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06.12.2004

Der neue Trend von der Zanderkant – „Abstauben“ mit der „Kurzen“!

Von Jörg Strehlow

„In der Kürze liegt die Würze!“ behauptet der Volksmund stur. Das dieses Motto auch einmal für unsere Angelei eine besondere Bedeutung erlangen würde, das war bisher nicht unbedingt abzusehen! Da wir vom www.der-angler.de -Team  allerdings wahre „Faulenzer“ wären, wenn wir uns auf dem großen Erfolg unserer gleichnamigen Technik dauerhaft ausruhen würden, bereichern wir die Hamburger Zanderkant (und womöglich wieder die bundesweite Zanderszene – zumindest dort, wo es die Gewässerstruktur hergibt) jetzt um eine weitere, völlig neue Art, dem beliebtesten Raubfisch Deutschlands nachzustellen: Wir nennen es mal „Abstauben“! So ein wenig kommt man sich beim Fangerfolg mit dieser Technik nämlich schon vor, wie der Stürmer vor dem freien Tor…
Spaßfaktor und Adrenalinausschüttung dabei betragen100 Prozent! Der Materialeinsatz ist erneut, wie schon beim „Faulenzen“, gering und mit einer kleinen Investition zu wuppen. Gerade in der bevorstehenden Winterzeit sind beeindruckende Fangerfolge mit der neuen Technik fast schon zwangsläufig: Niedrige Wassertemperaturen treiben Futterfische und somit auch die Zander in tiefe Gewässerregionen. Der Stoffwechsel der Zander wird deutlich träger und sie entwickeln das Temperament einer Schlaftablette! Diesen alljährlichen Werdegang vorausgesetzt, habe ich eine spezielle Angeltechnik und eine Rute entwickelt, die uns quasi dazu zwingen, unser anglerisches Temperament zu zügeln – und schlicht „abzustauben“. Sanfteste Köderbewegungen bringen jetzt den Fisch! Und gerade jetzt schlägt die Stunde der Köder ohne Eigenaktion.
Was zuvor lediglich ein Impuls für unsere „Faulenzertechnik“ war, wird nun 1:1 umgesetzt: Die holländische Art des „Vertikal-Angelns“! Allerdings in verschärfter Form. Und erneut, ganz hanseatisch zurückhaltend, ohne Boot und vom Ufer aus. Besser noch: Direkt vor unseren Füßen! Schon länger habe ich diese Angeltechnik an den hohen Spundwänden im Hamburger Hafen umgesetzt. Teilweise extrem erfolgreich! Bisher jedoch mit Ruten, die eindeutig zu lang waren, um den Köder direkt an der Mauer senkrecht zu zupfen. Jedes mal musste ich mit der Rutenspitze nach rechts oder links ausweichen, wenn der Köder auf die Mauer zulief. Oder ich musste die Rutenspitze nach unten senken, was die Köderführung gewaltig erschwerte. Am Ende hatte ich die besten Erfolge mit ganz steiler Rutenführung – so konnte der Köder quasi an der Spundwand kratzen. Allerdings mit dem gewaltigen Nachteil, dass ein kräftiger Anhieb kaum mehr möglich war. Da war die Idee nahe liegend, den optimalen „Hebel“ für diese sehr spezielle Fischerei zu entwickeln: Nah an der Mauer, direkt vor den Füßen – und dennoch mit genug Kraft für den Anhieb. Dabei herausgekommen ist eine Rute, die 1,20 Meter misst, einteilig und knochenhart ist. Dennoch federt die „Kurze“ Kopfstöße kämpfender Zander herrlich ab, die Aussteiger-Quote ist sehr gering. Zusammen mit einer kleinen Stationärrolle und 0,12er geflochtener Schnur wiegt die Ausrüstung gerade mal so viel, wie eine Portion Pommes mit Majo!
