Sie befinden sich hier:

08.10.2010

Heilbuttseminar 2010

Butt, Butt, Butt, wir haben einen Butt im Drill! So hallte es täglich über den Fjord. Das alleine ist aber nicht alles, denn abends hieß es auch oftmals, nachdem die Fische auf der offiziellen Waage gewogen wurden: "Personal Best, das ist mein personal Best!" In diesem Jahr sollten aber nicht nur die Personal Bests bei den Heilbutten fallen, sondern auch noch bei einer anderen Fischart, die hier in dieser Region sehr stark in großen Größen anzutreffen ist, aber dazu später mehr.

Zum 2. Mal veranstaltete KingFisher Reisen www.kingfisher-angelreisen.de das Heilbuttseminar am Skjerstadfjord, im 5Sterne Camp "ArcticSeasport".


Der Skjerstadfjord ist der Fjord, der den Salzstraumen speist und dieser ist vom Camp in ca. 30min. mit dem Boot zu erreichen. Auch in diesem Jahr unterstützte ZebcoSportsEurope www.zebco-europe.com die Veranstaltung mit diversen Kleinmaterialien wie Jigköpfe, Gummiköder usw. Am Ende der Veranstaltung wurden dann noch unter allen Teilnehmern 4 Rollen verlost.



Wie auch in 2009, wurde die Gruppe durch Rainer Korn und mich betreut und so mancher Angler auch an seinen lang ersehnten Heilbutt gebracht. ;)

Zu Beginn der Veranstaltung schauten doch die meisten Teilnehmer etwas skeptisch, als sie die Köder bzw. das gesponserte ZebcoMaterial auf dem Tisch sahen. Dann kam auch noch Rainer und erzählte was von 40g80g Jigköpfen und Wobbler zum Schleppen. Viele der Teilnehmer hatten wohl den Bericht der Veranstaltung aus 2009 in der AugustAusgabe der Kutter und Küste nicht gelesen, denn dort waren alle Tricks und Kniffe von Rainer erwähnt und beschrieben worden. Als ich dann noch die Geschichte von dem Dorsch erzählte, der im vergangenen Jahr auf meinen Gummifisch biss und dann von einem großen Heilbutt attackiert und verschluckt und schließlich wieder ausgespuckt wurde, da war völlig aus. Wahrscheinlich schwimmen die Butte auch noch dem Köder bis zum Boot hinterher, so sagte doch ein Teilnehmer ironisch. Aber auch diese Aussage mussten wir mit einem klaren "Ja" beantworten. So langsam war unsere Glaubwürdigkeit jetzt dahin und die Meisten dachten, der Rainer Korn und der Sven Weide sind nicht ganz "klar im Kopf" und wollen uns "einen Bären aufbinden". Wir aber blieben ganz entspannt, denn es war schon fast abzusehen, was in den nächsten Tagen, bei wirklich tollen Bedingungen um Neumond, passieren sollte.

Am nächsten Morgen, nachdem Torfinn, der Besitzer der Anlage die Bootseinweisung für die Bootführer abgeschlossen hatte, ging es nun endlich raus.



Im Konvoy ging es in Richtung Landesinnere, also in den Fjord und weg vom Straumen, so wie wir es vorhergesagt hatten.



Bei allerschönstem Sonnenschein kamen dann auch schon bald die ersten Meldungen von Nachläufern. Dann sahen auch wir die ersten Nachläufer, aber so richtig anpacken wollten sie noch nicht. Was wieder sehr erstaunlich war, dass wie auch in anderen Teilen Norwegens, die 2,5Std. vor dem Hochwasser und 1,5Std. danach, einfach die fängigste Zeit ist. Kein Mensch kann genau sagen warum, aber in dieser Zeit werden die meisten Butte gefangen, als hätten sie während dieser Phase ihre Beiß.bzw. Fresszeit. Am Abend, wieder im Hafen eingelaufen, wartete Torfinn schon und wollte die Fänge begutachten. Es wurden die ersten maßigen Butte gefangen, wobei die meisten gefangenen Butte doch wieder zurückgesetzt wurden, denn sie hatten das neue und aktuelle Mindestmaß von 80cm noch nicht erreicht. Am Ende der Veranstaltung waren 11 Butte an einem Tag mit 2 Personen der Tagesrekord. Von diesen 11 Butten waren aber leider nur 2 maßig und die anderen lagen alle so zwischen 70cm und 78cm. Wobei sie dann im nächsten Jahr maßig sind und die neuen Teilnehmer werden sich freuen.



