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13.05.2015

Zwei-Länderfischen Niederlande-Deutschland

Vom 1.-3.5.2015 fand das diesjährige Zwei-Länderfischen zwischen den Niederlanden und Deutschland statt. Austragungsort war der Wilhelmina-Kanal in der Nähe von Moergestel - ein kleines Dorf zwischen Eindhoven und Tilburg. Der Kanal ist an dieser Stelle ca. 80 m breit und mit dem Auto gut erreichbar, sodass keine Transportsysteme von Nöten waren. Mit einer Tiefe von 3-3,5 m und meist stehendem Wasser bietet dieser Kanal hervorragende Angelbedingungen. Neben vielen Anglern, die entlang des Kanals zu sehen waren, wird das Gewässer ebenfalls als Ruderstrecke genutzt. So war die Konzentration ab und zu ein wenig geschwächt, wenn die Damen bei herrlichem Wetter vorbei ruderten. Aufpassen musste man auch auf die zahlreichen Radfahrer, die auf dem Radweg direkt hinter den Angelplätzen entlang radelten. Zwar war es möglich, die Rute etwas schräg abzustecken und die Radfahrer nicht zu behindern, doch für den Fall, dass mal eine Rute kaputt gefahren würde, sind leider die Angler schuld. In Holland wird Radfahren groß geschrieben und Radfahrer haben das Recht immer auf ihrer Seite, erklärte uns Hollands Nationaltrainer Jan van Schendel.

Im Aufgebot des deutschen Nationalkaders waren Steffen Hildebrandt, Marvin Rust, Marcel Gröschke, Karol Pacyna, Thomas Habelitz, Andreas Tuk, Horst Jansen, Michael Wittig, Ulf Schneller und meine Wenigkeit (Eric Carstensen).  Dazu kamen Günter Horler als Betreuer und natürlich unser Trainer Peter König. Ein Großteil unserer Mannschaft reiste am Mittwoch an. Ich selbst tat dies auch, um am Abend noch einen Blick auf den Kanal zu werfen und die Angelgenehmigung einzuholen. Diese lag schon bei den Freunden aus Holland bereit, die am Wasser anzutreffen waren. An dieser Stelle sei gesagt, dass die gesamte Veranstaltung von vorne bis hinten sehr gut durch die Gastgeber organisiert war. Nachdem der Kanal begutachtet war, fuhren wir zur Unterkunft, die ebenfalls von den Holländern für uns gebucht wurde. Schnell einrichten, Futter anmachen und dann bei einem Bier den Abend ausklingen lassen, stand auf dem Plan. Nach einer kurzen Nacht ging es am Donnerstagmorgen endlich ans Wasser, um zu angeln. Dabei hatten wir noch keine Anweisungen. Jeder tat, was er für richtig hielt und probierte verschiedene Dinge aus. Abends wurde sich dann in großer Runde ausgetauscht. Was war gut? Was brachte die großen Fische? Vieles wurde diskutiert und jeder gab seine Eindrücke zum Besten, sodass für das offizielle Training am Freitag eine Strategie zurecht gelegt wurde. Für mich lief der Donnerstag sehr gut. Ich fischte zwei Bahnen, eine auf ca. 7 m, um auf kleine Rotaugen und Barsche zu angeln und die andere auf 13 m, um den Brassen nachzustellen. Das Ergebnis waren ein paar kleine Fische, drei große Brassen und eine wunderschöne Schleie.

