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10.06.2010

Spinnangler auf Abwegen

Die Sonne scheint an diesem Freitag ungehindert vom Himmel. Es ist warm, nahezu heiß. Die schwarzen Futterale heizen sich im Kofferraum voll auf. Es fühlt sich nach einem heißen Wochenendtrip an. Mirko und ich sind auf dem Weg zum Welsangeln in Richtung Kassel.

Am VIP See der Fischzucht Wagner wollen wir versuchen, unsere ersten Welse zu fangen. Mit knapp zwei Hektar bietet er eine überschaubare Größe. Das Potential des Sees soll sich schnell unter Beweis stellen. Heiko, unser Kontakt aus der Angelschmiede in Ahlendorf, zeigte uns am See gleich mit dem ersten Wurf, wie einfach doch Welsangeln ist…

Doch fangen wir die Geschichte von vorne an. Eigentlich hatten wir uns auf den Weg gemacht, um am Edersee mit der Hairy Mary und dem Freddy Shad vertikal auf Zander zu angeln. Auch Hechte standen ganz oben auf der Liste. Diese sollten jetzt direkt nach der Schonzeit durch den voll gestauten See an den Ufern und auf den überspülten Wiesen mit dem Laichen fertig sein. Sie sollten sich wie wild auf kleine Jerks im Flachwasser stürzen. Die Schonzeit ist genau an diesem Freitag zu Ende gegangen. Die Ernüchterung traf uns jedoch schnell und heftig. Heiko erzählte, dass von über hunderten Booten, die am ersten „Fightday“ auf dem Edersee gewesen sind, keine nennenswerten Fänge gemeldet wurden. Ein Ersatzplan musste her, damit wir die A7 nicht umsonst Richtung Süden entlang gejagt sind. Wir verlegten den Ausflug, der erst für den halben Rückreise-Sonntag geplant war, auf Samstag und fuhren schweren Herzens nicht auf den Edersee, sondern zu Boris, dem Betreiber einer Fischzucht mit angeschlossenem Angelpark und eigener Wildbachstrecke. Am VIP Teich drillte Heiko schon den ersten Wels, noch bevor wir die ganzen Sachen aus dem Auto ausgeladen hatten, „Ich mach mal ein Probewurf…“ So haben wir uns das Wochenende vorgestellt. Erst Heiko, dann Mirko. Jetzt war ich an der Reihe…

Normalerweise fischen wir als Quantum Specialist Angler mit Ruten der 10 – 20 Gramm Wurfgewichtsklasse auf Barsch oder mit 10er Geflochtenen vertikal auf Zander. Die Black Cat Rute mit einem WF bis 300 Gramm und die 35er Geflochtene fühlten sich Anfangs noch an wie Falschgeld. Aber auch Mirko stellte bald fest, wieso auch solche Ruten ihre Berechtigung haben!
 
Nach einem guten Stör als „Beifang“ drillte Mirko den zweiten Wels seines Lebens. Nicht dass wir nicht Erfahrung mit Meterhechten oder kapitalen Fischen aus Norwegen hatten, aber das hier war was ganz anderes! Diese Fische hatten Kraft. Sie kämpften mit brachialer Gewalt gegen die kreischende Rollenbremse. In einem fließenden Strom muss das Ganze noch eine ganze Spur heikler sein. In dem Teich von Boris kann ein Wels jedoch zum Glück nicht so weit reiß aus nehmen.

Man mag es kaum glauben, aber wir erwischten die Fische in einem wahren Fressrausch. Neben den zwei Tonnen Weisfisch, die der Betreiber der Anlage jedes Jahr an Futter in den See setzen muss, standen die Welse voll auf flachlaufende Wobbler wie den Belly Dancer in 14 cm oder große Swimbaits. Der dreizehnte Wels am Abend, mit dem letzten Wurf, als die Sachen schon fast alle wieder im Auto verladen waren, wollte es noch mal wissen. Er attackierte einen grün-roten Sparky Minnow und blieb am 6/0er Einzelhaken hängen. Der 80 – 100 Gramm Wurfgewichts-Spinnrute aus der Rhinoreihe wurde alles abverlangt. Die 40er Cabo hingegen lebte jetzt erst richtig auf. Die 20er geflochtene Sehne hingegen quälte sich von meiner Spule und drohte jeden Moment zu reißen. Die Bremse musste weicher eingestellt werden. Der Wels machte 30 Minuten lang, was er wollte. Er schwamm seine Bahnen durch den See und ließ uns machtlos zusehen. Nach dieser Zeit wurden die Fluchten kürzer und der Drill entwickelte sich zum Showdown im hüfttiefen Wasser. Eine spätere Messung ergab eine Länge von 185 cm. Für einen Wels keine Rekordgröße. Für mich aber ein Fisch, der 10 cm länger ist als ich selbst. Ein atemberaubender Moment, in dem man vor Aufregung jede Regel und Routine vergisst und voll aufgeht. Die Rute ist am Ufer in guten Händen. Mit der Hand wird der Wels am Maul festgehalten. Ein Maul, in das auch mein Kopf passen würde. Man weiß, was zu tun ist und dass da keine Zähne sind … oder sind da vielleicht doch welche? Jetzt oder der Fisch ist weg! Er fängt noch mal an, mit seinem gewaltigen Kopf zu schlagen. Ich merke, wie der Kiefer trotz festem Griff leicht in meiner Hand scheuert. Aber ich kann ihn halten, der Handschuh hält. Der Fisch ist sicher zur Landung.

Zusammen heben Mirko und ich dieses einzigartig gemusterte Tier auf die Abhakmatte, um ihn zu bewundern. Er muss genauso fertig sein wie wir. Er körperlich, wir nervlich. Wir genießen den Moment, machen ein Foto für die Ruhmeswand. Ein so einmaliges Wochenende ist jede Anstrengung und Strapaze wert gewesen!

Wer auch so ein Wochenende erleben will, der kann sich an die Angelschmiede in Ahlendorf wenden. Heiko wird euch mit Rat und Tackle zur Seite stehen. Um an dem VIP Teich der Fischzucht Wagner zu angeln, muss man sich jedoch vorher anmelden. Eine gute und günstige Unterkunft bietet in naher Zukunft die Fischzucht Wagner direkt am See an. Bis dahin findet man in der Anglerpension Unterschlupf.

Das Video des heißen Welsdrills findet ihr unter www.zebco.tv. Übrigens, es gibt noch eine Handvoll Restplätze für unser Raubfischseminar am Wilstedter See, nördlich von Hamburg. Dies findet am 26.-27. Juni 2010 statt. Auf Grund der großen Nachfrage ist ein Zusatztermin im Herbst bereits in Planung. Anmeldung, Fragen und weitere Infos unter quantumteamhh@googlemail.com.

Wir wünschen „Thight lines“, Mirko und Dennis