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17.08.2006

Browning Champions Trophy 2006 – Die grüne Revanche

Im dritten Anlauf gelang dem Team Sensas der Sieg bei der Prestige-trächtigen Browning Champions-Trophy. Und das obwohl zwei ihrer Leistungsträger aus dem Vorjahr die Farbe gewechselt hatten und jetzt für Mosella an den Start gingen. Der MatchAngler war am Eixendorfer Staussee vor Ort.


(V.l.n.r.) Team Mosella, Frau Gückel (Bürgermeisterin von Neunburg vorm Wald), Team Sensas, Team Grebenstein

Schon im dritten Jahr ihres Bestehens ist die Browning Champions Trophy ein Meilenstein im Terminkalender der Friedfisch-Fans und fraglos das Prestige-trächtigste Einladungsangeln hierzulande. Kein Wunder, dass die insgesamt 14 teilnehmenden Teams die zwei Durchgänge sehr ernst nehmen und sich in den Tagen und teils auch an den Wochenenden zuvor vor Ort vorbereiten.

In diesem Jahr hatte Veranstalter Zebco Sports Europe den Eixendorfer-Stausee als Veranstaltungsort auserkoren, um einerseits den Süden der Republik in den Genuss des Events kommen zu lassen, als auch nach einer Kanal-Trophy (Gieselau-Kanal 2004) und einer Fluss-Austragung an der Saar (2005) einmal das Seenfischen mit Matchruten in den Mittelpunkt zu stellen.

Der Stausee in der Oberpfalz nahe Neunburg vorm Wald ist an für sich bekannt für hohe Fanggewichte, doch schon im Training zeichnete sich ab, dass wegen des kalten Frühjahrs alles ein wenig anders sein würde. Brassen machten sich auf weiten Strecken rar und so gab der Veranstalter zwei Tage vor Start der Trophy die Devise aus, dass entgegen erster Absicht neben den Brassen auch Rotaugen gewertet werden würden, um zahlreiche Nullfänger zu vermeiden. Taktisch für alle Teams eine Herausforderung, so kurzfristig auf die geänderten Vorgaben zu reagieren, aber immerhin für alle Teams die gleiche Situation.


Kleinfisch-Experte am Werk: Frank Thomas, Chefberater von Browning in England, versteht sich, kleine Fische zu verführen. Dieser Barsch kam indes nicht in die Wertung.

Kampf mit dem Wind
Der erste Durchgang fand bei einem Wetter statt, das wechselhafter nicht hätte sein können. Sonne und kurze, aber heftige Regenschauer wechselten sich ab und ein durchweg frischer und in Böen sogar stürmischer Wind machte den Teilnehmern das Leben schwer.

Nach den Trainingseindrücken war es unwahrscheinlich, dass die Mehrzahl der Angler an Brassen kommen würde. Und bei dem herrschenden Wind war es noch umso schwerer, eine Slider-Montage auf 40 m oder mehr Distanz zum Angelplatz sauber zu führen. So konzentrierten sich viele Teilnehmer zu Beginn auf die Kleinfischangelei im unmittelbaren Uferbereich, stellenweise sogar mit der 3-m-Rute hinter der Graskante, manche auch mit 13 m verkürzt.

Der A-Sektor war ein Paradebeispiel für diese Taktik. Hier lieferten sich Albert Wiederer (Browning) und Harald Windel (Mosella) einen wahren Kleinfischkrimi, den der Mosella-Mann knapp mit 800 zu 780 g bei jeweils mehr als 50 Fischen (!) für sich entscheiden konnte. Für den Sektorensieg reichte es dann doch nicht, denn Thomas Engert (Sensas), der noch am morgen bei der Platzverlosung das vermeintliche Pech seines Teams heftig beschwor, fing als einziger in A zwei Brassen und sicherte sich mit 1.740 g die „1“.

In Sektor B, der von den Einheimischen nachher als „dieser Sektor war noch nie gut am See“ charakterisiert wurde, kamen dann eine ganze Reihe höherer Gewichte um 4 kg und mehr. Die Spitze markierte der Sachse im Browning-Team, Thomas Schädel, der 5.400 g zur Waage brachte.

