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25.07.2007

Browning Champions Trophy 2007: Triumph in blau und burgund

Mosella hat es zum ersten Mal geschafft, die erfolgreichste Mannschaft bei der Browning Champions Trophy zu stellen. Und im Einzel verbuchte Browning-Mann Matthias Weigang das beste Ergebnis für sich.

Wer zuletzt lacht, lacht am besten. So jedenfalls wird sich die Mosella-Truppe bei der diesjährigen Austragung der „Browning Champions Trophy“ gefühlt haben. Im Vorfeld waren sie noch ein wenig belächelt worden; denn bekannt starke Asse wie Günter Horler oder Michael Schlögl waren für das Einladungsangeln dieses Mal nicht in ihren Reihen. Sogar fand sich mit Steffi Bloch eine Frau in der Mannschaft. Konnte das gut gehen gegen die starke Konkurrenz aus ganz Deutschland, die Anfang Juli den Weg an den Elbe-Lübeck-Kanal fand?

Es konnte – und wie! Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung hatte die Truppe in blau mit insgesamt nur 38 Platzzifferpunkten am Ende die Nase recht komfortabel vor dem Team Browning (43,5 Platzzifferpunkten) und den Vorjahressiegern Sensas (47 Platzzifferpunkten). Und auch Steffi Bloch war nicht zum Kanonenfutter geworden, wie Nicht-Kenner der Szene vielleicht noch anfänglich vermutet hatten. Mit dem 9. Rang im Einzel ließ die hervorragende Stipperin mehr als dreiviertel ihrer männlichen Kollegen glatt hinter sich.

Der Elbe-Lübeck-Kanal, kurz ELK, bot in diesem Jahr als Veranstaltungsgewässer den Teilnehmern extrem gleichmäßige Bedingungen, wodurch den Beobachtern dieses Demonstrationsfischens für die Öffentlichkeit besonders interessante Einblicke und Vergleichsmöglichkeiten gegeben waren. Platzbedingte Fangunterschiede spielten kaum eine Rolle. Mit der richtigen Technik und der passenden Wahl der Taktik hatten die Angler es selbst in der Hand, in ihrem jeweiligen Sektor gut abzuschneiden. Gut 600 Zuschauer verfolgten an beiden Tagen zusammen dieses an für sich locker konzipierte Hegefischen, das aber von den Teilnehmern traditionell der Ehre wegen ernst genommen wird.

Kanalangeln vom feinsten war am ELK bei Güster angesagt. Präzises Füttern und Fischen auf der langen Bahn (11 bis 13 m), flexibles Abfischen des unmittelbaren Uferbereichs, und gelegentliches Ausprobieren des anderen Ufers mit der Matchrute. Rotaugen in den Größen von 20 bis 150 Gramm entpuppten sich als Hauptzielfische, wobei Barsche und Kaulbarsche zu den allgegenwärtigen Gästen auf den Futterpunkten zählten. Dicke Brassen jenseits der 1-kg-Marke waren die unkalkulierbare Klippe für die Angler, denn erstens war ihr Erscheinen kaum vorherzusagen noch durch eine spezielle Futtertaktik herbeizulocken, und zweitens waren sie an dem ultra-leichten Kleinfischsetup (Posen 0,5 bis 1,5 g, Haken Größe 22 bis 18, Vorfächer 0,07 bis 0,09 mm) an den Stippruten kaum zu bändigen. Und doch wurden sie vereinzelt gefangen und somit zu echten Bonus-Fischen.

Erstmals wurde am ELK mit Zuckmückenlarven gefischt. Normalerweise werden die hier nicht verwendet, aber der Veranstalter Zebco Sports Europe wollte den Teilnehmern diesen Köder nicht vorenthalten. Schließlich ist der Gebrauch dieser roten Köstlichkeiten für die Fische bei hochklassigen Gemeinschaftsfischen mittlerweile üblich.

Die Futtertaktik sah bei den meisten Mannschaften recht ähnlich aus: Zu Beginn wurde durchweg dunkles Futter und Zuckmücken in Ballen eingeworfen oder mit der Pole-Cup eingesetzt. Nachgefüttert wurde später hin meist nur noch mit der Pole-Cup, wobei dann verbreitet Lehm mit Zuckmücken eingesetzt wurde. Als erfolgreich stellte sich zudem heraus, im weiteren Verlauf der jeweiligen beiden Durchgänge verstärkt mit Pinkis nachzufüttern. Dies brachte letztlich bessere Rotaugen oder Brassen als Bonusfische an den Platz.

Am ersten Tag lagen die ersten 6 der 12 eingeladenen Teams noch dicht beisammen. Die Sensas-Truppe, deren Teammitglieder häufig an ähnlichen Kanälen fischen, führte nicht ganz unerwartet, wenn auch knapp vor Mosella. Die Teams von Geers, Maver, Browning und Grebenstein lagen jedoch noch alle in Schlagdistanz, den Gesamtsieg am zweiten Tag noch erringen zu können. Jedoch schienen die Teams von Mosella und Browning über Nacht ihre Hausaufgaben am besten gemacht zu haben und sie setzten die Erkenntnisse aus dem ersten Tag am besten in eine Erfolg versprechende Taktik um: Beide Teams fischten am zweiten Tag eine Klasse besser als die restlichen und verwiesen Sensas auf den dritten Platz.

