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31.01.2015

Winter Waller Wahnsinn: Tourzeitraum 5.12.-19.12.2014

Winterzeit ist Big Fish Zeit: die Wassertemperaturen sinken, die kleinen Welse werden träge, aber die “Dicken Dinger“ haben noch immer Kohldampf und sind besonders jetzt auf starke Happen aus.

Der Riba Roja Stausee gilt als hervorragendes Großfischgewässer und die milden Außentemperaturen versprechen entspanntes Winterangeln zum Jahresabschluss. Wir haben mit unseren Gästen den Ebro Stausee und die Zuflüsse beangelt und konnten in beiden Revieren fantastische Fänge erzielen. Die Tagestemperaturen kletterten zeitweise auf 15 Grad und sonnige Tage verherrlichten uns das Warten auf den nächsten Biss. Wir suchten die Fische anfangs in den tiefsten Bereichen beider Gewässersysteme, fanden die aktiven Räuber aber nahe der Felskanten in den mittleren Wassertiefen zwischen 8-12 m. Eins möchte ich vorweg schon sagen, jeder Gast konnte bei dieser Tour seinen persönlichen “Personal Best“ fangen, Rückenschmerzen von den kräftezehrenden Drills waren an der Tagesordnung.

Die ersten Tage der Tour verbrachte ich mit meinen Gästen im Kühlschrank: unser Angelplatz war am Fuß einer langgezogenen Felswand, die täglich kalte Schatten auf uns herab warf und das Sonnenlicht bremste. Von diesem Platz aus lenkten wir unsere Montagen durch spezielle Karabiner-Systeme um, und schützen so unsere Hauptschnüre und Köder vor Treibgut und Wind-Anfälligkeit.
Der Vollmond leuchtete nachts den Angelplatz aus und unter seiner Kulisse konnten wir gleich in den ersten Angelstunden drei Waller bis zu einer Länge von 232 cm bändigen. Die meisten Bisse erhielten wir in der steigenden Mondphase, als der Mond über die Felsen aufstieg und die nächsten zwei Stunden über uns wachte, bis er wieder verschwand.

Ganze drei Tage und Nächte hielten wir unsere Stellung im Kühlschrank und blickten sehnsüchtig aus dem schattigen Gefängnis auf die sonnige und bedeutend wärmere Seite des Lebens. Tagsüber konnten wir kaum Bisse verzeichnen, nur in der Dunkelheit schienen die Welse aktiv zu werden. Nach der 3. Nacht im Kühlschrank und acht gefangenen Wallern auf der Habenseite verließen wir die Felswand und fuhren mit Sack und Pack der Sonne entgegen.

Am Nachmittag vertrödelten wir die Zeit mit Köderbeschaffung und kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren die vier ausgelegten Fallen am neuen Platz wieder scharf. Keine 10 Minuten dauerte es, bis die Freestyle den ersten Biss ankündigte und kurz darauf folgte ein Einschlag vom Feinsten! Unstopable wurde Schnur von der Fin Nor Rolle gerissen und beim Aufnehmen der Rute kam es fast zu einem Sturz nach vorne. Hastig eilten wir ins Boot, um dem flüchtenden Waller zu folgen und den Winkel der Schnur zu verbessern. Ich kenne das Areal sehr gut und musste bereits im Sommer hier einen Schnurbruch erleben, da der Fisch direkt über scharfkantige Unterwasserfelsen geflüchtet war. Diesmal verkürzten wir sofort den Schnurwinkel und während Mario und seine Freundin Christine drillten, steuerte ich das Boot vom Fisch weg, um seine Fluchtrichtung zu beeinflussen. Nach circa 15 Minuten Drill konnten wir den Giganten zum ersten Mal an die Oberfläche forcieren und für einige Sekundenbruchteile die riesigen Ausmaße des gewaltigen Fischkörpers bestaunen, bis er zur nächsten Flucht ansetzte.
Nach einigen Minuten Hin und Her, kam dann der Koloss in greifbare Nähe und konnte sicher gelandet werden. Die erste Winterbombe lag vor uns: die Daten des Fisches pendelten sich bei über 100 Kilo ein und das Maßband zeigte eine Länge von 245 cm. Dieser Fisch war der Startschuss für eine Großwels-Serie vom Feinsten!

In den folgenden Tagen konnten wir 21 Waller von über 2 m Länge fangen, darunter sieben Fische, die eine Länge von 230 cm überboten und zwei Winterbomben, die sogar die 100-Kilo-Marke knackten.

Der längste Brecher der Tour brachte eine Länge von 249 cm auf die Matte und diesen Fisch kann man getrost schon in die Endgegner Kategorie aufnehmen. Zum einen bescherte er meinen Gast Roberto den Drill seines Lebens und auch ich bekam mein Fett weg. Der Drill war wieder sehr ausdauernd und stur, der Fisch war minutenlang nicht vom Boden zu lösen und zog das leichte Aluboot mühelos hinter sich her. Als der riesige Wallerkopf das zweite Mal in greifbare Nähe kam, vergruben sich meine Finger über seiner Kauplatte. Doch der Koloss gab sich noch nicht geschlagen und prompt kam eine Reaktion auf meine Aktion...... Ich wurde brachial von den Füssen gerissen und knallte mit meinem Oberkörper auf die Bootsrehling. Kurze Zeit blieb mir die Luft weg, der Geschmack von Blut mischte sich in meinen Speichel und Schmerzen durchzogen meinen Körper. Doch das Adrenalin zeigte Wirkung und überstieg rasend schnell das Schmerzgefühl. Ich löste meinen Griff im Wallermaul keinen Millimeter und ging bei der Landung fast noch über Bord, solche Kräfte wirkten auf mich ein. Doch die Landung glückte, wenn auch mit Schmerz verzogenem Gesicht.

Ganze vier Wochen später trug ich diese Erinnerung noch mit mir spazieren, denn gebrochene Rippen heilen langsam und schmerzvoll ;-)

Ich bedanke mich bei unseren Gästen für das entgegengebrachte Vertrauen und die Mitarbeit, großer Dank gehört auch dem Team vom Welscamp Spanien (Andrees Angelreisen) für die nette Gastfreundschaft und den tollen Service.

Weitere Infos unter www.stefan-seuss.de und www.team-black-cat.com

Grüße vom Wasser

Euer
Stefan Seuß