Im anschließenden Sektor C wurde die Luft dann schon wieder dünner, ab Platzziffer 4 waren nur noch Kleinfischsammler zu finden, lediglich drei Angler hatten den einen oder anderen Bonus-Fisch. Dem Norddeutschen Maik Erdmann aus dem Sarfix-Team, dem der aus seiner Heimat reichlich bekannte frische Wind nichts auszumachen schien. reichten 3.040 g locker für den Sektorensieg.


Ein Prosit der Gemütlichkeit: Herdlitschke und Beck vor dem ersten Durchgang entspannt und locker.

Beck mit Tagessieg
D und E waren für viele Teilnehmer unerfreuliche Sektoren, denn wer hier nicht richtig saß, hatte keine Chance. Die ersten vier Ränge des Sektors D wurden auf den Plätzen D1-4 ausgefischt, mit einem lachenden Peter Schürer von Sensas auf D2, der mit 6.240 g knapp die Nase vor Johnny Wollne vom Sarfix-Team (mit 140 g weniger) hatte. In E wiederum musste man hoch gelost haben, denn zum Streckenende kamen die höheren Gewichte. Ralf Herdlitschke (Mosella) musste sich mit 6.560 g dann doch recht klar Marco Beck von Sensas, der zwei Plätze neben ihm saß, geschlagen geben, der mit 9.380 g das Tageshöchstgewicht landete und Sensas den dritten (!) Sektorensieg am ersten Tag sicherte.

Bemerkenswert waren einige Schneider in der Strecke, teils weil sie einfach falsch saßen oder aber auch nicht die richtige Taktik gewählt hatten. Thomas Pruchnowsky von FTM Tubertini, zuletzt noch Sieger bei der Kader-Ausscheidung, war eines der Opfer in Sektor C, neben Michael Schlögl sitzend, der immerhin noch eine „6“ zusammen fischte.

Roberto Mazzasette von Sarfix entging einer totalen Pleite in Folge einer taktischen Fehleinschätzung nur durch „kreatives Eingreifen“: er hatte keine einzige Kopf- oder Kleinfischrute an seinem Platz und ganz auf Brassen gesetzt. Zum Schluss ermogelte er sich zwei kleine Rotaugen, in dem er eine Stippmontage an den Endring einer Matchrute ohne Rolle knotete und damit stippte. Die benachbarten Konkurrenten amüsierte es.
Unter dem Strich führte nach dem ersten Tag Sensas klar vor den überraschend starken Gastgebern vom Team Browning, die sich in den Vorjahren immer vornehm zurück gehalten hatten. Nach dem Auslosen des zweiten Durchgangs betrachteten viele den Wettbewerb dann auch schon als entschieden, denn Sensas hatte mindestens drei gute Plätze gelost, darunter für zwei ihrer Sektorensieger, womit sie (Engert und Beck, während Schührer in A das falsche Streckenende erloste...) Anwärter sowohl auf Einzel- als auch Teamtitel waren.

Aber auch Mosella hatte offenbar sehr gut gelost, nur war der Rückstand vermutlich zu groß, um Sensas noch abfangen zu können. Die zweitplatzierten Gastgeber Browning hingegen würden wohl für die Ungleichmäßigkeit der Strecke bezahlen müssen, denn vier ihrer fünf Angler saßen schlecht und so würden sie keine Gefahr für die führenden grünen Männchen von Sensas sein.


Nur nicht schummeln: Die Futter- und Köderkontrolle wurde sehr ernst genommen, aber genau wie Günter Horler (Bild) war bei allen Teilnehmern alles im grünen Bereich.

Spannung am Tag 2
Die Witterungsumstände waren am zweiten Tag ein wenig stabiler als noch am Vortag. Der Wind war nach wie vor frisch, erlaubte es Könnern aber, von vornherein auf Brassen auf Distanz zu setzen – wenn es denn der Platz vermeintlich hergeben würde. Einer, der eine solche Show abziehen wollte, war Claus Müller von FTM-Tubertini, der sich schon beim Aufbau zuversichtlich zeigte. „Ich werde auf 50 m fischen und auf 45 m füttern. Mit dem Wind von vorne habe ich so ideale Voraussetzungen, den Köder übers Futter treiben zu lassen.
Seine Zuversicht schien mehr als berechtigt zu sein, mit 7.740 g Gewicht deklassierte er die Konkurrenz im eigenen Sektor, zum Beispiel dem neben ihm sitzenden Gerrit Michelhans von Milo oder auch Mosella-Mann Günter Horler, die beide gerade mal ein gutes Kilo zusammen bekamen.


