscheide mich zum Wenden und fahre im Schritttempo in der Kolonne wieder zurück. Endlich bewegt sich mal etwas. Jetzt stelle ich mir natürlich die Frage, ob ich den Trip fortsetzten soll? Aufgrund der Umleitung gibt auch der Staumelder noch längere Wartezeiten bekannt.
Vor 13:00 Uhr werde ich kaum am Gewässer sein. Überlegen macht überlegen. Ist Aufgeben eine Option? Nein! Risiko – ich fahre weiter und hoffe darauf, dass mich das Pech nicht weiter verfolgt. Fünf Stunden später bin ich dann endlich gelandet. Mit einem Blick auf die traumhafte Landschaft der Mecklenburgischen Seenplatte ist meine Frustration schnell verflogen.

In Windeseile wird das Boot startklar gemacht und zu Wasser gelassen. Auf geht‘s! Ich stoße wenig später auf den ersten Spot, den ich durch Internetrecherche und gute Freunde im Vorfeld ausfindig gemacht hatte. Auch wenn ich ein begnadeter und fanatischer Spinnfischer bin, die großen Gewässer Mecklenburgs erkundet man doch besser beim Schleppen. Ich montiere also zwei Schleppruten mit Rhino Salmon Tracker Planerboards. Dazu sind ein Yolo Shad im Dekor „Roach“ in 30 Zentimeter sowie ein kleiner 22 Zentimeter langer Yolo Shad im Barschdekor angeködert.
Ich fische in vier bis acht Metern Tiefe Rinnen und Kanten ab. Keine halbe Stunde wird der 30iger Yolo Shad durch kräftige Kiemenzüge inhaliert. Ich strahle, denn ein richtig fetter Hecht, der an der 10 Kilo Marke kratzt und 110 Zentimeter misst, konnte der Farbe Roach nicht widerstehen. Ein wundervoller Einstieg und ein wahres Geschenk. Am Nachmittag folgt das zweite: Dieses Mal ist es ein großer Zander, der 91 Zentimeter misst. Auch dieser Fisch entschied sich für das gleiche Mahl.

Am späten Abend beende ich diesen aufreibenden Angeltag. Mit meinen zwei Hechten und zwei Zandern bin ich überglücklich. Die dortige seenreiche Landschaft hat mich tief beeindruckt und ich bin sicherlich nicht das letzte Mal da gewesen. Auf der Heimfahrt lasse ich die Ereignisse noch einmal Revue passieren. Hier hat sich meine Geduld wirklich ausgezahlt. Aufgeben ist keine Option.
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen tollen Sommer!

Euer
Thomas Brandsch