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20.10.2017

Platz 4 bei den Luremasters 2017

Vom 15.09-17.09.2017 fanden zum zweiten Mal die Luremasters in den Niederlanden statt. Der internationale Raubfischwettkampf wurde über 3 Tage an 3 verschiedenen Gewässern (Haringvliet, Volkerak und Hollandsdiep) ausgetragen. Geangelt wurde in 2er Teams vom Boot aus. Die 54 teilnehmenden Teams wurden dabei in 3 Gruppen aufgeteilt, wobei das Los entschied, welches Gewässer zuerst beangelt werden musste. Ich nahm mit Christian Beyer teil. Insgesamt sollte die Gesamtlänge aus 7 Zandern, 5 Barschen und 3 Hechten in die Wertung eingehen, wobei jeder Zentimeter einen Wertungspunkt bedeutete. Im Vergleich zu anderen Events mit ähnlichem Format, beispielsweise der Predatortour, der Europameisterschaft im Raubfischangeln, die ebenfalls am Haringvliet und Hollandsdiep ausgetragen wird, bei der jedoch nur jeweils 3 Hechte, 3 Zander und 3 Barsche gefangen werden müssen, ist die Herausforderung, die die Luremasters an ihre Teilnehmer stellt, deutlich anspruchsvoller.
Am frühen Freitag Morgen klingelt der Wecker um halb 6. Unser Tackle ist bereits im Auto verstaut und das Boot startklar für den ersten Wettkampftag. Tags zuvor bekommen wir den Haringvliet als Gewässer für den ersten Wettkampftag zugelost. Unser Alptraum, denn der Haringvliet ist das allerschwerste der 3 Gewässer und die Fänge der letzten Trainingstage mussten hart erkämpft werden. Außerdem ist Dauerregen und kaum Wind angesagt. Nur 20 km weiter Flussauf am Hollandsdiep wird beispielsweise fast den ganzen Tag die Sonne scheinen und Wind mit 2-3 bft wehen. Das alleine zeigt schon, wie schwierig es sein kann an den verschiedenen Tagen konstant gute Ergebnisse zu erzielen. Kurz gesagt schließen wir Tag 1 mit einem 44 cm Barsch ab und bewahren uns gerade so vor einem Schneidertag. Mit Platz 51 sind wir sehr enttäuscht und nehmen auch nicht am gemeinschaftlichen Abendessen mit den anderen Teilnehmern teil. Das Team auf Platz 1 fängt am Hollandsdiep bis auf einen Hecht alle Wertungsfische und startet als klarer Favorit auf den Sieg in den zweiten Turniertag.
Abends zuvor bereiten wir erneut akribisch unser Tackle vor. Hakenspitzen werden auf ihre Schärfe überprüft, neue Gummifische aufgezogen, Stinger gemacht und Fangfotos der anderen Teams analysiert. Unsere Strategie für den zweiten Tag am Hollandsdiep steht. Erst sollen alle 5 Barsche gefangen werden, dann die Zander. Wir haben uns im Training gut vorbereitet und passende Stellen gefunden. Aus der Fotoanalyse der Fangbilder bekommen wir noch einen entscheidenden Hinweis. Pünktlich um 8 Uhr ertönt die Sirene und mit Vollspeed ballern wir an unseren Spot, hängen dabei gleich stark motorisierte Boote ab und erreichen den Platz als erstes Team. Das ist wichtig, denn zwischen allen Teilnehmern muss ein Mindestabstand von 100m eingehalten werden. Innerhalb der ersten 5 Würfe passiert nichts. Dann ein Fehlbiss und plötzlich geht es Schlag auf Schlag. Innerhalb von 20 Minuten fangen wir alle 5 Barsche zwischen 35 und 38 cm und können noch mit dem sechsten Barsch uns schon um 1 cm verbessern. Die Ergebnisse werden über die luremasters app live hochgeladen. Bereits jetzt haben wir uns auf Platz 29 vorgearbeitet. Wir schmeißen die Ruten ins Boot, liften den E Motor und ab geht's zum ausgemachten Zanderspot aus der Fotoanalyse. In der Nähe liegt ein weiteres Boot mit bekannten Anglern. Ganz falsch sind wir also nicht. Es dauert dann doch etwa 1 Stunde bis wir die Fische finden. Aber auch hier ist uns Petrus holt und wir fangen 5 Zander zwischen 48 und 59 cm sowie einen 75er Hecht und verbessern unsere Barschpunkte mit einem 45er und einen weiteren 38er. Bereits jetzt liegen wir in den Top 15.
Als der Spot ausgeschöpft erscheint entschließen wir uns erneut zu einem vielversprechenden Platzwechsel. Komischerweise war dieser Spot den ganzen Tag noch nicht befischt worden. Wir sichern uns ab und vergewissern uns, dass wir noch in einer legalen Zone angeln. Ansonsten könnte ein Verweis drohen oder eine gelbe Karte, die den Verlust des größten Fisches des Tages bedeuten würde.