Auf die vorderen Ränge in der Einzelwertung gab es eine Reihe von Anwärtern. So wurden Vorjahressieger Marco Beck (Sensas) und Vorjahresdritter Ralf Herdlitschke (Mosella) hoch gehandelt, aber auch Claus Müller (CM-Lockstoffe/Shimano), Harald Windel und Andreas Dahlke (beide Mosella), Thomas Pruchnowski oder auch Oliver Nitze (beide Geers) waren im Gespräch. Allesamt mit reichlich nationaler und internationaler Erfahrung ausgestattet. Nach seinen sehr guten Fangergebnissen aus den Vorbereitungstagen wurde aber auch Browning-Mann Matthias Weigang als Geheimfavorit genannt. Hierzulande war er als Stipper noch nicht so bekannt, weil er die Jahre zuvor meist an Veranstaltungen in Holland teilgenommen hatte.

Weigang scheint aber die harte holländische Schule der dortigen Friedfisch-Elite gut bekommen zu haben, denn mit viel anglerischer Klasse und einem Quäntchen Glück konnte er sich den Gesamtsieg im Einzel vor Ralf Herdlitschke und Lothar Ernst (Geers) sichern. Im zweiten Durchgang katapultierte ihn ein Bonusbrassen vom 2. auf den 1. Sektorenrang; doch Glück ist immer relativ und am Ende gleicht sich vieles aus. Am Vortag hat der Mann aus Düren noch zwei Brassen gleichen Kalibers verloren und so einen weit komfortableren Vorsprung verpasst.

Mit Tagesfanggewichten meist zwischen 1 und 3 Kilo in den jeweiligen Sektoren war das Rennen eng, was für die Gleichmäßigkeit der Strecke sprach. Insgesamt erbeuteten die 60 Angler der 12 Teams an zwei Tagen zusammen gut 170 kg Kleinfisch, die dem ELK aus Hegegründen entnommen und danach von Biologen des mit veranstaltenden Landessportfischer-Verbandes Schleswig-Holstein eingehend untersucht wurden. Rüdiger Neukamm, Biologe, zeigten sich vom Fangergebnis der hochklassigen Friedfischprofis begeistert: „Eine Veranstaltung wie die BCT ist eine hervorragende Ergänzung zu den übrigen Fangstatistiken, da mit sehr viel Aufwand und sehr hoher Motivation versucht wird, die Fischfauna im vorgegebenen Rahmen vollständig zu erfassen“.

Neukamm wünschte aus wissenschaftlicher Sicht eine erneute Austragung der Browning Champions Trophy an gleicher Stelle oder einem anderen Gewässer in seinem Zuständigkeitsbereich in Schleswig-Holstein. Doch im Sinne, dieses Demonstrationsfischen auch anderen Interessierten zugänglich zu machen, wird für das nächste Jahr ein neues Austragungsgewässer in einem anderen Bundesland gesucht. Dann müssen „Blau“ und „Burgund“ ihre Titel verteidigen.



Die Wertung hier zum Download (PDF: 30 KB)



Etwas glücklos: Kader-Angler Claus Müller, hier mit einem schönen Rotauge vom gegenüberliegenden Kanalufer, hatte am Elbe-Lübeck-Kanal nicht seine besten Tage erwischt.



Strahlende Mienen: Frerk Petersen (Veranstalter), Ralf Herdlitschke (2. Platz), Matthias Weigang (Sieger) und Lothar Ernst (3. Platz).




Große Freude über eine klasse Datengrundlage bei den Biologen: Der Fleiß der Angler erbrachte Tausende von Fischen, die es zu messen und untersuchen galt.



Brassen-Räuber: Lothar Ernst vom Team Geers gelang es als einem der wenigen, einige gute Brassen vom gegenüberliegenden Kanalufer „zu pflücken“.




Ohne Fleiß kein Preis: Marco Beck mit einem kleinen Kaulbarsch, wie sie den Teilnehmern zu Dutzenden an die Haken gingen.




Im vierten Jahr der Browning Champions Trophy erstmals oben auf: Die Mosella-Truppe und ihre Helfer feiern ihren Triumph überschwänglich.




Mücken zum Verzücken: Patrick Brehm vom Shimano-Team bereitet seine Zuckmückenlarven vor; bei der Browning Champions Trophy durfte das erste Mal mit ihnen gefischt werden.



Cuppen bei Nieselregen: Uli Prehn vom Browning-Team schiebt seine Kopfrute mit einem gefüllten Polecup raus.




Futterkontrolle: Ralf Herdlitschke beobachtet die Schiedsrichter beim Nachmessen der Futter- und Ködermenge. 7 Liter Futter waren zugelassen.




Eine Frau unter lauter Männern: Steffi Bloch von Mosella gab als Gesamtneunte dabei eine äußerst gute Figur ab.




Siegesgewiss oder einfach nur fröhlich? Matthias Weigang vor Beginn des zweiten Durchgangs.




Unbestechlich: Schiedsrichter Wilfried Wittger wiegt den Fang vom späteren Gesamtsieger Matthias Weigang.



Bonus-Brasse: Matthias Weigang präsentiert den Fisch, der ihm in seinen Sektor vom zweiten auf den ersten Platz brachte.




Zaungäste: entlang der gut 1 Kilometer langen, gut einsehbaren Strecke versammelten sich an beiden Tagen zusammen gut 600 Zuschauer immer wieder in kleinen Gruppen hinter vermeintlich interessanten Angler-Persönlichkeiten