Vize-Juniorenweltmeister Peter Thomas aus England in ungewohnter Rolle. Wagglerfischen aud Distanz ist in seiner Heimat selten gefragt, für den einen oder anderen Brassen reichte es jedoch.

Im B-Sektor wehte der Wind mehr von der Seite, aber auch das hinderte Marco Beck nicht daran, mit dem Waggler auf Distanz die Wiederholung seines Vortages-Sektorensiegs anzustreben. Mit 6.500 g hatte er am Ende dann auch über 4 kg Vorsprung auf den Zweitplatzierten, obwohl er eine Reihe von Bissen – sehr zu seinem Ärger – versiebte. Aber das Gesamtgewicht aus beiden Durchgängen ließ ihn schon zuversichtlich auf den Gesamtsieg blicken, wobei er schon während des Angelns lakonische sinnierte: „Ich habe schon andere bedeutende Wettkämpfe gewonnen, wenn es kommt, kommt es eben.“

Im C-Sektor hätte ihm potentiell einer gefährlich werden können, Maik Erdmann von Sarfix peilte auch einen zweiten Sektorensieg in Folge an, aber die Summe seiner Fanggewichte reichte nicht annährend an die von Beck heran. Immerhin punktete hier Sensas-Mann Jung mit einer „2“, womit Sensas nach Schührers Platz- und Punktepleite in A (13,5 von 14 möglichen) und der „1“ von Marco Beck voll auf Titelkurs steuerte, während für Mosella lediglich Harald Windel in B mit einer „2“ den Funken blauer Hoffnung am Glimmen hielt.
Da nützte dann auch nichts, dass in D und E die Mosella-Cracks Schlögl und Herdlitschke aus ihren fraglos guten Plätzen mit zwei Sektorensiegen das Optimum herausholten. Michael Schlögl hielt in D den neben ihm sitzenden Thomas Engert von Sensas sicher auf Distanz, und Ralf Herdlitschke musste zwar fighten, um Max Huber von Maver knapp zu bezwingen, aber am Ende stand für beide die „1“.


Hoher Wasserstand: nicht die leichtesten Angelbedingungen, aber für erfahrene Cracks eine Herausforderung.

Sensas am Ende vorne
Am Gesamtsieg für die Sensas-Truppe änderte das nichts, auch wenn die Grünen mit Klaus Rometzsch in E nochmals eine 13 kassierten. Mit insgesamt 42,5 Platzziffern und 37.500 g Gesamtfanggewicht lag Sensas Deutschland letztlich doch noch klar vor Mosella (PZ 51, 35.270 g) und Vorjahressieger Grebenstein (PZ 63, 14.360 g).

In der Einzelwertung hatte wie gesagt Marco Beck den meisten Grund zu strahlen, während Maik Erdmann mit einer idealen Wertung von zwei Platzziffern etwas haderte, so knapp – nur auf Grund des geringeren Gesamtgewichts – einen so bedeutenden Sieg verpasst zu haben. Dritter mit einer Platzziffer mehr wurde Ralf Herdlitschke.

Bei einsetzendem Regen knallten die Sektkorken bei der Siegerehrung dann endgültig im grünen Lager, wobei es wohl geradezu eine Erlösung und vielleicht sogar ein wenig Genugtuung war. Sieger waren letztlich aber auch die Zuschauer, die den Weg in die Oberpfalz fanden. Trotz der nicht optimalen Umstände erlebten sie ein Friedfischangeln auf allerhöchstem Niveau, das im nächsten Jahr in eine neue Runde an einem bisher noch nicht bekannt gegebenen Gewässer gehen wird.


Marco Beck auf Siegeskurs: Mit solchen Brassen im B-Sektor punktete er für den zweiten Sekorensieg.


Der Mann kann auch mal lachen: Thomas Engert freut sich über den Sektorensieg am Tag 1.


Knapp vorbeigeschrammt: zwei „Einsen“ reichten Maik Erdmann von Sarfix nicht ganz zu Sieg.


Freuten sich riesig über den Sieg: Sensas hatte einen satten Vorsprung vor dem zweitplatzierten Mosella-Team.


König Marco: verdienter Gesamtsieger im Einzel der dritten Browning Champions Trophy.


Die genauen Ergebnisse können Sie hier als PDF downloaden (0.44 MB)