Als Rainer und ich, abends nach dem ersten Angeltag, nach dem Essen, durch die Hütten gingen, war unsere Glaubwürdigkeit wieder zu 100% erreicht. Fast alle Boote hatten Butt, zumindest untermaßige im Boot, oder aber auch nur Nachläufer gehabt. Kaum zu glauben, aber wir haben wirklich gedacht, ihr veräppelt uns, so die Aussage vieler Teilnehmer. Die wenigsten konnten sich vorstellen, dass man mit schwerem Spinngerät, Heilbutt in Wassertiefen um die 4m fangen kann, denn die meiste Zeit wurde in Wassertiefen von 3m7m gefischt. Lediglich beim Schleppen, mit tieflaufenden Wobblern oder Gummifischen mit Köpfen bis zu 400g wurde bis in Tiefen von 15m gefischt. Also für norwegische Verhältnisse absolut im Flachwasser.

Anbei mal eine Gerätevorstellung für das Fischen im Skjerstadfjord auf Heilbutt: Gerät zum Spinnfischen: Rute: bis 3,30m Länge und bis 250g WG Rolle: kräftige Stationärrolle Größe 60 Schnur: 0,20mm geflochte Schnur Köder: bis 18cm lange Gummifische oder Twister auf einem Jigkopf zwischen 40g u. 80g (wichtig dabei ist ein stabiler und dickdrahtiger Haken)


Mögliche KöderVariationen


Bis 80g

Gerät zum Schleppen: Rute: bis 2,70m Länge der 30lbs Klasse Rolle: Multirolle der Größe 16 bis 20 Schnur: 0,25mm geflochtene Schnur Köder: tief laufende Wobbler (1420cm) oder Gummifische bzw. Twister bis teilweise400g


Bis 200g fertig / montiert mit "Angstdrilling"

Die nächsten Tage, nachdem alle Teilnehmer nun die Möglichkeiten erkannt und die Angeltechniken verinnerlicht hatten, stiegen die Fänge von Tag zu Tag an.



Fast täglich kamen die Meldungen und ein persönlicher Rekord fiel nach dem Anderen. Zwischenzeitlich wurden sogar persönliche Rekorddorsche beim Schleppen gefangen. So konnten Dorsche bis teilweise 15kg gefangen werden. Sogar eine schöne Meerforelle von mehreren Kilos ging beim schleppen an die Wobbler.



Ein Einheimischer Angler sagte, dass er in den Sommermonaten unter 5 Mefo’s gar nicht erst wieder in den Hafen kommt. Wenn man einigermaßen weiß, wie man schleppen muss, so sei es absolut kein Problem, hier im Skjerstadfjord Meerforellen zu fangen. Selber ausprobieren werde ich es wohl im Sommer 2011, denn dann werde ich mal in den Sommermonaten hier fischen.

Aber nicht nur persönliche Heilbuttrekorde wurden gefangen, nein auch persönliche Steinbeisserrekorde konnten mehrfach geknackt werden. So wurden Fische von 8kg, 12kg, 13kg und sogar ein Prachtexemplar von 14,5kg auf die Planken gelegt werden.


2x 12kg


14,5kg ein Prachtexemplar Auch Rainer konnte seinen persönlichen Steinbeisserrekord auf 8kg erhöhen.


Dann kam der Tag, an dem Rainer mal wieder eine "Idee" hatte und eine Angelmethode ausprobierte, die beim Meeresangeln und gerade bei der Heilbuttfischerei bisher kaum erprobt wurde. Zur Technik kann ich nur eins sagen: Es funktioniert und das sogar ganz gut, denn ein Heilbutt von 8kg und 20kg sprechen da für sich. Von der Methode möchte ich jetzt hier nicht allzu viel verraten, wird aber in der AugustAusgabe der Kutter & Küste www.kutter-und-kueste.de ausführlich von ihm beschrieben.



