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29.09.2016

Gunki Iron Tournament 2016

Vom 24.-25.09.2016 fand in Rotterdam die dritte Auflage des Gunki Iron Tournament, dem größten Streetfishing Event weltweit, statt.
Vor etwa knapp vier Monaten fragte mich mein Kumpel Nico, ob ich nicht Lust hätte in diesem Jahr dort teilzunehmen. Ich brauchte nicht lange überlegen und sagte direkt zu. Allerdings hieß dieses noch nicht, dass wir auch tatsächlich dabei wären. Der Andrang zu diesem Event war gigantisch und insgesamt konnten nur 130 Teams, bestehend aus jeweils drei Personen, an diesem Event teilnehmen. Sage und schreibe 15 verschiedene Nationen waren vor Ort dabei.

Auch wenn ich seit knapp drei Jahren fast ausschließlich auf Wels fische, so habe ich ungefähr zehn Jahre lediglich mit der Spinnrute auf sämtliche Raubfische gefischt. Das alles ist also kein Neuland für mich gewesen. Auch 2010 habe ich zusammen mit einem Kumpel an der ersten Street Fishing Rallye der Zeitschrift Rute & Rolle teilgenommen und konnte die Rallye tatsächlich im Finale in Hamburg gewinnen.

Die Anmeldung für das Gunki Event erfolgte über eine App, welche im Vorfeld entsprechend auf das Smartphone geladen werden musste. Der eigentliche Anmeldestartschuss fiel am 06.07.2016 um 20.00 Uhr. Allerdings haben so viele Teams gleichzeitig versucht, sich anzumelden, dass der Server zusammenbrach und die Anmeldung auf dem 07.07.2016 verschoben werden musste.
An diesem Tag war ich irgendwo in Deutschland unterwegs und suchte mir um 19.45 Uhr einen Rastplatz mit gutem Handyempfang. Pünktlich um 20.00 Uhr saß ich also mit meinem Smartphone in meinem Auto und versuchte uns so schnell wie möglich anzumelden. Schließlich waren vorerst nur die fünf schnellsten Teams aus jedem Land sicher registriert. Bestens vorbereitet – mit einem Zettel und allen unseren Daten – tippte ich alles in die App ein und schloss die Registrierung ab. Nun hieß es warten, denn die Anmeldefrist endete erst am 08.07.2016 um 20.00 Uhr. Innerhalb dieser 24 Stunden rechneten wir hin und her, beobachteten die aktuellen Registrierungen und glaubten nicht daran, dass es passen würde. Doch wir wurden eines Besseren belehrt und wir waren tatsächlich dabei.

Nico, Manuel und ich begannen direkt mit den Planungen. Was brauchen wir? Wie fischen wir? Wo fischen wir genau? Alles Fragen, die wir uns nicht wirklich beantworten konnten. Schließlich hat noch niemand von uns vorher in Rotterdam gefischt und die offizielle Gewässerkarte mit den erlaubten Spots war noch nicht bekanntgegeben. Diese sollte es auch erst einige wenige Tage vor dem Event geben.
Es war angedacht, dass wir einfach ein Wochenende nach Rotterdam fahren, um uns vor Ort einen Überblick über die Gegebenheiten zu verschaffen. Doch leider war das beruflich bedingt und durch meine Wallertouren mit Ruwen Koring nicht möglich. Also praktizierten wir diverse Finessetechniken, normales jiggen, twitchen mit Wobblern und viele weitere verrückte Dinge an unseren heimischen Gewässern. Das Ruhrgebiet bietet uns hier viele verschiedene Möglichkeiten, dass wir eigentlich so gut wie jede Situation nachspielen konnten. Ob Kanäle, Hafengebiete oder den Rhein – alles liegt vor unserer Haustür. Und in Rotterdam fließt die Maas, welche doch sehr gut mit dem Rhein zu vergleichen ist. Einzig und allein die dort herrschenden Tidenverhältnisse konnten wir nicht simulieren.

Als Black Cat Supporter war mir sofort klar, dass ich nicht ohne Quantum Specialist Tackle und Kleidung antreten kann. An dieser Stelle vielen Dank an Adrian Prus und Frerk Petersen, die uns mit Pullys, Trikots, Caps und einigem an Tackle ausstatteten. Dazu war ich mit der Quantum Accurist Spin ausgestattet, eine Rute die mir das Fischen mit Jigs, Spinnern, Wobblern und Co. ermöglichte. Vor allem beim Streetfishing kann man nicht viele verschiedene Ruten dabei haben und muss sich auf sein Gerät in mehreren Bereichen verlassen können.

