Sie befinden sich hier:

15.08.2016

Plattfischspaß vor Fehmarn

Gemütlich an die Reling gelehnt genießen wir die wärmende Sonne auf unserer Haut. Wir blicken auf die vorüberziehende Küstenlinie und zeigen der Fehmarnsund Brücke unsere Rücken. Ende Juli sind wir an einem Sonntagnachmittag an Bord der Lana II. „Schollenbrandi“, Klaus Brandenburg, stoppt den 8-Personen Kutter über einer Sandbank. In 6 Meter Tiefe krallt sich der Anker im Sandboden fest. Meine amerikanischen Arbeitskollegen sind aufgeregt. Nach einer vollgepackten Arbeitswoche, folgten sie meiner Einladung, Plattfische in der Ostsee zu fangen. Mein Mann, Florian Hühnken, und Angelkumpel, Frank Adam, helfen die Haken an den bunten Vorfächern mit Wattwürmern zu bestücken. Kurz darauf finden die Köder ihren Weg zum Meeresboden. Die sportbegeisterte Cindy Kelley hat in ihrem Leben noch nicht einmal geangelt. Und das obwohl sie in der Nähe des berühmten Michigansees, der ein Garant für gigantischen Seeforellen ist, lebt. Verdächtig zuppelt es in ihrer Rutenspitze. Was ist das? Kurze Zeit später setzt sie gefühlvoll den Anhieb, wie ich es ihr vorher erklärt hatte. Adrenalin schießt durch ihren Körper. Es ist tatsächlich ihre Iron Spinnrute, die sich als erstes im Halbkreis zur Wasseroberfläche neigt. Beherzt kurbelt sie den ersten Flachmann ans Boot. Auch Greg Griffin spürt einen zarten Widerstand am anderen Ende. Es fühlt sich sehr leicht. Der leidenschaftliche Camper und Forellenjäger, weiß noch nicht so recht, ob ein Fisch am anderen Ende hängt. Die Bisse, die er von seinen heimischen Forellen in Michigan kennt, fühlen sich ganz anders, viel aggressiver an. Er kurbelt etwas Schnur ein. Und plötzlich spürt er Gegenwehr. Die Flunder hat gar keine Lust vom Boden entfernt zu werden und legt sich mächtig ins Zeug, den Haken wieder loszuwerden. Es macht Spaß dem Ostseeneuling bei seinem Drillvergnügen zu beobachten. „It is so funny, I am so excited“ sagt er aufgeregt. Souverän landet Greg Griffin seine erste Flunder. Alle anderen Haken werden jedoch ignoriert, sodass Klaus Brandenburg den Anker vom Meeresgrund löst und zum nächsten Angelplatz fährt. 10 Minuten später warten die salzigen Würmer auf der nächsten Sandfläche darauf gefressen zu werden. Mit Erfolg! Die Plattfische sind nun auch deutlich größer. Frank Adam und Florian Hühnken fangen sogar zwei Flundern, die deutlich länger als 45cm sind. Die leidenschaftliche Kajakanglerin, Vicki Rop, die schon Flundern an Florida’s Küste fing, kennt sich mit den flachen Meeresbewohnern aus. Sie ist total verknallt in die Plattfischangelei. Flunder für Flunder zieht die erfahrene Anglerin an Bord. Darunter sogar ein toller Ostseebutt von 43 cm Länge. Florian Hühnken und Klaus Brandenburg tauschen die Spinnrute gegen das Filetiermesser aus. Der Fang wird direkt an Bord küchenfertig gemacht. Plötzlich ist die Rute von Vitor Oberst, meinem deutschen Arbeitskollegen, krumm. In seiner Freizeit spielt er Fußball, doch heute interessiert er sich nur für eins: Seinen ersten selbstgefangen Fisch. Freudestrahlend genießt er den Drill an diesem herrlichen Sommertag. „Ich kann gar nicht glauben, wieviel Power die haben“ ruft er uns zu, als er den Fisch stolz an Bord hebt. Wir angeln noch eine Weile, bis wir dann, nach knapp 3 Stunden, den Plattfischspaß beenden. Es ist Zeit für das Abendessen. An einem Grillplatz an der Küste genießen wir nicht nur einen tollen Sonnenuntergang, wir lassen uns unseren frisch zubereiteten Fang schmecken. „What an amazing day we had at the Baltic Sea“ höre ich die Amerikaner sagen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle noch sehr lange an diesen Nachmittag zurückdenken werden.