Zur „Abstauber“-Technik: Wir lassen den Köder an einer tiefen Stelle, direkt an der Spundwand, einem Bootssteg oder einem Schiffsanleger unter der Rutenspitze ab. Ideale Herbst- und Winterstellen sind Plätze, an denen direkt vor den Füßen die größten Wassertiefen im näheren Bereich gemessen werden und der Boden hart ist. Strömungsarme oder stille Gewässerbereiche (Häfen!) sind immer ein heißer Tipp. Wahre „Knaller“ sind Kanten, die man unter der Rutenspitze befischen kann! Wenn der Köder am Grund angekommen ist, spannen wir die Schnur und heben ihn in ein bis maximal zehn Zentimeter hohen Phasen an. Dann senken wir ihn an gespannter Schnur wieder zum Grund. Eine gelbe Geflochtene erleichtert uns die Köderkontrolle. Selbst starker Wind kann uns beim „Abstauben“ keinerlei Probleme bereiten! Einen Fehler machen Sie, wenn Sie nun statisch immer nur den gleichen Punkt abfischen. Suchen Sie besser die Spundwand ab, indem Sie mit dem Köder „gassi gehen“! Dann erfahren Sie auch schnell, wo sich tiefe Löcher, Kanten oder unattraktive weiche Bodenpassagen befinden. Wenn Sie nun aber den ersten Biss hatten, dann können Sie von mehreren Zandern am gleichen Punkt ausgehen! Hier lohnt sich jetzt Zähigkeit. Dieses Rudelverhalten ist gerade in der kalten Jahreszeit absolut typisch.
Topp-Tipp: Den Köder einen oder zwei Zentimeter anheben und einfach über Grund in der Waage schweben lassen! Ganz sachte aus dem Handgelenk den Köder wippen lassen – das bringt’s!
Der ideale „Abstauber-Köder“ ist mindestens fünf, idealer Weise aber zwischen 10 und 15 Zentimetern lang. Beste Wahl sind unsere 14 Zentimeter langen, schlanken Zanderkantköder ohne Eigenaktion oder bestenfalls mit minimalem Spiel (in Kürze wieder in unserem Shop erhältlich!). Auch wenn das federleichte Gerät zum Einsatz kleinster Köder verleitet: Bedenken Sie bitte, dass ein Zander im eisigen Wasser lieber einen nahrhaften, größeren  Happen als einen allzu schnell verwerteten Bissen aufnimmt! Die Farben sollten nicht allzu poppig sein. Wir fangen auch im Winter am allerbesten mit natürlichen Köderfarben. Sehr wichtig bei der Ködermontage ist (wie schon beim Faulenzen) ein durchsichtiges Fluorocarbonvorfach.
Bei Wassertiefen bis zehn Meter haben sich 10 bis 14 Gramm schwere Schlittenköpfe in der Praxis bewährt. Sie sinken gerade und kopf voran zum Grund, während zum Beispiel Rundköpfe ein leicht taumelndes Spiel haben – und das mögen Kaltwasser-Zander nicht! Verzichten Sie niemals auf die Montage eines Schwanzdrillings und achten Sie darauf, dass der Köder waagerecht vor Ihnen im Wasser steht.
Wenn Sie diese Tipps berücksichtigen, dürfte Ihrem Einstieg als „Abstauber“ kaum mehr etwas im Wege stehen. Ideale Voraussetzungen finden Sie selbstverständlich am besten Zandergewässer Deutschlands, dass gerade in den kalten Monaten nochmals eine Schippe zulegt! Wenn Sie uns also an der Zanderkant in Hamburg besuchen möchten und wenn Sie Lust haben, unsere Techniken direkt vom Urheber zu erlernen, dann besuchen Sie uns doch mal bei einem unserer Wochenend-Seminare in der Hansestadt.

Anm. d. Red: Ganze 80 Gramm „schwer“, 1,20 Meter lang, einteilig und zäh wie die sieben Leben einer Katze: Die „Crypton Zander boat – by Jörg Strehlow“ ist die ideale Rute für die beschriebene Angeltechnik. In Kürze auch bei Ihrem Fachhändler – für ganze 68 Euro unverbindliche Preisempfehlung!

 
Zu klein sollten die Köder nicht sein. Auch wenn es zur Rute passen würde.Schnelle Reaktion - beim Abstauben kein Zufall: die Kurzdistanz macht’s möglich!
 
 
Was für ein Erfolg beim Test: Michi mit dem nächsten starken Abstauber-Zander!Natürlich steht auch der Zanderkant-Nachwuchs auf Köder vor unseren Füßen.


Ohne Kescher geht es nicht – die „Kurze“ braucht stets Landehilfe. Gekonnt unterfängt Michi den starken Fisch mit dem Kescher.

Wir sind gespannt: Werden aus „Faulenzer“ im Winter „Abstauber“?