Für Freitag gab es dann schon klarere Ansagen: die kurze Bahn (7 m) hatten wir gestrichen, da es einfach zu wenig Kleinfisch gab, um mit den großen Brassen mithalten zu können. Stattdessen angelten wir auf 11,5 und 13 m. Auf die kürzere Bahn wurde eine Futter-Erde-Mischung geworfen. Bei der Erde entschied ich mich, zwei Teile schwere Erde und ein Teil leichte Erde zusammen zu mischen. Für das Futter nahm ich All Seasons, Canal und Etang (alle aus der Champions Choice Serie von Browning) und mischte sie im Verhältnis 1:1:1 zusammen. Am Ende wurde die Erde-und Futter-Mischung im Verhältnis 1:1 verrührt. Auf die 13 m Bahn cuppten wir lediglich pure, kleine Erdbälle, die mit vielen Ködern gespickt waren. Insgesamt eine typische Art an Holländischen Kanälen zu fischen. Hinter dieser Taktik steckt natürlich auch ein Sinn: die großen Brassen fressen in Holland nur sehr misstrauisch oder gar nicht von einem Futterteppich. In den Niederlanden ist es üblich, die Fische nach dem Wiegen wieder schonend zurück zu setzen. Daher wissen die Brassen ganz genau, wann ein Haken im Spiel ist. Finden die Flossenträger jedoch nur ein bisschen Erde mit Ködern, fressen sie schon deutlich hemmungsloser.

Die Strategie schien zu funktionieren. Jeder aus unserer Mannschaft kam früher oder später an Fisch und diese lieferten super Drills bei einem durchschnittlichen Gewicht von knapp 2 kg pro Stück. Die Laune unter den Teilnehmern war super - genauso wie die Zusammenarbeit im ganzen Team. Am Freitagabend gab es dann wieder eine Teambesprechung, die allerdings recht kurz ausfiel. Die Strategie war erfolgreich und wurde nicht geändert. In den Futter-Erde-Mix kamen wenige Köder zum Einsatz. Ein paar Caster, tote Pinkys und kleine Zuckmückenlarven reichten aus. Mit der puren Erde wurden Caster, geschnittene Würmer und ebenfalls Mückenlarven versenkt. Wichtig war, sich viel Zeit beim cuppen zu nehmen und so punktgenau wie möglich zu füttern. Außerdem musste das Loten sehr akribisch durchgeführt werden. Ansonsten gab es nicht viel zu beachten. Ruhig bleiben, Spaß haben und Fische fangen stand auf unserer to-do-Liste.
Am Samstag dann endlich der erste Durchgang. Wir angelten nach Regeln der CIPS und wurden in 4er Sektoren eingeteilt, da die Strecke sonst nach außen zu ungerecht wurde. Der 4er Sektor bestand aus zwei holländischen und zwei deutschen Anglern, die immer im Wechsel saßen. Ich loste Platz 18 im Außensektor und war nicht ganz zufrieden, denn es gab dort einen richtigen Endplatz, von dem zu erwarten war, dass er mehr Fisch fangen würde. Das einzig Gute war, dass ein deutscher (Andreas Tuk) auf Platz 20 saß. Geangelt wurde von 11-15 Uhr und 10 Minuten vor dem Start ertönte das Signal zum Füttern.

Ein wenig Nervosität vor dem Beginn des Angels konnte ich nicht weg reden, doch es lief alles wie geplant. Ich konnte in regelmäßigen Abständen fünf große Brassen fangen. Dazu kamen fünf kleine Rotaugen und zusammen zeigte die Waage ca. 9600 g an. Meine Nachbarn hatten beide weniger Gewicht im Netz. Lediglich der Außenplatz konnte über 13 kg fangen. Mit diesem Ergebnis war ich sehr zufrieden. Wichtig war das Nachfüttern an diesem Tag. Wir schoben wallnussgroße Erdbällchen nach, die hart wie Stein waren. So mussten die Brassen richtig arbeiten um an die Köder zu gelangen und blieben länger am Platz. Circa alle 10 Minuten oder nach jedem gefangen Fisch war das Cupping-Kit im Einsatz.