Mittlerweile rückte das Event immer näher. Eigentlich planten wir, dass wir Samstag früh morgens anreisen, 24 Stunden fischen und dann wieder nach Hause fahren.
Doch ohne viel Schlaf wäre dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt gewesen. Also buchten wir uns recht spontan noch ein Hotelzimmer und reisten bereits am Abend des 23.09.2016 an. Nachdem wir unsere Tackleboxen noch ein letztes Mal prüften, zusätzliche Köder einpackten oder auch andere wiederrum auspackten, hieß es für uns dann den nötigen Erholungsschlaf zu sammeln. Wir konnten nur knappe vier Stunden schlafen. Um 06.00 Uhr klingelte der Wecker und nach einer schnellen Dusche, rief das Frühstück. Wir waren voller Vorfreunde und gespannt auf das, was uns erwartet.
Wir schnappten uns also unseren Bollerwagen, der nicht nur mit unseren Ruten, Tackleboxen, Kleidung für die Nacht und Verpflegung bestückt war - auch hatten wir eine kleine musikalische Motivationsanlage dabei. Doch hiermit nicht genug, selbst eine Hupe war verbaut und sorgte doch für viel Spaß im Touristenverkehr Rotterdams.

Pünktlich um 08.30 Uhr trafen wir im „Drijvend Paviljoen“ ein, eine Konstruktion, die halben Fußbällen ähnelt und eine tolle Kulisse bietet. Hier mussten wir nochmals schriftlich die Regeln bestätigen, bekamen unsere Ausweise und Fischereiberechtigungen, schossen unser Gruppenfoto und bekamen das Starterpaket. Danach hieß es, die aufgehende Sonne zu genießen und noch etwas zu entspannen, bevor dann um 11.15 Uhr der Startschuss für die ersten knapp 12 Stunden Streetfishing fiel. Wie von Bienen gestochen, rannten 130 Teams mit 390 Anglern in Richtung Zentrum, um sich dort die bekannten Spots zu sichern. Unsere Taktik allerding war, genau in die entgegengesetzte Richtung zu wandern, um dem ganzen Angeldruck aus dem Weg zu gehen. Diese Taktik ging zumindest in der Form auf, dass wir nach einem knapp drei Kilometer langen Fußmarsch tatsächlich alleine irgendwo in Rotterdam an einer Hafenausfahrt standen. Wir befischten die Ausfahrt gezielt auf Rapfen und Zander, doch von Bissen war keine Spur. Nach etwa einer Stunde schmiedeten wir dann den Plan, auf die andere Maasseite zu wechseln und mussten hierfür eine unendlich lange Unterführung durchqueren.
Auf der anderen Seite angekommen, bemerkten wir schnell, dass sich hier einige Team aufhielten. Wir fischten weiter mit Dropshot und Jigs und endlich spürte ich plötzlich ein leichtes „Tock“. Ich schlug an, doch der Anhieb ging ins Leere. Mein 7 cm Quantum Battle Shad war allerdings von den Hundszähnen eines Zanders gekennzeichnet. Das ließ uns hoffen. Manuel konnte ebenfalls noch einen Fehlbiss verzeichnen und dann war an dieser Stelle wieder Ruhe eingekehrt. Kurz die Karte mit den Spots angesehen und unsere Entscheidung fiel auf einen kleinen Schleusenbereich in der Nähe. In dem ruhigen Wasser oberhalb der Schleuse versprachen wir uns Barsche und Hechte. Wir konnten uns tatsächlich den heißen Bereich sichern und feuerten hier Wobbler und Co. in sämtliche Richtungen. Doch auch hier gab es nur einen Nachläufer eines knapp 35 cm großen Barsches. Es war wie verhext und als wir sahen, dass das Team neben uns dann einen ü30er Barsch fangen konnte, wussten wir, dass wir uns von der Masse absetzen müssen. Schnell packten wir wieder unser Tackle  in den Bollerwagen und marschierten rund 5 km bis zu einer kleinen Gracht, die sich mitten durch das Stadtzentrum von Rotterdam zog. Hier twichte Nico von der Spundwand aus mit einem Pintail am 7gr. Quantum Twich-Jig auf Barsch und konnte kurz danach den ersten Wertungsfisch in den Händen halten. Ein kleiner 27 cm großer Fisch, der uns aber die ersten 27 Punkte brachte. Kurze Zeit später stürzte sich ein knapp 60 cm großer Hecht auf den Twich-Jig und stieg leider wieder aus. Das wären die nächsten wertvollen Punkte gewesen. Wir zogen weiter an der Gracht entlang und ich konnte ebenfalls noch einige Barsche „twitch-jiggen“, die allerdings allesamt unter dem Mindestmaß von 25 cm lagen.