Dann sollte endlich mein Tag kommen, denn bisher hatte ich vielen Teilnehmern Tipps gegeben und diese haben dann auch Fische gefangen (was auch gut so ist • für einen Guide), ich hatte lediglich nur Nachläufer aber keinen Butt ans Band bekommen. Gegen Mittag sind wir also raus gefahren, denn das auflaufende Wasser war wieder an seinem interessanten Punkt angekommen, also 2,5Std. vor Hochwasser. Ich werfe den 60g WallerJigkopf, garniert mit einem 15cm Gummifisch aus und lasse ihn bis zum Grund absacken und fange langsam an, ihn ein zu kurbeln. Ich angel hinten über das Heck und als ich nach einigen Sekunden den Gummifisch im christall klaren Wasser sehe, führe ich den Köder mit meiner Rute ein wenig am Boot vorbei. Plötzlich stockt mir der Atem, denn so etwas hatte ich nun wirklich noch nicht gesehen. Ein Heilbutt und wahrlich kein kleiner, schwimmt langsam, nahezu majestätisch hinter meinem Köder her, öffnet das Maul und saugt den Köder ein. Wirklich, das ist kein Anglerlatein sondern die Faszination des Heilbuttangelns am Skjerstadfjord. Jetzt fängt aber auch noch meine Rute an, sich nach unten zu neigen und ich verpasse dem Butt einen Anschlag, dabei habe das Gefühl, als ob ich die Rute gegen eine Wand schlage. Was dann passiert kann sich sicherlich jeder vorstellen, denn das mochte er nicht und zog mir in der ersten Flucht mal ganz locker 6080m von der Rolle und ich konnte absolut "nix" dagegen machen. Nach der ersten Flucht folgten nach kräftezehrendem Pumpen weitere Fluchten, die aber immer kürzer und schwächer wurden. Dann plötzlich war er an der Oberfläche und unter ihm konnte ich immer noch den Grund sehen, denn es war ja nur 4,5m tief. Ein wenig war ich jetzt nervös, denn wie sollte ich den Butt jetzt ins Boot bekommen? Der Haken saß perfekt, also wurde ich schon mal ein wenig ruhiger. Rainer kam mit dem FlyingGaff, setzte es an und schon war klar: Ich habe gewonnen, denn der kommt nicht mehr weg! Was auch klar war, dass dieser Butt mein persönlicher Rekord ist, denn einen 1,46m Butt hatte ich bisher noch nicht gefangen. Am Abend brachte der Butt 41,6kg auf die offizielle CampWaage.



Wie ein paar Tage zuvor versprochen, hatte ich nun einen größeren Butt als Rainer gefangen und legte ihn über die gemalte Silouette von Rainers Butt und malte meinen ebenfalls nach.



Hier im Camp ist es Sitte, dass jeder, der einen guten Butt fängt, ihn auf den Steg legt und die Umrisse mit einem Farbstift nachzeichnet und dann noch seine Daten wie: Name Datum und Gewicht des Fisches dazuschreibt. Wenn das rauhe Klima nicht jedes Jahr wieder die Malereien verschwinden lassen würde, hätte Torfinn schon in den letzten Jahren ein Problem gehabt, denn er hätte einen weiteren Steg bauen müssen, wo alle Butte aufgezeichnet werden können.

Am nächsten Tag ging es gemeinsam mit der kompletten Truppe zum Salzstraumen, denn wenn man schon so nah ist, dann will man ihn auch sehen oder in ihm fischen. Diese Straumentour machen wir jedes Jahr mit den Teilnehmern, aber immer in Begleitung von Torfinn, denn der Straumen ist nicht zu unterschätzen. Nicht die Wassermassen sind das Problem sonder die plötzlich auftauchenden Strudel sind so gefährlich. Von daher ist Torfinn immer dabei und sagt, wann und wie lange wir an den Straumen fahren.



Jedes Jahr auf der Hinfahrt halten wir dann auch immer noch an der Ein oder andern Steinbeisserstelle an und wie sollte es anders sein, der größte wog wieder über 10 kg nämlich genau 12kg und war auch über 1,00m.