Nach dem Wiegen stand das Zwischenergebnis fest. Es stand 25 zu 25 unentschieden. Damit  konnten wir sehr gut leben, da wir diese Bedingungen in Deutschland kaum vorfinden, während die Gastgeber ständig an solch schwierigen Kanälen ihrem Hobby nachgehen. Am Abend wurden wir schließlich von den Niederländern zum Essen eingeladen. Natürlich war auch hier wieder alles top organisiert. Die Stimmung war bei allen Teilnehmern hervorragend und ein super Tag neigte sich dem Ende zu. Optimistisch und voller Vorfreude ging es dann zu Bett. An unserer Strategie änderten wir nichts.
Am Sonntagmorgen dann der erste kleine Dämpfer. Das Wetter war über Nacht um 180 Grad gekippt. Drei Tage hatten wir herrliches Wetter mit viel Sonne und wenig Wind. Dies war nun in ungemütliches Regenwetter umgeschlagen, aber geangelt wurde natürlich trotzdem. Der Ablauf war so wie am Vortag auch, jedoch alles eine Stunde vorgezogen, denn viele von uns hatten noch eine weite Heimreise. Im zweiten Durchgang loste ich Platz 7 und saß somit neben Dieter Friederichs, der links auf Platz 6 saß. Ein internationaler Topangler, der schon ein paar Medaillen von verschiedenen Weltmeisterschafften vorzuzeigen hat.

Das Angeln an diesem Tag gestaltete sich als extrem schwer. Die großen Brassen hatten das Maul dicht genagelt, was wohl an dem Wetterumschwung lag und die Rotaugen wogen kaum mehr als 10 g pro Stück. Bei mir passierte lange Zeit rein gar nichts, nicht einmal ein Fehlbiss, doch die Hoffnung auf einen großen Fisch war nach wie vor gegeben. Dann endlich nach 2,5 Stunden tauchte die Pose ab. Der Anhieb saß und der Gummizug wurde lang und länger. Nun hieß es cool bleiben, der Fisch musste unbedingt gelandet werden. Zum Glück gelang es mir, die Brasse ca. 10 Minuten später einzunetzen. Erleichtert angelte ich bis zum Ende, doch bis auf ein kleines Rotauge kam nichts dazu. Ich wusste, dass nach links ein paar große Fische mehr gefangen wurden, doch mein rechter Nachbar hatte auch nur eine Brasse und ein paar kleine Rotaugen. Die Waage kam und zeigte glücklicher Weise 100 g mehr an bei mir. Auch wenn Dieter Friederichs den Sektor mit über 5 kg gewann, war es eine tolle Erfahrung neben so einem starken Angler zu sitzen und sich mit ihm messen zu dürfen.

Pünktlich zum Einpacken fing es dann richtig an zu gießen. Die Siegerehrung fand direkt am Gewässer statt, nachdem die nassen Sachen im Auto verschwunden waren. Bester deutscher war Karol Pacyna, der sich in der Einzelwertung auf dem 4ten Rang platzieren konnte. Erster wurde Dieter Friederichs mit zwei Sektorensiegen und dem höchsten Fanggewicht der Veranstaltung am ersten Tag (über 16 kg mit 9 Brassen). Die Teamwertung gewannen die Holländer mit 48 zu 53. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch. Entschieden wurde der Zwei-Ländertreff in der letzten halben Stunde, als viele holländische Angler noch ein paar Brassen überlisten konnten und so einige Platzziffern gut machten.

Doch auch, wenn wir verloren haben, haben wir uns gut geschlagen und nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt. Für mich war es eine super Erfahrung auf solch hohem, internationalen Niveau zu fischen. Ich konnte vieles lernen, mich weiter verbessern und nehme neuen Ehrgeiz mit nach Deutschland.
Viele tolle Bilder aller Teilnehmer und der ganzen Veranstaltung findet ihr auf der Homepage des DSAV. Oder einfach die Links kopieren und einfügen.

Tag1:
http://dsav.eu/wp-content/uploads/2015/05/Länderfischen-2015-1.pdf

Tag2:
http://dsav.eu/wp-content/uploads/2015/05/Länderfischen-2015-2.pdf

Eric Carstensen
Browning-Ovens-Team