Auch hier schlagen wir zu und verbuchen 2 Zander. Der letzte wird live von einem Marshall Boot gefilmt. Somit haben wir alle 7 Zander auf der Karte voll. Uns bleiben noch 45 min Angelzeit. Erneut fliegen die Ruten ins Boot und wir rasen mit Vollspeed in die nächst beste Flachwasserzone. Uns fehlen noch zwei Hechte. Spannung pur. Schnell die Hechtrute klargemacht und den Yolo Pike Shad angeködert. Mit dem Bugmotor steuern wir übers Kraut, mehrfach hängen wir in den Pflanzen fest. Noch 15 min Angelzeit. Ruppig reiße ich den Köder aus einem Pflanzenbüschel. Er kommt frei. Im Klaren Wasser schießt plötzlich ein Hecht direkt an der Oberfläche auf den Köder. Voller Adrenalin setze ich den Anhieb. Der Hecht schlägt wild um sich und schlitzt aus. Gähnende Leere. Das Gefühl dieses Verlustes ist unbeschreiblich und ich möchte unsere Gedanken lieber nicht in Worte fassen. Das wars. Tag 2 geht zu Ende. Wir sind mit Platz 8 sehr zu frieden und haben uns um 43 Plätze nach oben gearbeitet. Erschöpft fallen wir noch auf dem Wasser auf unsere Sitze, setzen die Ankerfunktion des Bugmotors ein und genießen den Erfolg mit Wasser und Brot. In den letzten 8 Stunden haben wir bis auf einen Keks nichts gegessen oder getrunken.
Da uns morgen mit dem Volkerak unser liebstes Gewässer erwartet sind wir guter Dinge noch die 2 fehlenden Hechte zu fangen. Auch haben wir sehr gute Zanderstellen. Erneut wird das Tackle präpariert.
Gegen jede Regel wollen wir zunächst die Zanderpunkte verbessern. Wir wissen aber auch, dass unser Platz regelmäßig gute Hechte bringt.
Bereits vor dem Start sortieren wir uns in Richtung anvisierten Spot. Mit uns jedoch auch weitere Boote mit höherer Motorisierung. Die Sirene ertönt erneut. Ich reiße den Gashebel hoch. Wir fliegen und kämpfen um jeden Meter. Gegen die 100 PS Boote haben wir aber keine Chance. Eines hält schließlich direkt vor uns an. Wir weichen notdürftig aus, brausen direkt über deren anvisierten Angelspot hinweg und ernten lautes, wütendes Gebrüll. Sorry Marcel und Nils hierfür aber es ging alles zu schnell. Vor uns bahnt sich das nächste Übel an. Das zweite 100 PS Boot stellt sich zu dicht auf unseren Lieblingsplatz. Mist. Was nun. Noch mit Vollspeed riskieren wir es und drosseln die Geschwindigkeit nah am gegnerischen Boot halten jedoch den erforderlichen Abstand von 100m konsequent ein. Prompt ernten wir zum zweiten Mal für uns etwas erstaunliche wütende Rufe. Der überschiessende Ehrgeiz unserer Gegner führt sogar dazu, dass der Headmarshall per Telefon verständigt wird. Wir haben jedoch ein Ziel. Erster Wurf - Peng - 61er Zander. Das benachbarte Team tobt vor Wut. Wir bleiben hartnäckig, denn 100 m Abstand sind erreicht und weichen nicht von der Stelle. Ein Kontrollboot erscheint. Wir bleiben cool. Die Situation klärt sich ohne weiteren Zwischenfall zumal das andere Team ebenfalls seine Fische fängt. Wir machen weiter. Insgesamt können wir alle 7 Zander über 60cm hochschrauben. Zwischendurch geht uns eine Hechtrakete mit 102 cm ins Netz. Jetzt fehlt uns nur noch ein Hecht. Wir sind bereits auf Platz 5 und wir haben noch 6 Stunden Angelzeit. Alles oder nichts. Wir versuchen es. Mit einem Hecht von 120 cm wären wir die Nr 1. Spotwechsel. Werfen, werfen, werfen. 2 weitere Spotwechsel folgen. Christian schraubt hierbei mit einem 48er Barschmonster seinen PB in die Höhe und wir machen 12 Punkte gut. Es fehlen also nur noch 108 cm Fisch. Zwischenzeitlich wird das Leaderboard in der App gesperrt um das Event spannender zu machen. Immernoch bleiben uns 3 1/2 h Angelzeit aber es fehlt noch ein Hecht. Wir entschließen uns erneut zum Spotwechsel und rasen erneut auf unseren Zanderspot. Wir fischen bis der Arzt kommt. Plötzlich ist er da. Der ersehnte dritte Hecht. Mit 70 cm jedoch nicht lang genug. Dennoch macht sich große Freude und Erleichterung breit. Die Karte ist voll. Alle erforderlichen Fische gefangen. Jetzt wollen wir mehr. Noch fehlen mutmaßliche 38 cm. Mit einem weiteren guten Zander machen wir in der letzten halben Stunde noch mehr Punkte gut. Während ich den Fisch in der App hochlade schlägt es bei Christian brutal ein. Der Anhieb sitzt. Ein starker Fisch kämpft mit heftigen Kopfstößen. Unsere Knie werden weich. Wir wissen, dass mit dem Fang dieses Fisches womöglich ein voll ausgestattetes Crestliner Boot mit Trailer und 40 PS Yamaha Außenbordmotor im Wert von 15000-20000 Euro auf uns wartet. Christian drillt behutsam. Plötzlich ist die Schnur schlaff. Der Fisch weg. Die Zeit um und der Traum ausgeträumt. Das wars. Aus und vorbei.
Am Ende ist es mit 898 Punkten Platz 4 und wir sind dennoch mega glücklich. Bei unserem ersten internationalen Wettkampf haben wir erfolgreiche Turnierangler geschlagen und weit hinter uns gelassen. Wir haben um jeden Zentimeter hart und verbissen erfolgreich gekämpft. Am Ende fehlten uns lediglich 8 cm zu Platz 3 und 26 cm zu Platz 1. Unser anvisiertes Ziel mit 900 Punkten haben wir fast erreicht. Was will man mehr? Einen super Preis gab es auch noch. Die Organisation des Events war Spitze. Wir kommen definitiv wieder.

Thomas Brandsch