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27.05.2013

Französischer Gewichtsrekord und eine Tour ins Unbekannte

Nach den Frühjahrstouren hatte ich endlich ein paar Wochen Zeit, um neue Reviere zu erkundschaften. So stand der Termin sehr schnell fest. Es sollte sechs Tage an die Petite Rhone gehen ins Camp von Nils Meuthner von Dschungelwaller. Eine passende Begleitung war schnell gefunden und zwar Uli, der im Frühjahr bereits bei einer von meinen Touren dabei war und leider den Fisch seines Lebens verloren hatte mit weit über 2,50m. Diesmal nicht als Gast, sondern als Freund, denn bei ihm war ich mir sicher, dass er zu allem bereit war, um an einem guten Fisch zu kommen - genauso wie ich. Die Vorbereitungen wurden peinlich genau genommen, denn das ist das Wichtigste bei einer Tour ins Unbekannte.

Ein Tag vor Anreise war klar: Drei Meter Hochwasser und die Waller fressen seit über einer Woche wie die Scheunendrescher. Mir war klar, dass diese Fressorgie nicht mehr lange anhalten kann. Ich befürchtete das schlimmste, dass wir genau die Zeit erwischen, wo das Wasser fällt und die Waller das Fressen einstellen. Jedoch waren wir zu allem bereit und aufgegeben wird schon mal gar nicht, denn die Vorbereitung ist schon mal die halbe Miete. Die 12 Stunden Fahrt mit dem Bosten Whaler im Schlepptau vergingen wie im Fluge, denn wir waren heiß und neugierig auf das unbekannte Abenteuer "Petit Rhone" bei extrem Bedingungen. Kurz vor unserem Ziel sahen wir jede Menge weiße Wildpferde und schwarze Stiere, sowie Flamingos, die über uns hin weg flogen – hier waren wir richtig.

Um 8 Uhr waren wir da und es ging direkt los: Bootslippen, Schlauchboot aufpumpen, Boot beladen und ab. Meine Plan war es, erstmal vom Camp stromauf den Fluss abzufahren, um mir einen Überblick zu verschaffen. Das merkten wir auch sehr schnell am Tank, als am ersten Tag bereits 50 Liter Benzin dabei drauf gingen. Der erste Platz war schnell gefunden in einer Außenkurve, jedoch waren wir sehr angeschlagen, da wir beide über 48 Stunden wach waren. Schnell wurden noch vier Ruten abgespannt und was gegessen und dann schnell in den Schlafsack und schlafen. Zweimal wurden wir in dieser Nacht geweckt von meinen Piepsen, jedoch beidemal zu spät und so mit konnten wir keinen verhaften. So mit beschloss ich am nächsten Morgen direkt weiter zu moven, denn es warteten noch einige Plätze auf uns.

Diesmal ging es voll in die Strömung, direkt an einer Geraden nach einer Außenkurve. Wo wir bereits in der ersten Nacht nicht nur von den Flamingoschrecks, Moskitos oder Kuckuks geweckt worden sind, nein hier war Aktion an der Rute. In nur einer Stunde konnten wir zwei schöne Waller verhaften von 1,85m und 1,96m – der Anfang war gemacht. Wir beschlossen die kompletten sechs Tage unsere sechs Ruten einfach nur runter zu fischen, dass heißt, es wurde so bald es dunkel war, keine Rute neu gesetzt, um möglichst keinen Druck aufs Wasser zu bringen. Denn wir wollten keine Chance unversucht lassen, um an den ultimativen Urfisch zu kommen.

In der zweiten Nacht an diesem Spot knallte es dann richtig und der Fisch verlangte uns so einiges ab, er zog uns mit dem Mission Craft hin wo er wollte. Jedoch nach 15 Min Drill konnte ich den Rhonebüffel sicher ins Mission Craft ziehen. Die 2m weit geknackt, das Maßband blieb bei 2,20m stehen – der Wahnsinn. Morgens nach dem Fotoshooting ging es direkt weiter zu neuen Ufern. Diesmal in einer Innenkurve in einem Gebiet, wo das Nachtangeln nicht erlaubt war. So wählten wir einen Platz, der sehr hoch gelegen war, um auch tagsüber an das andere Ufer zu spannen, um die französischen Bootsfahrer nicht zu verärgern oder zu behindern. Der Platz war perfekt, alle Franzosen grüßten uns nett und wir fingen die dicksten Waller am helllichtem Tag.