Wir spekulierten so langsam, ob wir irgendetwas falsch machen würden, kamen allerdings zu Entschluss, dass die Fische einfach nicht so mitspielen wollten, wie wir uns es vorgestellt haben. Also hieß es, eine neue Mission anzugehen. Der Rapfen war nun Zielfisch Nummer 1. Nach erneuten 2 km Fußmarsch erreichten wir wieder die Maas, doch auch die Rapfen waren nicht in Beißlaune, obwohl das Wetter und der Wasserstand passten. Langsam bewegten wir uns in Richtung Dämmerung und somit beendeten wir vorerst die Mission Rapfen. Uns zog es an einen Spot, der förmlich nach Zander roch. Und so kam es auch. Innerhalb kürzester Zeit Schlug der Battle Shad zu und brachte zwei kleine Zander an Land. Doch auch diese lagen unter dem Mindestmaß. In der ersten Tageshälfte schien das Glück nicht auf unserer Seite zu liegen. Als wir allerdings im Live-Leaderboard sahen, dass wir nicht weit abgeschlagen im untersten Drittel, sondern mit dem nur einen Barsch im Mittelfeld lagen, schöpften wir neue Motivation und machten uns auf den Weg zurück zum Treffpunkt. Unsere zwei Meetingpoints hatten wir zwischendurch besucht und konnten somit beweisen, dass wir nicht nur stur an einer Stelle blieben, sondern dem Sinn des Streetfishings nachkamen. Insgesamt waren in der ersten und zweiten Tageshälfte vier solcher Punkte anzulaufen.
Am Treffpunkt angekommen, gab es ein kurzes Briefing mit allen Teamcaptains und jedem Team wurde ein weiteres Team für die Nacht zugelost. Schon im Briefing bemerkte ich, dass wir mit dem uns zugelosten Team gut klarkommen werden. Zusammen mit den drei Jungs aus Berlin zogen wir dann hinaus in die Nacht.
Auch die Stellauswahl lief reibungslos und schon in den ersten Minuten hatte Manuel dann unseren ersten, mit 52 cm maßigen, Zander gelandet. Wertvolle 52 Punkte wanderten auf unser Konto. Zwischenzeitlich erreichten wir damit sogar einen Platz in den TOP 40. Die Nacht verlief dann aber ruhig und ich konnte lediglich noch einen untermaßigen Zander nachlegen. Als Beweis dafür, dass man aus Sicherheitsgründen auch die Nacht mit dem anderen Team zusammengeblieben war, musste man um 05.30 Uhr ein Beweisfoto schießen und dieses ebenfalls über die App hochladen. In der Morgendämmerung war es wiederrum Manuel, der einen 46 cm großen Zander und somit weitere 46 Punkte für uns verzeichnen konnte.

Von der Morgendämmerung erhofften wir uns weitere Rapfenaktivitäten, die allerdings ausblieben. Was tun? Wir brauchten noch einige Punkte. Kleinvieh macht auch Mist, dachten wir uns und zogen nochmals an den Barschspot zurück. Hier nahm das Schicksal dann seinen Lauf. Gleich zwei ca. 30 cm große Barsche verloren wir bei der Landung. Wichtige Punkte gingen uns damit durch die Lappen. Am Köder kann es nicht gelegen haben, denn der Twich-Jig machte die Barsche verrückt. Es folgten noch weitere Untermaßige, aber leider keine Wertungsfische mehr. Vielleicht lag es an der langsam doch einkehrenden Müdigkeit oder eintretender Konzentrationsschwäche. Schließlich waren wir bereits mehr als 24 Stunden auf den Beinen und hatten auch vorher nicht viel Schlaf gekommen. Vielleicht war das Glück aber auch einfach nicht auf unserer Seite.

Insgesamt konnte jedes Team 15 Fische in die Wertung einbringen. Unsere 15 Fische erreichten wir zwar, allerdings war die Vielzahl leider nicht maßig und konnte somit nicht in die Wertung aufgenommen werden.

Pünktlich um 12.00 Uhr am Sonntag war dann Ende. Nach und nach trafen die Teams, die nicht zwischenzeitlich aus diversen Gründen aufgeben mussten, wieder im Headquarter ein. Ob wir unser Ziel erreichten, wenigstens unter die TOP 50 zu kommen, an einem Gewässer, das uns bis dahin völlig fremd war und von uns zum ersten Mal befischt wurde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt leider nicht. Das Live-Leaderboard wurde knappe vier Stunden vor dem Ende abgeschaltet, um die Spannung hoch zu halten.
Als dann letztendlich die Ergebnisse da waren, mussten wir feststellen, dass es eine sehr knappe Kiste war. Wir wollten in die TOP 50 und erreichten Platz 50. Von den angemeldeten 130 Teams konnten wir also 80 Teams, inklusive einiger Lokalisten, hinter uns lassen, hatten allerdings auch 49 Teams vor uns. Ob dieses Ergebnis nun erfreulich war, darf jeder selbst entscheiden.

Bedingt durch die diversen Umstände waren wir mit dem Ergebnis aber zufrieden. Wir haben 24 Stunden lang durchgehalten, können uns nicht vorwerfen, nicht gekämpft zu haben. Wir haben alles Mögliche versucht. Haben Verluste zu verzeichnen gehabt, aber sind weiter am Ball geblieben. Wir mussten viel Kleinfisch hinnehmen und wurden nur mit drei Fischen für die Wertung belohnt.
Gewinnen ist nicht immer alles. Wir haben neue Leute kennengelernt, hatten viel Spaß und haben als Team durchgehalten. All das ist manchmal viel mehr Wert.

Aber eines ist sicher: wir werden wiederkommen und erneut angreifen.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmals herzlichst bei Zebco Europe für die Unterstützung bedanken.

Tight lines
Timo Waschitzki
Black Cat Supporting
www.catfish-hunters.de
www.team-black-cat.com