In den nächsten Tagen konnten noch weitere Butte gefangen werden und natürlich auch noch diverse Butte zwischen 70cm und 80cm, die alle wieder zurückgesetzt wurden. Hier muss ich auch einmal ein Lob an alle Teilnehmer aussprechen, die sehr sauber und fair, alle untermaßigen Butte zurückgesetzt haben. Sehr vorbildlich!





Über die unzähligen Nachläufer möchte ich jetzt schon gar nicht mehr schreiben, denn wer es nicht selber mal erlebt hat, der wird es auch nicht glauben. Im nächsten Jahr, wenn das 3. Heilbuttseminar vom 13.05.2011 bis zum 20.05.2011 wieder von Rainer Korn und mir betreut wird, werden uns wieder viele Teilnehmer mit großen Augen anschauen und uns für "bekloppt" halten, wenn wir was von 40g Köpfen und Wobblern erzählen. Wohl dem, der dann die Berichte gelesen hat und sich auf die Bedingungen mit den Ködern eingestellt hat. Wenn nicht, ZebcoSports Europe ist wieder bereit und stiftet ein Grundausstattung an Ködern und auch wieder Rollen, die am Ende verlost werden.

Apropos Rollen und verlosen! Am letzten Abend trafen wir uns alle im Restaurant zu einer super schmackhaften Fischsuppe, die Monika (die Frau von Torfinn) gekocht hatte.



Die Suppe gab es dann für einen kleinen Kostenbeitrag incl. einem Bier. Nach dem Essen kamen wir dann zur Verlosung und so sehen die Gewinner aus.



P.s.: Am 17.05.2011 ist Vollmond!!! Das bedeutet, dass wir um Vollmond den höchsten Tidensprung haben werden, also der größte Unterschied zwischen Hoch.und Niedrigwasser, demnach sehr gute Strömung. In den meisten Revieren in Nord Norwegen werden die meisten und vor allem die größten Butte um Vollmond gefangen, halt wegen der guten Strömung. Von daher verspricht das Seminar schon heute wieder ein Erfolg zu werden.

Zum Abschluss habe ich noch eine Geschichte, die 100% der Wahrheit entspricht, aber doch unglaublich ist:

An einem Morgen wollte Rainer nicht mit hinaus fahren, denn er wollte emails checken (so ist das halt als Chefredakteur). Aus Sicherheitsgründen habe ich dann den Michael, der schon beim 1. Seminar mit dabei war, auf dem Boot von Rainer mitgenommen. Wir wollten gezielt auf Steinbeißer gehen und hatten die Haken schön mit "Rekkern" beködert. Plötzlich merkwürdige Striche und Linien auf dem Echolot, auch Michi hatte so etwas noch nicht gesehen. Dann ein Biss und irgenetwas schlägt fürchterlich in die Rutet. Was ist das? Ein Steinbeisser? Nein, dafür ist da zu viel Power hinter. Anfühlen tat es sich wie ein Heilbutt, denn der Fisch nahm jetzt Schnur von der Rolle. Klick und der Fisch war weg und ausgestiegen. So ein Mist. Na ja, also den Envader (spezielle Steinbeisserköder) nach oben gekurbelt, um die Rekker zu überprüfen, dann passiert es. Ich hebe gerade den Envader aus dem Wasser, da springt da doch tatsächlich ein Heilbutt der Meterklasse hinterher und klatscht wieder auf das Wasser. Benommen dümpelt er dann so vor sich hin und als ich ihn mit dem Köder anwerfe, da taucht er noch ganz benommen ab in die Tiefe. Als ich mich umdrehe und Michi anschaue, gucken wir uns beide mit weit geöffnetem Mund in die Augen, denn uns fehlen die Worte. So richtig geglaubt haben uns das bis heute noch nicht alle Teilnehmer aber es ist die Wahrheit! Tja, so kann es gehen am Skjerstadfjord, es gibt jeden Tag neue Überraschungen!!!

Ein Bericht von

Sven Weide

www.quantum-sea-team.com

Fotos: Rainer Korn u. Sven Weide