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25.11.2003

Kapitaler Doppelschlag

An dieser Stelle war das Welsangeln schon mal Thema (siehe im Archiv unter: „Zerreiß-Probe“). Neben den dort genannten Hot Spots Po (Italien) und Riba Roja (Spanien) „wallert“ es auch in französischen Flüssen gewaltig. Manoël Vautrin stellte dies im August 2001 eindrucksvoll unter Beweis. Hier sein packender Fangbericht. Den richtigen Riecher muss man haben: Beim Driftfischen auf der Saône im August trieb 2001 ich mit meinem Boot gerade über einen tiefen Gumpen, als ich einen gigantischen Schwall an der Oberfläche unmittelbar neben meinem Schwimmer sah. Solch ein Strudel konnte nur von einem kapitalen Wels herrühren. Vermutlich hatte er meinen Köderfisch attackiert, diesen aber wieder los gelassen, bevor die Pose abtauchen konnte. Bis auf’s Äußerste gespannt driftete ich weiter. Vor meinem inneren Auge spielte sich diese Szene immer wieder ab. „Es muss wirklich ein sehr großer Wels gewesen sein“, redete ich mir ein. „Ein kleiner hätte niemals einen so großen Schwall verursacht.“ Oder sollte ich mich täuschen? Nach einer guten Stunde warf ich den Motor an, um das Boot wieder flussaufwärts zu versetzen und nochmals über den besagten Gumpen zu driften. Ein goldrichtiger Entschluss: An exakt der gleichen Stelle wie beim Schwall bei der ersten Drift hatte ich dieses mal einen vorsichtigen Biss. Langsam tauchte die mit einem Aal beköderte Pose ab. Der Anhieb saß und ich konnte nach einem viertelstündigen Kampf einen Wels von 2,14 m Länge und stolzen 65 kg Gewicht landen. Leider verhinderte eine Drillverletzung, das riesige Wels-Weibchen später zurück zu setzen. Wo einer Wels haust, ist auch ein zweiter Einige Tage sonnte ich mich im Glanz dieses Traumfangs. Doch schon an dem Abend, an dem ich den Urian fing, verfolgte mich der Gedanke, die selbe Stelle nochmals zu beangeln. Ich vermutete nämlich, dass das Verhalten dieses Fisches mehr durch Aggressivität und den Schutz seines Laichplatzes bestimmt war als durch Hunger. Und wenn ich mich darin nicht täuschte, musste dort eigentlich ein zweiter Wels zu finden sein, der den Schutz des Geleges übernommen hatte – es ist erwiesen, dass Welse monogam leben. Also lag für mich die Vermutung nahe, dass sich in der Nähe ein kapitaler Welsbulle aufhalten musste, über dessen Größe ich nicht nachzudenken wagte. Ich ließ eine Woche verstreichen, um an der Stelle Ruhe einkehren zu lassen. Dann versuchte ich erneut mein Glück: Mir gelang es, das Boot exakt den gleichen Kurs driften zu lassen wie am vorher gegangenen Samstag. Gleich bei der ersten Überquerung des Gumpens erfolgte eine wütende Attacke auf meinen Köder – diesmal eine Schleie. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Doch der Fisch ließ den Köder wieder los. „Genau wie beim ersten Mal“, dachte ich. Behutsam und leise unterbrach ich meine Drift, holte meine Schnüre ein und entfernte mich rudernd von der „magischen“ Stelle, um sie mit dem Motor weiträumig flussaufwärts zu umfahren. Ich passierte die Senke ein zweites Mal. Und auf den Meter genau an der gleichen Stelle erfolgte erneut ein heftiger Biss auf meinen Köderfisch – eine fette zweipfündige Brasse. Nervenkrieg bis zum Anhieb Doch wieder das gleiche Spiel, die Brasse wurde sofort wieder los gelassen. Beim dritten Versuch dann bot ich einen Aal an. Der Biss ließ nicht lange auf sich warten und der Fisch nahm dieses mal langsam Schnur. Mit beiden Händen ergriff ich die Rute und setzte einen harten Anhieb. Sofort leistete der Räuber heftigsten Widerstand. In den ersten Minuten war ich mir über die Größe des Fisches nicht sicher. Der Wels hatte mir erst eine Kostprobe seiner Kraft gegeben. Ich kann im nachhinein nicht mehr sagen, wie lange der Drill insgesamt dauerte. Mindestens eine halbe Stunde leistete der Fisch an der geflochtenen Schnur von 70 kg Tragkraft erbitterten Widerstand. In den letzten Minuten des Drills musste ich sogar mit Hilfe vom Bootsmotor hinterherfahren, da der Wels fast die ganze Schnur von der Rolle gezogen hatte. Nachdem der Fisch sich endlich ergeben hatte, wog ich ihn. Der Riese war noch größer als der Wels vom Wochenende zuvor: Er brachte bei 2,16 m Gesamtlänge stattliche 72 kg auf die Waage.