25.11.2013
Alles hat ein Ende…
Das Jahr schreitet unweigerlich mit großen Schritten voran. Zuerst kündigt sich der Herbst mit milderen Tagestemperaturen an, das Laub der Bäume wechselt seine grüne Farbe und die Natur erscheint in leuchtenden Rot- und Gelbtönen. Die Nächte werden wieder länger und auch die Nachttemperaturen gehen weiter zurück. Spätestens, wenn die Luft nachts kälter als das Wasser ist und die Umgebung in einem mystischen Schleier von Nebel einhüllt, die Bäume ihr Laubkleid abwerfen, hat der Herbst endgültig Einzug gehalten. So langsam müssen sich alle Lebewesen auf den kommenden Winter vorbereiten. Die Wassertemperaturen fallen immer weiter in den Keller, bis sie sich schlussendlich im einstelligen Bereich einfinden. Für den Wels das Startsignal zum großen Winterfressen!Anfang November brach ich zu meiner letzten Tour in 2013 auf. Mein Ziel war, wie so oft dieses Jahr, der große Fluss in Norditalien, genauer gesagt, das Gebiet am Po der Wallerwelt von Markus Eule. Zu diesem Zeitpunkt veranstaltete Markus den alljährlichen Geburtstags-Cup, wodurch mein Freund und Guide, Jan Klösch, eine Woche frei hatte. Wir beschlossen die Woche zusammen zu angeln, so konnte ich es mir sparen, meine ’Black Bullet’ über die Alpen zu ziehen. Im Vorhinein spekulierte ich auf großes Novemberhochwasser. Die Jahre zuvor hatten gezeigt, dass sich meistens die ersten beiden Novemberwochen wahnsinnige Wassermassen, bis 7m über den Normalpegel, den Fluss hinunterrollen. Bedingt durch die braunen Fluten wird das Winterfressen der Waller nochmals verstärkt und man kann wahre Sternstunden erleben. Dieses Jahr sollte alles anders sein… Bereits das Frühjahr zeigte mir mit seinen lang andauernden Hochwassern in ganz Europa, dass die Natur nicht berechenbar ist.
Der Po hatte während unserer Reise nahezu normalen Wasserstand. Die Tage zuvor war ein leichter Anstieg zu verzeichnen und es wurden wieder einige Giganten bis über 100Kg gefangen. Es ist immer wichtig zu wissen, was vorher passiert ist, um das Verhalten der Fische richtig einschätzen zu können. Wir vermuteten die Jäger auf ihren Ruheplätzen, die dort ihre Beute aus den vorangegangen Tagen verdauten. Demnach war es essentiell wichtig, unsere Köder punktgenau in den Ruhezonen zu platzieren. Gleich in der ersten Nacht ging unser Plan auf. Die Montagen waren noch keine drei Stunden im Wasser, als die umgelenkte, flussauf gefischte Rute einen Biss signalisierte. Nach dem Biss ist es fast unmöglich, die Größe des Gegners einzuschätzen, da sich die Fische erst mal fallen lassen. Für uns heißt es, Kontakt halten und Kurbeln, "was das Zeug hält". Der Fisch überholte mich und schlug voll ein, jetzt begann ein Kampf auf Biegen und Brechen. Nach nervenaufreibenden Minuten und etlichen Fluchtversuchen konnten wir den Fisch sicher landen. Unsere Vermutung bestätigte sich beim Messen, wir hatten einen Urfisch mit 230cm am Band.
Für die nächsten Tage kündigte sich ein weiterer, kleiner Wasseranstieg an, den wir ausnutzen wollten. Schon die kleinste Veränderung des Flusses erfordert eine Anpassung der Platzwahl und der dabei verwendeten Montagen. Ist man nicht in der Lage, schnell und flexibel zu reagieren, hat man meistens verloren und geht leer aus. Trotz des Wasseranstiegs führte der Fluss sehr wenig Dreck mit sich, so dass wir unsere Steinmontagen mit U-Posen und Ghost Rigs weiterhin sauber präsentieren konnten. Ein ganz wichtiger Faktor bei der Angelei am Fluss ist, seine Montagen so lange wie möglich dreckfrei präsentieren zu können. Jeder Grashalm in der Schnur und die dadurch verbundenen Vibrationen lässt die Räuber Verdacht schöpfen. Wir schafften es jede Nacht, die richtige Entscheidung zu treffen und mindestens einen Fisch zu fangen. Die Durchschnittsgröße lag dabei über 180cm, was uns vermuten lies, dass sich die großen Fische auf den bevorstehenden Winter vorbereiteten.
Das berühmte i-Tüpfelchen setzten wir dem Ganzen an meinem Geburtstag auf. Zusammen mit meinen Freunden Sascha Kral und Andreas Schreiers verankerten wir die beiden Boote an einem Naturufer, um den Abend in einer geselligen Runde zu verbringen. Wie sollte es anders sein?! Eine der Ruten verneigte sich wie jeden Abend zuvor und der Tanz begann. Zusammen mit Jan im Schlauchboot verfolgten wir den Fisch durch im Wasser liegende Bäume und Hindernisse. Nach einem harten Drill und langen Minuten konnten wir mein Geburtstagsgeschenk schlussendlich erfolgreich landen. Ein weiterer Gigant lag im Boot… 225cm sind ein schönes Geschenk, wie ich finde.
An dieser Stelle möchte ich mich bei der Wallerwelt, in Person von Markus Eule und Jan Klösch bedanken, die stets eine reibungslose und erfolgreiche Session ermöglichen. Ohne einen starken Partner an der Seite ist ein erfolgreiches Angeln nicht möglich. Danke für den Support Jungs!
Das Jahr ist nun fast vorüber und die äußeren Bedingungen werden im härter, trotzdem ist es immer noch möglich, den ein oder anderen Fisch ans Band zu kriegen, nur die Vorgehensweise muss angepasst werden.
In diesem Sinne…
Black Cat – the best way to catch!
Kevin Weiß