09.04.2013
Ein kalter Start
Seit langem war die Osterzeit nicht mehr so kalt und verschneit wie in diesem Jahr. Der lang ersehnte Frühling ist noch lange nicht in Sichtweite. Da ich allerdings eine Woche Urlaub habe und mein Freund Christian Höing wieder aus Spanien zurück ist, sollte es zum Wallerfischen an den Rhein gehen. Die Bedingungen sind zwar alles andere als gut, aber zu Hause auf schönes Wetter warten ist weder Christians noch mein Ding.Schnell sind die nötigen Besorgungen gemacht. Mit meinem Boston Whaler im Schlepptau geht es Richtung Niederrhein. Dort angekommen registrieren wir beide erst richtig, wie kalt es noch ist. Ein heftiger kühler Wind bläst uns ins Gesicht. Die Wassertemperatur beträgt gerade mal gute 6 Grad. Schon jetzt wissen wir, dass diese zweitägige Tour kein Zuckerschlecken werden wird. Die harten Bedingungen erfordern entsprechendes Equipment: Gasflasche, Heizung, Winterskin und entsprechende Bekleidung kommen zu dem Standard Tackle dazu. Dies führt zu einer heftigen Beladung des Bootes. Auf einmal bekommen wir die Gerätschaften zumindest nicht mit. Daher beschließen wir zweimal zu fahren.
Mehrere Kilometer werden von uns zurückgelegt, bevor eine geeignete Stelle zum Fischen gefunden wird. Immer wieder knallen die Wellen des Rheins gegen den Bug und durchnässen unser Tackle. Auch wir bekommen reichlich vom kalten Wasser ab. Nach einer Viertelstunde sind unsere Knochen durchgefroren. Der eisige Ostwind verlangt uns beiden schon jetzt eine Menge ab. Nach einer Weile haben wir jedoch eine geeignete Buhne gefunden. Eine Stelle mit einem 7 m tiefen Loch soll es sein. Christian lasse ich mit der ersten Fuhre am Platz zurück, um das restliche Tackle zu holen. Jetzt geht es mit einem leichten Boote per Gleitfahrt und Vollspeed zurück zum restlichen Equipment.
Als ich zurückkomme stehen Zelt und Ruten bereits. Zum Glück! An ein Aufwärmen am Ofen ist allerdings noch nicht zu denken. Die Beköderung und das Ausbringen der Montage stehen an. Jede Minute muss genutzt werden. Nur so sind die Chancen auf einen Wallerbiss maximal genutzt. Christian fischt eine Rute direkt vor der Steinpackung mit einer Umlenkung mit einer U-Pose. Alle anderen drei Ruten werden per U-Pose in den tiefen Bereichen des Buhnenfeldes abgelegt. Jetzt macht sich der Einsatz des Bootes bezahlt. Ohne Boot funktioniert das Fischen auf Waller zwar auch, jedoch ist man dann nicht in der Lage die Ruten punktgenau an den Kanten zu platzieren, was bei derart harten Bedingungen besonders wichtig ist.
Nachdem die Montagen mit den toten Köderfischen ausgelegt sind, gehen wir endlich zum gemütlichen Teil der Session über. Ich kann gar nicht beschreiben für wie bescheuert man uns halten muss, bei diesem Wetter einen Walleransitz zu wagen. Nach einer Weile sorgt die Zeltheizung aber für angenehme Temperaturen, so dass ich irgendwann auch wieder Gefühl in den Händen bekomme. Bei einem Bier beginnt das Fachsimpeln und Warten auf einen Wallerbiss. Tatsächlich kann Christian am späten Abend die erste Attacke verbuchen. Leider bleibt der Fisch nicht hängen. In der restlichen Zeit tut sich ebenfalls nichts mehr.
Nach einem Kaffee am nächsten Morgen werden alle Ruten kontrolliert. Zwei Köderfische fehlen und somit waren 50% der Ruten unscharf. So ein Mist. Da aber noch eine weitere Nacht bevor steht, werden alle Ruten noch einmal sorgfältig beködert und platziert. Dieses Mal fischen wir an allen vier Ruten eine U-Posen Montage. Zwei im tiefen Loch vor dem Buhnenkopf und zwei etwas weiter hinten an der Kante zur Fahrrinne. Lange Zeit passiert gar nichts? Zwar zeigt sich endlich die Sonne, aber kalt bleibt es trotzdem. Die meiste Zeit hocken wir also im Zelt und warten auf den lang ersehnten Wallerbiss.
Am Nachmittag machen sich noch einmal die Strapazen vom Aufbauen am Vorabend bemerkbar. Wir beide schlafen ein und werden erst am frühen Abend wach. Für das leibliche Wohl bleibt am Abend noch viel Zeit, da die Ruten alle schon platziert sind. Nach einer gehörigen Portion Bratkartoffeln und Steak werden noch schnell ein paar Fotos von einem sehr schönen Sonnenuntergang gemacht. Schnell ist es wieder dunkel und die heiße Phase beginnt. Doch erst um halb zwei in der Nacht werden wir von einem der Bissanzeiger geweckt. Eine meiner Ruten wird heftig nach unten geschlagen und stellt sich dann in ?entspannter Haltung? zurück. Biss!!! Ohne auch nur daran zu denken die Schuhe anzuziehen spurte ich aus dem Zelt zur Rute und setze einen kräftigen Anhieb. "Hängt!", rufe ich Christian zu. Der begibt sich ebenfalls aus dem Zelt, um die Landung vorzubereiten.
Der erste Waller 2013 hängt am Haken. Auf Grund der Wassertemperatur ist dieser aber schnell gelandet. Man merkt an der Rute, dass der Fisch noch nicht die volle Power wie im Sommer hat. Schnell ist der Fisch versorgt und ab geht?s in das Zelt zurück. Die Kälte spüren wir extrem. Durchgefroren wärmen wir uns erst einmal an der Heizung auf. Wir beschließen, die Rute nicht neu zu beködern. Lieber lassen wir schnell Ruhe am Platz einkehren und hoffen, dass sich noch eine der drei scharfen Ruten verneigt. Leider passiert bis zum nächsten Morgen nichts mehr. Wir packen das Tackle sehr früh ein. Eine kurze Fotosession wird noch gemacht. 1,51cm ist der Waller lang. Zwar handelt es sich hierbei nicht um einen Riesen, aber dennoch stellt dieser Fisch einen tollen Auftakt für die bevorstehende Saison dar. Nachdem das Tackle auf das Boot geladen ist, geht es Richtung Heimat. Frisch infiziert vom Rhein Virus! Wir kommen wieder - keine Frage! Der Anfang ist gemacht.
Euer Sascha Becker