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17.01.2015

Frühlingsintermezzo

Ein bisschen wie im falschen Film - so oder so ähnlich fühlt man sich angesichts der ständig wechselnden Temperaturen in diesem Winter. Doch die momentane Milde hat auch ihr Gutes - offene Stillwasser!

Strahlender Sonnenschein, aber auch böiger Wind mit bis zu 60km/h bietet zum Stippen nicht gerade die idealsten Voraussetzungen. Doch besser bei schwierigen Bedingungen Angeln als gar nicht! Das Angelzeug ist also rasch gepackt und das Gewässer, ein kleiner See mit geringer Wassertiefe bis 1,20m, angepeilt. Der Fischbestand beläuft sich hier hauptsächlich auf Karpfen, Rotaugen und Rotfedern. In der wärmeren Jahreszeit dominiert der Karpfen rigoros jeden Futterplatz. Bei den winterlichen Wassertemperaturen allerdings fahren die Rüssler ihren Stoffwechsel so weit herunter, dass auch die Rotaugen vermehrt zum Zug kommen. Jetzt ist die Zeit für gezieltes Rotaugenangeln.
Ein sehr gängiges Futter für diese Bedingungen ist All Seasons von Browning (der Name lässt es bereits vermuten). Vom Duft her fühlt man sich an einen Hybrid aus Gardons und Canal erinnert, sprich es besitzt eine herb-würzige Note. Die geringe bis mittlere Bindung erlaubt die perfekte Bestimmung des Aufgehzeitpunktes. Die Farbe ist zwar mit einem relativ hellen braun nicht sehr typisch für die Rotaugenangelei, doch durch die immense Wassertrübung (Sichtweite <20cm) hält sich die Scheu kleiner Fische vor dem hellen Futter in Grenzen. Ich rühre mir heute eine Tüte des Futters an, aber wie sich später herausstellt, hätte es auch die Hälfte getan…

Der Wind frischt indes deutlich auf und mehr als die Elf-Meter-Kopfrutenbahn will ich weder dem Material noch meinem Rücken zumuten. Die Anfangsfütterung, bestehend aus vier eiergroßen, leicht gedrückten Bällen garniert mit wenigen Maden und auch einigen losen Hanfkörnern, ist zügig ausgebracht. Lieber am Anfang weniger füttern und später etwas nachlegen, als die Flossenträger gleich zu übersättigen.

Angesichts des „Wellengangs“ (Meeresangler mögen mir diesen etwas übertriebenen Ausdruck verzeihen) greife ich zu einer für diese Wassertiefe ziemlich schweren 0,75g Montage. Der Körper der Pose lässt sich auf dem Kiel verschieben, so dass man den Einfluss der Oberflächenbewegung auf den Ködern steuern kann. Je tiefer der Auftriebskörper, desto weniger Bewegung am Haken. Für die möglichst variable Köderpräsentation eignet sich eine weit gestreckte Kettenverbleiung (siehe Foto). Um die Fische rasch an Land zu bringen, nutze ich einen in drei Teilen eingezogenen 0.7mm Cenex Elastic. Der lange Gummi hält noch etwas Reserve bereit, falls sich doch ein Karpfen am Köder verirrt.

Binnen fünf Minuten nach Angelbeginn lassen sich bereits zwei Rotaugen überlisten. Diesen nehmen den Köder (abwechselnd eine Made bzw. zwei Pinkies) nicht direkt am Grund, sondern zehn Zentimeter darüber. Der bündig gestellte Köder findet anfangs keinen Abnehmer. Wie so oft beim Angeln auf kleine Rotaugen, ist das ständige Variieren kombiniert mit dem Cuppen kleiner Portionen Futter der Schlüssel zum Erfolg. Das Verschieben der Bleie (und damit das Ändern des Absinkverhaltens) bringt heute ebenso Bisse wie das sukzessive Tieferstellen. Wenn das Futter die starke Anfangsaktivität mehr und mehr einstellt (Partikel durchgezogen etc.), ziehen die Plötzen in Grundnähe. Das spiegelt sich auch im Beißverhalten wieder.

Die Bisse lassen sich durch die frontale Sonneneinstrahlung nur extrem schwer ausmachen. Lediglich das Verschwinden einer minimalen Lichtreflexion der Posenantenne signalisiert den Biss. Nach zweieinhalb Stunden haben sich schlussendlich knapp zwei Kilo Rotaugen an meinen Haken verirrt. Herrlichstes Wintersilber bei fürchterlich windigem Frühlingswetter! Browning Team Sachsen
Julius Wystemp