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30.08.2017

Ich finde Dich - 24 Kilo Urgewalt!

Zusammen mit meinem Teamkollegen Ralf Jasinski machten wir uns am Freitag auf den Weg zu einer Karpfen-Kurzsession. Unser Zielgewässer, ein Stausee im Ruhrgebiet, war alles andere als leicht zu befischen. Bis zu 2,50 m Wassertiefe war es ziemlich verkrautet und von Wasserpflanzen bedeckt. Direkt hinter den Pflanzen fällt die Kante auf zehn Metern ab. Für die Schuppenträger ist der Pflanzendschungel ein ideales Versteck, in dem sie in aller Ruhe ihre Runden drehen. Nach Nahrung suchen sie dort in Tiefenbereichen von ca. zwei Metern.

Wir hatten leider kein Boot zur Verfügung und der Hotspot, an dem wir unsere Köder präsentieren wollten, war nicht befischbar. So entschieden wir uns, auf einer Distanz von 100 Metern die Köder in das Kraut zu werfen und versuchten genau die Bereiche zu treffen, wo die Wasserpflanzen etwas lichter standen. Äußerste Präzession wurde hier abverlangt. Gemischte Gefühle, bei dem Gedanken einen Meter zu kurz geworfen zu haben und der Köder sinkt in die Tiefe oder einen Meter zu weit geworfen zu haben und der Köder bleibt auf dem Kraut an der Wasseroberfläche liegen. Die Idee, die Köder nach dem Auswurf zu strecken, verwarfen wir gleich wieder, da wir den Haken eventuell in das Kraut oder die Kante hinuntergezogen hätten. Mit Argusaugen beobachteten wir nun die Absinkphasen und gingen das Risiko ein, dass die Montagen hoffentlich optimal liegen würden.

Eine Zeitlang saßen wir bei einem Kaffee und philosophierten. Die Schuppenträger machten uns die Suche nicht ganz einfach. Fast wie ein Versteckspiel, das uns an vergangene Kindertage erinnerte. Um unsere Köder auffällig in den Wasserpflanzen präsentieren zu können, hatten wie die Boilies mit Yellow Zombie Neon Puder gepudert. Die neonfarbenen Köder waren einfach nicht zu übersehen. Und als wir noch so vor uns hinträumten, machte eine Montage plötzlich einen Satz nach vorn und wir vermuteten einen prächtigen Schatz im Dickicht. Jetzt hatte ein „Löwe“ angebissen. Wir hatten eine 0,60er Schlagschnur vorgeschaltet, sodass wir etwas Druck aufbauen konnten und sich der Fisch schließlich löste. Bis es aber soweit war, erfassten harten Schläge den Rutenblank und die Rollenbremse kreischte immer wieder. Der Kampf war aber noch lange nicht vorbei. Jetzt versteckte sich der Fisch sehr nahe am Ufer und setzte sich wiederum im Kraut fest. Dieses Mal war es schwieriger, ihn zu lösen. Der Schlagschnurknoten war dicht an der Rutenspitze, also ging ich in das Gewässer, um diesen auf die Rollenspule zu drehen. Noch einmal Risiko! Denn wir bauten starken Druck auf. Dann war es endlich soweit. Manche Momente möchte man einfach festhalten. Der Fisch löste sich plötzlich und der Drill ging in die Endphase. Noch ein letzter Kraftakt und Ralf konnte ihn keschern.

Ein wohltuendes Gefühl tat sich in uns auf, als wir diesen tollen Schuppenträger im Kescher liegen sahen. Die Waage bestätigte unser Juwel von 24 Kilo und 1 Meter Länge. Für diesen Sommer 2017 konnte er mein Personal Best für Schuppenkarpfen bedeuten. Durchatmen war angesagt! Kleine Experimente und Mühsal hatten sich gelohnt. Die Freude war grenzenlos und das Versteck gelüftet. Ich hatte ihn gefunden!

Einen fischreichen Spätsommer wünscht Euch...
Ruwen Koring