In nur wenigen Stunden konnten wir wieder zweimal die 2 m Marke durchbrechen mit 2,05m und 2,30m, der Wahnsinn ging weiter. Und somit beschloss ich wieder einmal zu moven, denn der ultimative Urfisch war noch nicht dabei. Das Wasser war ein Tag zuvor um 1,5m gefallen und somit konnten wir auf einer kleinen Sandbank fischen, die es vor einem Tag noch gar nicht gab. Der Platz schien mir der perfekteste Großfischplatz der Strecke zu sein, jedoch gab es hier leider keine Uferplätze, nur diese Sandbank. Mir war klar, wenn das Wasser nur um 30 cm steigt, ist hier Land unter. Wir konnten in nur wenigen Stunden wieder drei gute Fische fangen bis knapp an die 2m Marke. Wir waren so in Aktion, dass wir gar nicht merkten, das Uli´s Zelt bereits unter Wasser stand. Schnell das Zelt umgebaut, denn ich wollte diesen Platz halten bis zum bitteren Ende. Nach einer ruhigen Nacht mit viel Schlaf entschied ich mich noch einmal eine Rute an das andere Ufer zu fahren und zwei U-posen zu setzen. Und was dann geschah, wird uns beiden noch lange im Kopf  bleiben.

Die Rute am anderen Ufer lag gerade einmal 10 Min, als es einschlug wie eine Bombe. Der Tanz begann und wir folgten den Fisch direkt mit dem Mission Craft in voller Strömung.  Nicht wie bei dem anderen begann der Drill erst, als wir über den Fisch waren, nein er zog direkt wie ein D-Zug hin wo er wollte und nahm Schnur von der geschlossenen Fin Nor. Nach 20 Min auf biegen und brechen arbeiteten wir uns mit der Freestyle sicher über den Fisch. Und dann legte der Rhonebüffel mal den Rückwärts-Gang ein und es ging stromauf und wir folgten unfreiwillig. Dieses Verhalten konnte ich bereits mehrere Male beobachten, jedoch nur bei Fischen jenseits der 2,40m. Ich wusste sofort, dass es ein Eigentor war von ihm, denn jetzt sind wir wieder im Rennen, denn er verbraucht stromauf viel zu viel Kraft. Nach weiteren 10 Min wechselte der Fisch dann wieder stromab, jedoch zu spät. Uli gab noch einmal alles und dann kam er an die Oberfläche.

Uns beiden blieb der Atem stehen, uns guckte ein Schädel an, den wir nieeee zuvor gesehen hatten – einfach ohne Worte. Gefolgt von einem Nacken und Bauc, wie ich ihn nie zuvor gesehen habe. Ich setzte sofort zur Landung an, denn diesmal kommt er ins Boot: "Das ist unser Fisch", rief ich Uli zu. Als ich mit den Händen direkt ins Maul gegriffen hatte, explodierte die Dame dann noch mal richtig, und ich dachte, gleich reißt es mich auseinander, was für eine Kraft. Ich ließ den Fisch nicht mehr los, jedoch bekam ich ihn nicht ins Boot uns somit zogen wir den Giganten zu zweit mit vereinten Kräften ins Schlauchboot, das fast ein U-Boot gewesen wäre, denn die Dame hatte Gewicht und das nicht gerade wenig.

Nach genauen Messen und wiegen mit mehreren Leuten war die Party perfekt: 2,58m und 122,16 Kg – Französischer Gewichtsrekord!!!!

Das Angeln wurde sofort eingestellt, denn jetzt war Feiern angesagt. Eine Wahnsinns-Tour ins Unbekannte, ein voller Erfolg für Chris Adventure Tours. An dieser Stelle noch mal den größten Dank an Nils von Dschungelwaller, der uns einen erstklassigen Service geboten hat. Er brachte uns Benzin und Getränke in den Dschungel und machte von unseren Fängen die besten Bilder. Trotz langer Anfahrt und großen Aufwand war Nils immer da, wenn man ihn brauchte einfach Weltklasse. Mehr als zu empfehlen, wenn ihr auch einmal im Dschungel Frankreichs fischen wollt.

Weitere Infos zu meinen Guidingtouren findet ihr unter: www.chris-adventure-tours.com

Euer Christian Höing